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Auf Couchtour

Auf Couchtour

Titel: Auf Couchtour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ramona Wickmann
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mich mit dem Fuß an.
    »Yes. Ein Officer brachte den Koffer herein und legte ihn auf den Schreibtisch. Stiller öffnete ihn und bestätigte einen eindeutig männlichen Inhalt. Es waren zwar weder ein Playboymagazin noch ein Anzug drin, aber ein Rasierapparat, Boxershorts und sonstiges Männerzeug. Fakt ist, ich hatte recht. Ich erkannte so etwas wie Respekt in Stillers Miene und fühlte mich sogleich aufgefordert, ihm von meinem ausgeprägten Geruchssinn sowie der Szene vor der Toilette im Wartesaal zu erzählen, wo sich Bolle bei den Männern eingereiht hatte. Ich schmückte die Geschichte noch ein wenig aus und würzte sie mit einer Prise Scharfsinn, während ich Troys bewundernde Blicke genoss. Charline, wir waren frei.«
    »Und Bolle? Auf und davon? Die Zeugen durften doch nach der Befragung gehen.«
    »Alle bis auf Frau Angaard, ich meine Bolle, da ja sein Koffer anfänglich nicht auffindbar war. Es lief folgendermaßen ab: Den Officern in den Büros wurden unsere Pässe ausgehändigt, je zur Hälfte. Während des Verhörs durchsuchten ihre Kollegen in einem separaten Raum das Gepäck desjenigen, der gerade befragt wurde. Kam ihnen etwas sonderbar vor, riefen sie im Büro an. So wie vorhin. Stiller, Troy, Aaron und McGee konnten dadurch gleich reagieren und den Zeugen darauf ansprechen. Man hatte Bolle verboten, sich zu entfernen, bevor sein Gepäck kontrolliert worden war. Jetzt würde man seinen Pass unter die Lupe nehmen und die Fälschung aufdecken. Mads Bondeknolds wahre Identität, sprich sein Vorstrafenregister, hatte man sicher längst ermittelt. Ein Anruf bei den Kollegen in Dänemark und die Verbindung zwischen den Beiden flog auf. Fall erledigt. Ich hoffte nur, in meinem Koffer befand sich nichts, was mich kompromittieren konnte. Aber soweit ich mich erinnerte, lagen meine ausgeleierten Liebestöter versteckt zu Hause im Schrank. Unter Garantie riefen die Officer im Gepäckraum auch mal aus Spaß an und gaben zur allgemeinen Belustigung intime Wäsche-Details preis. Sind ja auch nur Menschen. Aaron hat sich jedenfalls gleich, nachdem du raus warst, bei seinen Kollegen nach deinen Dessous erkundigt.«
    »Blödbröd.«
    »Wieso? Du zeigst ihm später eh alles!«
    »Verdammt, Rita.« Charline zwickt mich in die Wade. »Autsch.« Ich ziehe mein Bein zurück und mime das Unschuldslamm: »Ich halte mich nur an deine Wünsche.«
    »Stiller gab via Handy die Anweisungen zur Festnahme durch. Er winkte dem Kofferkuli-Officer, ihm zu folgen. Bevor er sich zum Gehen umwandte, schaute er mir in die Augen. Ich richtete mich auf, schlug die Hacken zusammen und stand ihm schnurgerade gegenüber, wie ein Soldat in Erwartung eines Himmelfahrtskommandos. Seine Blicke röntgten mich derart durchdringend, dass ich mich nackt fühlte und vorsichtshalber meine Arme vor der Brust verschränkte. Was wollte er bloß? ›Frau …‹ Er rieb sich das Kinn. ›Engel‹, half ihm Troy auf die Sprünge. ›Sagte ich doch‹, knurrte er unwirsch zurück. ›Frau Engel, Sie haben einen gut bei mir.‹ Anerkennung fiel ihm schwer, deshalb brachte er die Worte nur im Flüsterton über die Lippen. ›Wie bitte?‹, hakte ich nach. Doch statt folgsam zu wiederholen, zischte er knapp: ›Ich mag Frauen mit Spürsinn, trifft man selten.‹ Er tippte zum Abschied zwei Finger an seine Stirn, nickte italienisch rückwärts und eilte mit großen Schritten aus der Tür, den Kofferkuli-Officer im Schlepptau. Er wollte unbedingt bei der Verhaftung dabei sein. Vielleicht würde sich Bolle wehren und um sich schlagen. Für ein paar Fausthiebe war Stiller ja immer zu haben. Die Tür ließ er offen. Troy und ich hörten, wie die Officer draußen von ihren Stühlen aufsprangen und ihrem Chef nachtrabten. Dann wurde es still. Charline, ich hatte einen gut! Ich hatte einen gut bei Inspektor Brighton Stiller – der Oberhammer! Okay, in dem Moment wusste ich nichts damit anzufangen, aber mit diesem Plus erschien mir mein Leben auf einmal um so vieles reicher. Dieser Mann schenkte mir einen Joker, der mir quasi völlige Immunität garantierte, egal, was ich anstellen würde. Selbst wenn ich ihn niemals bräuchte, reichte es mir, zu wissen, dass ich ihn hatte.
    Troy suchte die Pässe zusammen. Er überreichte mir meinen. Sein Daumen überdeckte mein nasenloses Foto. Ich griff danach, aber er hielt fest. ›Gute Arbeit‹, vollendete er Stillers Lob, ganz ohne Haspler, allerdings mit abschließendem Pfiff. Es passte irgendwie. Ich erwähnte beiläufig,

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