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Auf Couchtour

Auf Couchtour

Titel: Auf Couchtour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ramona Wickmann
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nachvollziehen konnte. Ab und zu drang aus dem Gemurmel ein ›Das wusste ich gleich‹ oder ›Die kam mir von Anfang an suspekt vor‹ an unsere Ohren. Alles Klugscheißer, dachte ich. Die rafften gar nichts – wahrscheinlich Krankengymnasten. Manche stritten sich sogar. Inspektor Brighton Stiller sorgte endlich für Ruhe. Er informierte uns, dass drei Officer – dabei verwies er mit einer Geste auf Troy, Aaron und McGee – am Ausgang der Halle unsere Pässe herausgeben würden. Ich hatte meinen ja schon. Wir sollten uns anschließend in Gruppen von je zwanzig Personen formieren und von einem Officer, den er ebenfalls per Fingerzeig abkommandierte, zur Passkontrolle führen lassen. Unser Gepäck sei bereits auf dem Weg und erwarte seine Besitzer auf den Förderbändern direkt hinter dem Kontrollschalter. Bevor sich jemand rührte, fügte er scharf hinzu, der Fall gelte derzeit als offenes Ermittlungsverfahren. Niemand dürfe das Land verlassen. Jeder Zeuge solle sich für weitere Befragungen bereithalten. Alle Betroffenen würden umgehend informiert, sobald der Fall offiziell abgeschlossen sei. Das wiederum verstand keiner. Der Schnauzbart war versucht, laut zu fragen, was genau hier noch zu klären sei. Stiller bemerkte den potenziellen Aufrührer und wies ihn mit Blicken zurecht. Er duldete keinen Zweifel an seinem Wort.«
    »Na, mit dem Schnauzbart hast du’s aber auch, der kriegt ja eins nach dem anderen ausgewischt.«
    »Verdient, Charline, verdient. Wir verabschiedeten uns von unseren Herzbuben und schlossen uns der ersten Gruppe an. Es dauerte ein Weilchen, bis wir vollzählig waren. Wir nutzten die Zeit, um Troy und Aaron zu beobachten, quasi zur emotionalen Einstimmung auf das, was uns bitte bald erwarten würde. Aaron erwiderte deine Blicke im Sekundentakt und warf dir in ebenso schneller Abfolge Luftküsse zu. Troy war wesentlich sparsamer mit seinem Interesse für mich. Er fühlte sich bedrängt. Die Leute redeten auf ihn ein und wollten ihm Einzelheiten über den Fall entlocken. Zudem starrten sie ihn an, weil er quietschte, wie ein altes Gartentor. Er war so tapfer. Mein Herz flog ihm zu und umarmte ihn dafür. Bevor wir uns auf den Weg machten, rief er mir zu: ›Bis gleich!‹ ›Am Ausgang‹, erwiderte ich, so breit grinsend, dass sich meine Mundwinkel am Hinterkopf berührten. Du wolltest wissen, was los sei, ob du was verpasst hättest. Ich erzählte es dir in allen Einzelheiten auf dem Weg zur Sicherheitsschleuse.

Durchgeschleust
    Terminal eins besteht, wie jede andere Abfertigungshalle, aus zwei Bereichen: einem luftseitigen, in dem man sich befindet, bevor man die Kontrollen passiert, und einem landseitigen. Zur Landseite gehören sämtliche öffentlich zugänglichen Zufahrtswege und -straßen sowie die Haupthalle, der Check-in-Schalter und so weiter. Hab ich nachgelesen, wusste ich vorher auch nicht.«

    Für Sie zur Info: Genau wie ich ist Charline noch nie geflogen. Wem also bei meinen Beschreibungen die Haare zu Berge stehen, der möge mir meine Unwissenheit in puncto Flugverkehr verzeihen. Wenn Sie etwas über Heathrow wissen möchten, besorgen Sie sich bitte entsprechende Literatur oder googlen Sie. Das hier ist kein Sachbuch, sondern ein Unterhaltungsroman. Einen Lerneffekt will ich zwar nicht ausschließen. Er findet aber hoffentlich auf einer anderen Ebene statt. Wer sich wie ich in einer unzufriedenen Phase befindet, wird wissen, was ich meine. Also noch mal: Es ist ein Traum, nur eine Couchtour, okay?!

    »Wir, auf der Luftseite, näherten uns mit jedem Schritt einem unfassbaren Menschenauflauf, der auf seine Abfertigung wartete. Der Officer verabschiedete sich und bahnte sich seinen Weg zurück, um die nächsten abzuholen. Da standen wir, mitten im Gewühl, unserem Schicksal überlassen. Uns blieben zwei Möglichkeiten: Hier in einem Potpourri von Ausdünstungen und verbrauchter Luft zu warten oder uns ein bisschen in den Geschäften die Zeit zu vertreiben. Während ich überlegte, hattest du bereits entschieden. Mit dem Wort Schuhe auf den Lippen bist du wie ferngesteuert losmarschiert. Ich hinterher. Du musstest mir versprechen, nichts zu kaufen, bevor ich dich ungehindert jedes Paar anprobieren ließ. In knapp einer Stunde waren wir mit Troy verabredet, dementsprechend ungeduldig reagierte ich, als du alle Schuhe noch einmal anziehen wolltest. Ich zerrte dich unter Protest aus dem Laden. Die Verkäuferin würde den ganzen Nachmittag brauchen, um dein Chaos aufzuräumen.

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