Auf & Davon
blinzelte nur zu Zane auf und ließ sich von ihm herum schieben, ohne eine Miene zu verziehen.
„Du siehst etwas besser aus“, sagte Zane. „Also keine kalte Dusche. Aber setz‘ dich doch mal da hin und lass‘ mich dir das Blut abwaschen“, sagte er und zupfte an Tys blutbeflecktem T-Shirt.
„Mit Peroxid geht das Blut an besten ab“, sagte Ty, ohne daran zu denken, dass sie im Moment wohl kaum irgendwo Peroxid auftreiben konnten.
„Sicher doch“, sagte Zane nachsichtig. „Aber für deinen Nacken und deinen Rücken tut’s warmes Wasser auch.“ Vor dem Edelstahl-Waschtisch stand ein Stuhl mit einem Kissen drauf. Zane ließ Ty sich dort hinsetzen und machte dann am Waschbecken einen Waschlappen nass. „Hattest du denn noch nie eine Gehirnerschütterung?“, fragte er.
Da blitzte endlich wieder Tys schelmisches Lächeln auf, wenn auch ein bisschen müde. „Nicht, dass ich mich erinnern könnte.“
Zane grinste ihn über die Schulter hinweg an, während er den Waschlappen auswrang. „Shirt aus, bitte.“
Das Lächeln verschwand von Tys Gesicht und er stöhnte, während er sich mühsam das blutige T-Shirt abstreifte. Dann musterte er es gedankenverloren. Auf dem schlichten, braunen T-Shirt waren vorne in weiß zwei gekreuzte Paddel aufgedruckt. Die Aufschrift lautete: „Firma Bach Runter & Co.“ Die weißen Buchstaben verschwanden fast unter eingetrockneten, dunklen Blutflecken.
„Was?“, fragte Zane. Er trat zu Ty und begann, ihm das getrocknete Blut vom Nacken zu schrubben.
„Ich mag dieses T-Shirt“, antwortete Ty leise.
Zane schaute auf Tys Hände hinab und schrubbte einfach weiter. „Besser das T-Shirt ist voller Blut als du.“
Ty musterte stirnrunzelnd die Blutflecken und fühlte dabei, wie ihm Zane sanft den Nacken sauber wusch. Schließlich heftete er den Blick fest auf einen Punkt auf den Fußboden und fragte: „Hast du dir Sorgen gemacht?“
Zane presste die Lippen zusammen und überlegte, was er darauf sagen sollte, um Ty möglichst nicht zu nahe zu treten. „Nee. Du bist zäh. Ich wusste, dass du damit fertig werden würdest.“ Aber seine Stimme war weich, ohne Schärfe oder Spott. Er konnte Tys Gesichtsausdruck nicht sehen, nur dass Ty den Kopf weiter senkte, so dass Zane mit dem Waschlappen besser an sein Genick kam.
Ganz behutsam, vor allem um die Wunde herum, wusch Zane Ty so gut er konnte das restliche Blut ab. Zum Schluss seufzte er auf, beugte sich vor und drückte seine Lippen auf Tys gebeugten Nacken; er hätte aber nicht sagen können, warum er das tat. „Bitte sehr“, murmelte er.
Ty senkte den Kopf noch weiter und erschauerte wieder. Schließlich drehte er den Kopf, so dass seine Wange leicht an Zanes Wange lag.
„Frierst du?“, fragte Zane mit einem leichten Stirnrunzeln, aber er erwiderte Tys Berührung.
„Wenn du aufhörst, mich mit kaltem Wasser abzuschrubben, friere ich gleich nicht mehr“, murmelte Ty zur Antwort, wobei er den Kopf noch ein wenig weiter drehte, so dass seine Lippen beim Sprechen über Zanes Haut strichen.
Der feuchte Waschlappen in Zanes Hand war noch warm, aber er nahm ihn trotzdem von Tys Nacken weg. Sonst bewegte er sich absichtlich nicht, sondern hielt ganz still und ließ Ty machen. Ty zitterte am ganzen Körper, als kühle Luft auf die feuchte Haut in seinem Nacken traf.
Als Zane Ty wieder zittern fühlte, ließ er sich neben ihm auf ein Knie nieder. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Zane wusste, wie eine Gehirnerschütterung einen aus der Bahn werfen konnte—er hatte weiß Gott oft genug selber eine gehabt—aber dieses Zittern war ihm neu. Vielleicht hatte Ty sonst noch Schmerzen? Er musste schließlich mit ganz schön vielen Verletzungen fertigwerden, und bei Schmerzen passierten manchmal seltsame Dinge im menschlichen Körper. „Es kommt mir so vor, als hätte dir das nicht viel gebracht. Warme Dusche?“ schlug er vor.
„Allemal besser als deine blöde Idee mit der kalten Dusche vorhin“, murmelte Ty.
Zane lächelte liebevoll. „Hat aber funktioniert, oder?“
Ty stöhnte und schloss die Augen. Er beugte sich vor, bis sein Kinn auf Zanes Kopf ruhte. Am liebsten wäre er jetzt so eingeschlafen.
Zane seufzte. Ty konnte so verdammt schwierig sein, vor allem weil er selbst in seiner Sturheit beinahe liebenswert war. „Auf mit dir. Du musst noch mindestens eine halbe Stunde lang wach bleiben. Herrgott, was soll ich bloß machen, damit du mir so lange nicht einschläfst?“
„Schattenspiele?“
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