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Auf Couchtour

Auf Couchtour

Titel: Auf Couchtour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ramona Wickmann
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einfach unbeschreiblich. Quer über seine Brust zog sich eine Narbe – mindestens so lang wie dein Unterarm. Verdammt, sah das sexy aus. Du hast sie mit deiner Zunge nachgezeichnet, was ihn rasend machte. Er schob deinen Rock hoch und riss dir Strumpfhose und Slip mit einem Griff vom Leib. Dann entledigte er sich seiner Hose, und das nicht minder flott. Deine Beine umschlangen seine Hüften. Dein Becken streckte sich ihm fordernd entgegen. Er stieß zu. Charline! Du hast ein Gesicht gemacht wie eine Kuh, wenn’s blitzt. Deine Augen waren, genau wie dein Mund, weit aufgerissen.«
    »Was soll denn das? Ich mache nicht so’n Gesicht beim Sex.«
    »Sicher nicht beim Sex mit Bernd. Da hast du bestimmt einen verkniffenen Ausdruck drauf, so wie jemand mit Verstopfung, Migräne oder einem offenen Schienbeinbruch.«
    Charline verdreht lächelnd die Augen. Ein bisschen Wahrheit ist wohl dran an meiner Vermutung, sonst wäre ihr Einspruch heftiger.
    »Hat Aaron das auch so gesehen?«
    »Ach was, der hatte dein Ohrläppchen zwischen den Zähnen und war so was von in Aktion, total irre und völlig weggebeamt. Er fand einfach alles an dir erregend.«
    »Hatte ich …, na du weißt schon …?«
    »Klaro. Und was für einen. Zumindest hörte es sich so an. Du warst sogar kurzfristig gelähmt, wie ich, wenn ich hinten auf dem Rücksitz bei euch mitfahren muss. Aaron hielt dich in seinen Armen. Er wollte dich nie wieder loslassen. Ihr wart ein perfektes Paar – rein äußerlich zumindest. Ich weiß ja nicht, was aus euch geworden wäre – im Alltag, meine ich. Vielleicht hätte er dir irgendwann wehgetan oder schlimmer noch, dein Herz gebrochen. Ich glaube, Leidenschaft existiert grundsätzlich nur für den Moment. Es ist etwas, das die Zeit nicht überdauert, genau wie Glück oder Freude. Alle intensiven Gefühle sind vergänglich. Ich kenne keinen, der sich permanent freut. Es ist daher gerecht, dass auch niemand immer traurig sein muss. Außerdem, wären wir ständig glücklich, wüssten wir es nicht zu schätzen, weil es für uns normal wäre. Gutes und Schlechtes gehören zusammen, das eine kann es ohne das andere nicht geben.«
    »Ich hätte nichts dagegen, immer glücklich zu sein.«
    »Ohne zu wissen, du wärst es? An das Gute gewöhnt man sich schnell. Nein. Wir leben von diesem Wechselspiel, weil es uns formt und prägt. Du kennst meine Klassifizierungen von Unzufriedenheit. Wir beide sitzen hier und heute zusammen, weil wir in einer Krise stecken, nicht, weil wir glücklich sind. Im Grunde genommen ist Frust absolut positiv zu bewerten, weil er uns zum Handeln zwingt, wenn wir uns erst mal in Phase drei befinden. Zufriedene Menschen verändern gar nichts, warum auch, es ist doch alles prima. Es sind die Unzufriedenen, die erfinden, kämpfen, erobern, revolutionieren, besser machen und neue Wege gehen. Wir hätten bis heute kein elektrisches Licht, wenn dem Edison die Arbeit bei Kerzenschein nicht auf den Senkel gegangen wäre. Und selbst die Kerze hat mal jemand erfunden, dem wahrscheinlich die Tage zu kurz waren. Ich sage nur eins: Gott sei Dank sind wir unzufrieden!«
    »Du hast ja recht. Aber heute Abend genieße ich es, glücklich zu sein.« Charline lehnt sich zurück. »Gib mir bitte den Sekt, ich schätze, ich brauche noch einen Schluck vor Runde zwei. Wir gehen doch in das Zimmer, oder?«
    »Natürlich! Ihr zwei solltet ja einen wichtigen Auftrag erfüllen: den Wein für Luigi holen …
    Der Sturm, der euch gerade erfasst hatte, war vorüber, aber von Flaute keine Spur. Die metallisch glänzenden Innenwände des Fahrstuhls bedeckte eine hauchzarte Nebelschicht, die nur an der Stelle aufriss, an der dich Aaron eben so berauscht geliebt hatte. Durch eure Leidenschaft geschürt, herrschte ein subtropisches Klima in dem kleinen Raum. An deinen vom Schweiß benetzten Wangen klebten ein paar Haarsträhnen, die er dir zärtlich aus dem Gesicht strich und hinter deinen Ohren fixierte.
    Meine Güte, du hattest noch immer deinen Rollkragenpulli und den Übergangs-Früh-Frühjahrs-Mini-Trenchcoat an. Das bisschen freigelegte Haut unter deinem Rock verschaffte dir keine Abkühlung – im Gegenteil. An den Innenseiten deiner Oberschenkel spürtest du die warme feuchte Spur seines Ergusses.«
    »Rita!«
    »Was ist? Du wolltest doch alles wissen, oder?«
    »Ja schon, aber …!«
    »Das muss dir nicht peinlich sein, Charline, sei einfach still und hör zu, okay?«
    »Okay.«
    »Du hast am Boden nach deinem Slip getastet, ohne

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