Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf Couchtour

Auf Couchtour

Titel: Auf Couchtour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ramona Wickmann
Vom Netzwerk:
dass wir ja nun endlich im Heavens Door in Westminster, Victoria Street, Zimmer 42, einchecken könnten. Vorausgesetzt, wir fänden das Hotel, wo wir doch zum ersten Mal in London waren und uns so überhaupt nicht auskannten. Ich hoffte, er verstand meinen Wink mit dem Zaunpfahl. Troy reagierte wie euer Opel: langsam, zögerlich, aber dann mit einem tosenden Geräusch. ›Darf ich Sie hinfahren? In circa einer Stunde bin ich hier fertig. Das ist das Mindeste, was ich für Sie tun kann, nachdem, was Sie für uns getan haben, Frau Engel.‹ ›Mein Name ist Rita.‹ Ich senkte den Blick, aber er fing ihn auf. ›Troy, ich heiße Troy‹, antwortete er mit einem Lächeln. Na also, ging doch. Das lästige Gesieze war schon mal passé. Ich fand es herrlich, für nichts und wieder nichts beweihräuchert zu werden. Was hatte ich schon zur Aufklärung beigetragen? Irrelevant, wichtig war nur, dass er, Troy, mich für ein Genie hielt. Ich nahm dankend an und verabredete mit ihm einen Treffpunkt am Ausgang.
    Wir machten uns gemeinsam auf den Weg zur Halle. Auf halber Strecke schlossen Aaron und McGee zu uns auf. Sie hatten ihren Anteil der Pässe bei sich. Ich fühlte mich wie einer aus dem Ermittlungsteam. Troy berichtete seinen Kollegen auf seine Weise von meinem grandiosen Spürsinn. Ich erntete noch mehr Lob und schritt damit überladen, lässig wie ein Cowboy, neben den Männern her.
    In der Halle schien die Aufregung groß zu sein. Geschrei schallte uns entgegen. Von mir aus hätte der Weg ein paar Kilometer weit sein können. Troys Nähe war mir so angenehm wie eine Daunenjacke im Winter. Er roch unglaublich gut, und wie blendend er aussieht, weißt du ja. Ich liebe lange Haare – er trug seine dunkelbraune lockige Mähne, die ihm bis auf die Schultern fiel, zu einem Zopf gebunden. Ein Anblick für die Götter. Ganz anders, Bolle. Er war umzingelt und fest im Griff der Beamten, strampelte, fluchte und spuckte. Sein Rock rutschte ihm unanständig weit hoch und entblößte seinen nackten Hintern. Durch das Gerangel hing sein Slip auf halb acht. Dieser Anblick und die Vorstellung von dem, was mich erwarten würde, wenn er sich umdrehte, zwang mich, meine Augen abzuwenden. Ich bin in der Beziehung hartgesotten, aber das sprengte den Rahmen des Zumutbaren. Bah! Die Beamten führten Bolle mit viel Spektakel ab, Stiller vorneweg. Alle im Raum klatschten Beifall. Die Erleichterung war in den Gesichtern der Umstehenden zu lesen. Du kamst auf uns zu. Aaron begrüßte dich mit: ›Hallo, Charline.‹ Ohne sich um Höflichkeitsregeln zu kümmern, ging er einfach vom Sie zum Du über. Er vergeudete keine Zeit. In seiner Stimme schwang eine Ekstase, die dich puterrot anlaufen ließ.«
    »Na, schönen Dank auch.«
    »Charline, das Rot stand dir wunderbar und bot einen hervorragenden Kontrast zu deinem hellblauen Schal. Es verlieh dir eine unschuldige Note, die ihn ungeheuer anmachte. Er stellte sich so dicht neben dich, dass seine Hand deine berührte. Immer wieder flüsterte er dir etwas zu und streichelte dabei deine Haut mit seinem Atem.« Charline kriegt eine Gänsehaut, die ich sogar bei Schummerlicht sehen kann, und zieht den Kopf zwischen ihre Schultern.
    »Was hat er gesagt?«
    »Gehaucht, trifft es besser. Mit samtiger Zungenspitze bereitete er dein Ohr auf seine Worte vor.«
    »Was, Herrgott noch mal!« Na, da ist aber jemand gespannt. Gut so.
    »Dass er sich auf heute Abend freue und mit dir schick ausgehen möchte – ferner alles, was die Komplimentekiste hergab: von schöne Augen bis schlanker Fuß. Zwing mich bitte nicht zu einer Aufzählung.« Charline beugt sich vor und hat dabei einen Bettelblick drauf, der nur eine Antwort zulässt: »Nein!« Sie schmeißt zähneknirschend den Kopf zurück. Bevor sie noch einen Versuch startet, mir Aarons Nettigkeiten im Detail abzuringen, fahre ich schnell fort: »Ihr wurdet beobachtet. Der Schnauzbart beäugte euch missmutig. Keiner außer mir hat’s bemerkt, und das machte ihn noch grimmiger. Er zwirbelte aggressiv an seinem Barthaar herum. Er wünschte sich eine Handgranate, um sie euch direkt vor die Füße zu schmeißen. Doch selbst eine Explosion hätte euer inniges Getuschel nicht stören können.« Dafür ernte ich ein breites Lächeln. Na, bitte.
    »Kaum war ihnen der Schreck aus den Gliedern gewichen, begannen die Passagiere angeregt zu diskutieren. Statt sich endlich in den Urlaub zu verabschieden, hatten die Leute eher das Bedürfnis, sich auszutauschen, was ich nicht

Weitere Kostenlose Bücher