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Auf Couchtour

Auf Couchtour

Titel: Auf Couchtour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ramona Wickmann
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der heißeste Feger des Abends, und wenn sich jemand an diesen Geburtstag erinnert, wird ihm als Erstes dein Bild durch den Kopf schießen.«
    »Ach, du.«
    »Na gut, noch mal: Deine Haare fielen dir offen über die Schultern und tanzten bei jeder deiner Bewegungen um dein Gesicht. Charline, du sahst bezaubernd aus.« Ich fixiere sie bei diesem Satz. Zum einen der Glaubwürdigkeit halber und zum anderen, um jede Nachfrage im Keim zu ersticken. Mit Erfolg. Ich schließe die Balkontür.

Nur geträumt: Charline
    »Aaron war sprachlos. Er konnte es kaum abwarten, dir nah zu sein, und kam dir entgegen. Du stecktest ja noch mitten drin in deiner Zeitlupenpräsentation. Wer weiß, wie lange das noch gedauert hätte, bis du endlich bei ihm angekommen wärst. Als Mann der Tat kürzte er die Szene einfach ab und empfing dich mit offenen Armen. Charline, er sah wirklich sagenhaft aus! Oben schick in Hemd und Sakko, unten lässig in Jeans. Alles schweineteuer und markenträchtig – wie du es magst. Aaron reichte dir seine Hand, und aus der geplant lockeren Begrüßungsumarmung wurde eine innige und zärtliche. Er suchte nach Worten, um seine Gefühle zum Ausdruck zu bringen, aber er war schlicht überwältigt. Du hast seine Bewunderung gespürt. Kein Wort hätte sie besser beschreiben können als das Funkeln in seinen Augen. Stell dir auch das in Zeitlupe vor – wie er dich mit seinen Blicken abtastete, wie er dich anschmachtete. Ich dachte schon, der legt dich gleich an Ort und Stelle flach, aber er beherrschte sich, nahm deine Hand und zog dich hinaus in einen lauen Januarabend.
    Es war fast zu warm für Januar – gerade in London sollte es doch um diese Zeit schauern und stürmen. Schlau, wie ich bin, habe ich mir das Wetter mild ausgedacht, unseren Frisuren zuliebe. Für klatschnasse Haare und verlaufene Schminke lassen sich nun mal schwer Komplimente finden und davon wolltest du schließlich massenhaft einheimsen. Wir hatten uns so viel Mühe gegeben, da sollte uns kein Regen das Antlitz vernieseln. Die außergewöhnliche Witterung lockte viele Londoner vor die Tür. Es wimmelte von Spaziergängern, die die Straßen regelrecht überfluteten. Aaron führte dich geschickt durch die Menschenmenge. Sein Ziel: ein lauschiges italienisches Restaurant, etwa dreißig Gehminuten entfernt am St. James Park. Es gehörte seinem Onkel, der zwar Brite war, aber einen Italiener dafür bezahlte, dass er kochte und für mediterranes Flair sorgte. Aaron erzählte dir von seinem Job und dankte dem Zufall, dir heute begegnet zu sein. Es war gut, dass er die ganze Zeit redete, denn dir blieben vor Aufregung die Worte im Halse stecken. Das Thema Familie und sein sonstiges Leben nach Feierabend vermied er genau wie du. Er fragte nicht danach, und du hattest vergessen, dass es existierte. Natürlich nur für diesen Abend. Viele Leute, die euch entgegenkamen, drehten sich nach dir um. Das hat dich enorm beflügelt und deine Nervosität ein bisschen gedämpft. Du wünschtest dir, Aaron würde eure Bewunderer bemerken.
    Und das tat er. Oh, ja. Er war stolz wie Oskar und sagte dir alle paar Meter, wie wunderschön du seist. Eigentlich hättet ihr jetzt links abbiegen müssen. Das Restaurant war direkt um die Ecke. Aber ein kleiner Diego steckt eben in jedem Mann. Und so lotste dich dein Pitt-Gigolo durch den schwach beleuchteten Park. Grrrr. Du fragtest ihn nach Sehenswürdigkeiten, die es lohnen würde, anzuschauen. Ö-d-e! Er zählte beiläufig den Tower auf, das Wachsfigurenkabinett, London Eye, Big Ben und noch einige andere. Du hast eh nicht richtig zugehört. Der morgige Tag war in diesem Augenblick für dich ohne Bedeutung. Instinktiv wusstest du aber, wenn du jetzt aufhörst zu reden …«
    »Nein.«
    »Doch … bleibt er stehen und küsst dich.«
    »Hab ich aufgehört?«
    »Genau jetzt! Er presste dich fest an sich und küsste dich, wie dich noch nie ein Mann geküsst hat. Charline! Seine Lippen waren so gierig auf deine. Du hast dich ganz und gar fallen lassen und dich seiner Leidenschaft hingegeben. Er war so schlank und stählern, so ganz Mann, so ganz und gar nicht Bernd. Uups, den hätte ich mir verkneifen sollen. Sorry. Ich weiß nicht, wie lang dieser Kuss dauerte, ich weiß nur, er war verdammt lang und hot, hot, megahot. Unglaublich, dass es nur ein Vorgeschmack sein sollte. Deinem Gesicht nach zu urteilen, warst du komplett bedient. Aaron, erfahren im Betören von Damen, wusste, wann es Zeit war, die Notbremse zu ziehen, um die

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