Auf & Davon
in dem Fall wäre es wirklich eine ganz blöde Idee gewesen, ihn unter Drogen zu setzen. Für einen Moment ebbte sein Ärger ab und machte echter Besorgnis Platz, nur um gleich darauf erneut einem Aufflammen irrationaler Wut zu weichen.
Zane presste die Lippen zusammen und ging ins Schlafzimmer. Die Hände in die Seiten gestemmt baute er sich neben dem Bett auf und fragte: „Ty, stehst du jetzt auf oder nicht?“
„Ach, fick dich doch selbst“, kam gedämpft die schlaftrunkene Antwort. „So beweglich bin ich nicht“, brummte Zane. „Weißt du, ich dachte wirklich, so eine Gehirnerschütterung hält dich nicht im Bett. Warum hätte ich sonst dafür gesorgt, dass du schläfst—und gut schläfst? Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass dieser Dreckskerl nahe genug an uns herankommen konnte, um uns zu verletzen. Es geht einfach nicht an, dass du außer Gefecht und verletzbar bist.“
„Dann ist es ja gut, dass ich keiner bin, der Drogen zum Einschlafen braucht“, klang Tys körperlose Stimme eisig unter dem Bettzeug hervor.
„Ich hab’ mich selbst nicht unter Drogen gesetzt, oder?“, erwiderte Zane genauso kalt. „Setz‘ jetzt deinen Arsch in Bewegung oder ich gehe ohne dich.“
„Warum zum Teufel bist du bloß so angepisst?“, fragte Ty ärgerlich, wenn auch mit etwas schwerer Zunge und setzte sich auf, ohne vorher das Kissen wegzunehmen. Es plumpste melodramatisch zu Boden, und Ty starrte Zane schmaläugig und finster an. „Sag mir das doch mal. Warum bist du sauer auf mich ?“
Zane massierte sich mit Daumen und Zeigefinger die Nasenwurzel. „Ich bin nicht wütend auf dich“, sagte er mit mühsam unterdrückter Anspannung. „Ich bin wütend darüber, dass du so schlimm verletzt worden bist, okay?“ Er biss die Zähne zusammen. Scheiße, es hatte ja keinen Zweck, und dass er das auch noch laut aussprechen musste! Jetzt kam bestimmt gleich wieder ein Kommentar zum Thema „Waschlappen“.
Aber Ty schwieg. Er schaut nur trotzig noch ein wenig länger finster drein und entspannte sich dann wieder. „Na, dann lass‘ es gefälligst nicht an mir aus, ja?“, grummelte er schließlich. „Ich hab‘ Kopfweh wie Sau.“
Zane seufzte und setzte sich neben ihn auf die Bettkante. „Es tut mir leid“, sagte er leise. Er hätte noch mehr sagen können, aber das hätte nicht den geringsten Unterschied gemacht.
„Das will ich auch schwer hoffen“, brummte Ty.
„Wie fühlst du dich?“, fragte Zane behutsam. „Wirklich?“
„Ich kann… ich kann mich kaum an das erinnern, was gestern Abend passiert ist“, bekannte Ty mit verhaltener Stimme. „Und vom Tag gestern weiß ich auch nicht mehr viel.“
„Ja, du hast dir wohl ziemlich hart den Kopf angeschlagen“, sagte Zane. „Also weißt du auch nicht mehr, dass du nackt im Zimmer herumgetanzt bist?“, fragte er in feierlich-ernstem Ton.
„Halt die Klappe“, schoss Ty zurück, aber es klang eher schwach.
Zane seufzte und hob die Hand, um Ty das Haar aus der Stirn zu streichen. Ty schloss automatisch die Augen und neigte sich unwillkürlich der Berührung entgegen. „Ich werde tun, was ich nur kann, damit es dir bald besser geht“, versprach Zane sanft. „Aber diesmal ohne Drogen, versprochen.“
„Uff“, äußerte Ty und rieb sich die Augen.
Er zuckte zusammen und fuhr hoch, als sein Handy auf dem Nachttisch plötzlich zu vibrieren begann. Gleich darauf legte er sich mit einem kläglichen Aufstöhnen langsam wieder zurück und hielt sich mit beiden Händen den Kopf, um seinen Schädel vom Platzen abzuhalten.
Zane rieb ihm tröstend die Schulter, nahm das Telefon vom Nachttisch und ließ es aufschnappen. „Ja?“, fragte er ruhig.
„Grady?“, erkundigte sich die Stimme am anderen Ende zweifelnd.
„Nein. Wer ist da?“, fragte Zane. Seine Stimme war verhalten und bar jeder Emotion. Für ihn war jetzt jeder ein Verdächtiger. Jeder außer dem Mann, den er praktisch in den Armen hielt. „Scheiße, wer ist denn da dran?“, fragte die Stimme empört. „Wo zum Teufel steckt Ty?“
„Kann gerade nicht ans Telefon. Sie können mit mir sprechen“, antwortete Zane mit ausdrucksloser Stimme.
Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen. Schließlich fragte die Stimme verhalten: „Ist er verletzt? Ist ihm was passiert?“
Zane legte die Stirn in Falten und schaute nachdenklich auf Ty hinab. „Er ist okay“, sagte er unverbindlich, aber seine Stimme klang nicht mehr ganz so abweisend. Ty drehte den Kopf und sah aus
Weitere Kostenlose Bücher