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Auf das Leben

Titel: Auf das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Rothschild Oliver Weiss Mirjam Pressler
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so viele Flecken und Löcher, dass es auf ein bisschen umgekippten Tee wirklich nicht ankam.
    So. Die Ringstraße wieder zurück. Und sofort zum Telefon. Bei »Hebblethwaits« schaffte ich es gerade noch - sie hätten schon einen Sarg hinten in den Wagen geladen, sagte der Mann am anderen Ende der Leitung. Und dann rief ich Amanda an. Sie lachte, als ich ihr alles erzählte, besaß aber genug Anstand, sich dafür zu entschuldigen. Zum Glück gelang es ihr auch, die fünf Leute zu erreichen, denen sie bereits Bescheid gesagt hatte, und so ließ sich die ganze Angelegenheit relativ schnell in Ordnung bringen.
    Aber ich musste es noch eine ganze Weile ausbaden. Doris sagte »Miau«, wenn ich morgens das Büro betrat, und Amanda konnte sich zwei Tage später bei einer Verwaltungssitzung nicht verkneifen zu sagen: »Nicht so katzenschlau, bitte, lieber Rabbi.«
    Der arme Arnold. Wäre er ein alter Ägypter, hätte er seine geliebte Jenny einbalsamieren lassen und sie für immer behalten können, und jeder hätte ihn verstanden. So aber war er nur eine jämmerliche Person, der man wieder einmal alles genommen hatte.

Der Schidduch

    Monica war nett. Das sagte jeder. Das einzige Problem, das sie hatte, war, dass es so schrecklich viel Monica gab. Natürlich ist es politisch nicht korrekt, jemanden »fett« zu nennen, aber dieses Wort schoss einem unweigerlich durch den Kopf. Dieses und noch andere unangenehme Wörter wie »plump« und »hässlich«. Die Kinder hänselten Monica auch noch damit, dass sie stinke. Kinder sagen meist sehr genau, was ihnen missfällt, wenn auch manchmal auf sehr taktlose Art. Tatsache war jedenfalls, dass Monica, weil sie so viel Masse hatte, viel schwitzte, und weil sie viel schwitzte (und vielleicht auch Schwierigkeiten hatte, bestimmte Körperstellen zu erreichen), ließ ihre Hygiene einiges zu wünschen übrig.
    Monica selbst wünschte sich, dass sie mit ihrem ganzen Gewicht geliebt würde - aber es fand sich niemand, der dazu bereit war. Wenn manche Menschen den Eindruck vermitteln, man könne sie nicht lieben, liegt es meist daran, dass es tatsächlich so ist. Vielleicht müssen wir wirklich erst lernen, wie man sie lieben kann, diese »Anderen«, die nicht dem Idealbild erfolgreicher, schöner Menschen entsprechen. Dabei entspricht doch niemand diesem Idealbild - sogar die Models bemalen sich das Gesicht und lassen ihre Haare locken, bevor sie sich dem Fotografen präsentieren.
    Schönheit, heißt es, liege im Auge des Betrachters, und es stimmt wohl, dass die Augen dabei eine wichtige Rolle spielen. Im Fall von Monica sagte ein Blick jedoch jedem Betrachter, dass man sich diesem Mädchen besser fernhielt - trotz ihrer angenehmen Stimme und ihres freundlichen Charakters. Sie war wirklich bedauernswert.
    Jeder wusste das, aber niemand konnte oder wollte etwas daran ändern. Stattdessen tratschten die Leute hinter ihrem Rücken. Geraldine, die Sekretärin der schul, sagte: »Sie bleibt sitzen, weil sie keiner wegtragen kann.« Harte Worte, aber man begriff sofort, was sie meinte.
     
     
    Ehen werden im Himmel geschlossen, sagt der Talmud. Jeder Mensch hat einen Schutzengel, der die beiden Zwillingsseelen zusammenbringt, die bei der Geburt geteilt worden sind, sodass jede Person den perfekten Partner findet, der für ihn seit der Erschaffung der Welt bestimmt ist. Schöne Worte. Bildhaft. Wunderbar geeignet für Hochzeitspredigten. Aber was tun wir mit denjenigen, deren Schutzengel nicht besonders kompetent zu sein scheinen? Mit denjenigen, die von ihren verwandten Seelen nicht gefunden werden? Wo sollen wir Reklame machen, wem auf die Sprünge helfen, damit das Problem gelöst werden kann? Es ist nicht gut für den Mann, wenn er allein ist, sagt die Tora. Frauen empfinden das natürlich genauso. Aber dieses Wissen allein löst noch nicht das Problem an sich.
    In alten Tagen arrangierten professionelle oder semiprofessionelle Heiratsvermittler, die stolz darauf waren, für jeden Topf den passenden Deckel zu finden, einen Schidduch. Solche Dienstleistungen gibt es immer noch, heute sind sie jedoch anonymer, werden von Büros in weit entfernten großen Städten ausgeführt. Und sie kosten auch bedeutend mehr. Der schadchen geht nicht mehr von einer Gemeinde zur anderen und erkundigt sich nach jenen, die auf der Suche nach einem Partner sind, er taxiert sie nicht mehr, er vermerkt sie nicht mehr in seinen Unterlagen. Heute gibt es Inserate in jüdischen und anderen Zeitungen - Inserate, die

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