Auf & Davon
Blick auf Zane gerichtet. Tys ganze rechte Seite war mit üblen blauen Flecken bedeckt, und er hinkte leicht beim Gehen. „Was ist heute für ein Tag?“, fragte er schließlich und verzog das Gesicht
„Freitag“, murmelte Zane. Er lag wieder auf dem Rücken, einen Arm über den Augen. Ty runzelte die Stirn, erwiderte aber nichts. Stattdessen trat er zum Bett und gab Zane mit dem Handtuch einen leichten Klaps gegen den Oberschenkel. „Alles okay mit dir?“, fragte er. Zane hob den Arm. Seine Stirn lag in tiefen Falten, als er Ty ansah. „Ja?“ Wonach fragte Ty hier? Nach Zanes Gemütsverfassung? Zane bewegte die Hand, um nach dem Handtuch zu haschen, und blickte zu Ty auf, der über ihm aufragte. Gott, er sah so unglaublich gut aus—selbst mit all den blauen Flecken—so rosig und entspannt nach der warmen Dusche.
„Bist du sicher?“, fragte Ty. „Mir kommt es so vor, als wäre ich allmählich eher hinderlich als hilfreich“, bekannte er.
„Scheint mir nicht so“, antwortete Zane gelassen. Ty nickte und senkte den Kopf, nahm Zane das Handtuch ohne ein weiteres Wort wieder aus der Hand.
Zane setzte sich auf und musterte seinen Partner kritisch. „Bist du immer noch so benebelt? Sollten wir uns lieber noch eine Weile bedeckt halten, bis dein Hirn sich wieder vollends bekrabbelt hat?“
Ty hob den Kopf und sah seinen Partner unter heruntergezogenen Brauen hervor an. „Einiges ist noch verschwommen“, gab er nach einem kurzen Moment ehrlicher Selbstreflexion zu. „An die wichtigen Dinge erinnere ich mich zum größten Teil. Mental bin ich okay, aber körperlich weniger. Ich glaube, wenn wir heute Abend in einen Kampf geraten würden, wäre ich nichts als eine Belastung für dich“, fügte er mit einer leichten Grimasse hinzu und senkte den Kopf wieder.
„Dann bleiben wir eben hier und lassen es ruhiger angehen“, sagte Zane. „Ich möchte allerdings ein paar Anrufe machen und unser Zeug holen, damit ich Henninger diese Personalakten geben kann. Im Moment haben wir nur diesen einen Anhaltspunkt. Ansonsten haben wir leider keine Möglichkeit, dem Fall weiter nachzugehen. So ungern ich das auch zugebe… aber wir brauchen wahrscheinlich erst noch einen Mord—und reichlich Glück mit den Beweisen—um hier weiterzukommen.“
„Wenn wir nicht jeden zweiten Tag hätten untertauchen und in Deckung gehen müssen, wären wir vielleicht schon weiter“, grummelte Ty und setzte sich auf die Bettkante. „Wo sind die Akten nochmal?“
„Im anderen Zimmer“, antwortete Zane in gelassenem Tonfall; er wollte sich nicht anmerken lassen, wie bedenklich es ihm vorkam, dass er Ty daran erinnern musste. „Ich gehe sie holen, besorge uns mal was anderes als den Zimmerservice-Fraß zum Essen und komme dann gleich zurück“, fuhr er nonchalant fort.
Ty warf ihm einen Blick voller Ablehnung und verletztem Stolz zu. „Was ist mit Henninger? Kannst du ihn anrufen, damit er dich begleitet?“, fragte er schließlich resigniert.
Zane drehte den Kopf und sah ihn ungerührt an. „Ich hätte lieber dich dabei. Aber ja, ich kann ihn anrufen.“
Ty sah ihn nur ausdruckslos an; allmählich zog er sich wieder hinter seine frühere Fassade zurück. Zanes Lippen zuckten reuevoll. Das war „sein“ Ty, der so etwas wie eine schützende Rüstung trug. Wenn Ty sich bedroht fühlte, wurde er wieder zu diesem Mann. Zane stand auf und ging hinaus ins vordere Zimmer, um Henninger anzurufen. Wenigstens wusste er, wie er mit diesem Ty umgehen musste. Der andere, der sanftere Mann brachte ihn völlig aus dem Konzept. Dennoch war Zanes Herz sonderbar schwer. Irgendwas hatte er gesagt, das den neuen Ty wieder zum Verschwinden gebracht hatte.
„Ich komme mit dir, wenn du es mir zutraust“, kam ein leiser Ruf aus dem Schlafzimmer.
Zane hatte schon sein Handy in der Hand; er war hin-und hergerissen. Während der letzten anderthalb Tage hatte Ty ihm Gewalt angedroht, sollte Zane ohne ihn ins Holiday Inn zurückgehen. Erst hatte Zane das für eine Geringschätzung seiner Fähigkeiten gehalten, aber später war ihm klar geworden, dass Ty um ihn besorgt war. Und nun benahm sich Ty, als stünde Zane ein Urteil über seine Fähigkeiten zu. Zane schob sein Handy wieder in die Tasche und ging zurück zum Schlafzimmer.
„Du weißt, dass ich nicht ganz da bin“, sagte Ty ausdruckslos. Er saß auf der Bettkante und hatte die Hände zwischen den Knien gefaltet.
„Selbst wenn du nicht ganz da bist, bist du immer noch besser als
Weitere Kostenlose Bücher