Auf Couchtour
den Blick dabei von ihm abzuwenden. Du hättest es nicht ertragen, ihn auch nur eine Sekunde lang nicht zu sehen. Das zerfetzte bisschen Stoff trocknete deine Schenkel kaum, aber einen Versuch war es dir wert. Mit meiner Unterhose könnte ich einen Stausee aufsaugen. Größe 46 zieht echt einiges weg, sag ich dir. Die Strumpfhose hast du geschmeidig mit deiner Fußspitze hochgehebelt, sie in deine Hand gekickt und zusammen mit dem Slip in deiner Handtasche verstaut. Du wolltest Aaron damit beeindrucken – es klappte, er zwinkerte dir zu und schnalzte anerkennend mit der Zunge, während er langsam seine Jeans hochraffte. Auf diese Weise animierte er dich, jeden Muskel seiner durchtrainierten Beine zu verinnerlichen. Hatte ich erwähnt, dass er keine Unterwäsche trug? Ich kann mir Brad Pitt weder in Boxershorts noch Tanga oder irgendwas dazwischen vorstellen. Der geht immer blanko, wetten? Männer wie er sind die Ausnahme jeder Regel.
Er streifte sich sein Hemd über, hob sein Jackett auf und klopfte es ab, alles ebenfalls, ohne dich aus den Augen zu verlieren. Sein Hemd ließ er offen – er wusste ja, welche Wirkung seine Narbe auf dich hatte. Ihr habt euch angelächelt, als wollte einer den anderen dabei übertrumpfen. Ihr konntet die Hände nicht voneinander lassen. Aaron drückte die Eins. Der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung. Du hast dich an ihn rangeschmiegt und dein Gesicht an seine nackte Brust gedrückt, auf der nicht ein einziges Härchen die vollkommene Samtigkeit seiner Haut störte. Er liebkoste deinen Kopf und wisperte dir zu, was er gleich mit dir anstellen würde … Charline, Charline, jetzt bist du fällig!
Das Gästezimmer im ersten Stock lag nur wenige Schritte vom Fahrstuhl entfernt. Es dauerte eine Ewigkeit, bis ihr endlich da wart. Diesmal kein Umweg, sondern Küsse, Küsse und noch mehr Küsse verzögerten eure Ankunft. Aaron brauchte einige Anläufe, um aufzuschließen. Du hast ihn zu sehr abgelenkt … Er packte dich und trug dich, ganz Kavalier, über die Schwelle in einen geräumigen, freundlichen Raum. Er behielt dich auf dem Arm, schaltete mit seinem Ellenbogen das Licht an und stieß die Tür mit dem Fuß zu. Deine Beine streiften eine Kommode aus poliertem Holz. Geradeaus prangte ein gigantisches Bett mit Paradekissen, Streublumenquilt und den dicksten Daunendecken, die du dir vorstellen kannst. Um euch herum: ein Rosenmeer auf Tapete gebannt. Alles war im englischen Stil eingerichtet: Samtvorhänge, Messinglämpchen und Kerzenständer, Spitzendecken, zwei Gobelinsessel mit einem runden Tisch vor dem Fenster, überall antike Accessoires. Neben der Kommode führte eine Tür ins Badezimmer. Davor stand, dass sie auch ja niemand übersah, die Kiste mit dem Chianti. Aaron schmiss dich aufs Bett und sich gleich dazu. Ihr seid in voller Montur in den Daunen versunken, habt rumgealbert und gelacht. Ich habe dich noch nie so ausgelassen gesehen. Nach einer Weile riss sich Aaron von dir los, knipste die kleinen Lämpchen an und die Deckenlampe aus. Er zog die oberste Schublade der Kommode auf und stöberte darin nach Streichhölzern. Es raschelte und klimperte, als sich seine Finger durch einen Berg von Krimskrams wühlten, bis sie endlich fanden, wonach sie suchten. Er atmete erleichtert auf und schritt sogleich durch den Raum, um eine Kerze nach der anderen anzuzünden. Nach jeder neu entfachten Flamme schaute Aaron über seine Schulter zu dir hin, weil er auf dein Zeichen wartete, wann es genug sei. Du wolltest sie alle brennen sehen. Es war die perfekte Atmosphäre für die längste Liebesnacht aller Zeiten. Aaron öffnete eine der Weinflaschen. Zufällig lag auf dem Tisch vor dem Fenster ein Korkenzieher. Zwei Gläser standen auch parat, sie glühten im Kerzenschein, als sich ihre dicken Bäuche blutrot färbten. Jetzt fehlte nur noch Musik. Aaron hatte die Wahl zwischen Eros Ramazotti, Eros Ramazotti und Eros Ramazotti. Du hast ihn mit der Entscheidung allein gelassen und bist kurz ins Bad verschwunden, natürlich nicht, ohne dich vorher mit einem langen, verheißungsvollen Kuss von Aaron zu verabschieden.
Das Badezimmer war klein. Links von dir Waschbecken und Toilette, rechts eine Duschkabine, davor ein bunt gestreifter Vorhang; daneben ein schmales Regal vom Boden bis zur Decke, gefüllt mit Handtüchern. Du hast dich im Spiegel betrachtet. Ich schätze, neunzig Prozent deines Make-ups hatte Aaron verschluckt. Wenigstens war deine Wimperntusche speichelfest. Deine Frisur – ein
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