Auf & Davon
sich an die Wand und rang um Selbstbeherrschung.
Sie wechselten kaum ein Wort miteinander, bis sie am Flughafen waren und auf den Linienflug warteten, den Ty rasch noch für sie gebucht hatte. Sie saßen in der Lounge beider Flughafen-Bar und schauten CNN. Ty trommelte ungeduldig mit den Fingern auf dem Tisch herum
Zane war schon den ganzen Morgen über zittrig und zerstreut. Nervös und angespannt wartete auf das dicke Ende, das ganz bestimmt irgendwann nachkommen musste. Der Entzug machte in genauso kribbelig, wie das Nachgrübeln darüber, wie Ty wohl darauf reagieren würde. Er wusste, dass er nichts tun konnte, um Tys Einstellung zu Drogen zu ändern, und das beunruhigte ihn immer noch; dass er Tys Einstellung zu sich geschadet haben könnte. Was Ty betraf, der hatte noch nicht einmal eine Anspielung auf die Pillen gemacht, die Zane ihm übergeben hatte.
Ihr Flug hatte schon eine halbe Stunde Verspätung und Ty war allmählich zu ruhelos, um weiterhin still zu bleiben. Er wandte den Blick von dem Fernseher in der Ecke Zane zu und legte den Kopf schräg. „Hast du dir schon überlegt, wo in der Stadt wir uns eine Bleibe suchen wollen? Irgendwelche Vorlieben?“, fragte er ausdruckslos.
Solchermaßen aus seinen Gedanken gerissen, blinzelte Zane ihn an und zuckte die Achseln. „Irgendwo… wo uns keiner vermutet. In Queens vielleicht“, sagte er. „Oder in Chinatown.“
Ty nickte und nahm einen Schluck von seinem Orangensaft. „Gute Idee“, antwortete er. Ihm fiel nichts ein, was er sonst noch mit Zane hätte bereden können.
Als Ty verstummte, versank Zane wieder in Gedanken. Er versuchte, sich auf seine Erinnerungen an den Fall zu konzentrieren und seine Sorgen beiseite zu schieben. Dabei hatte er allerdings nicht viel Erfolg, vor allem, weil an der Bar am anderen Ende des Raumes anscheinend eine Party in vollem Gange war. Zane verzog das Gesicht, als die Mitglieder der lärmenden Truppe da drüben mit ihren Flaschen anstießen. Gott, er wollte nicht hier sein. Er wünschte sich zurück in Tys Wohnung, wo er sich heute Morgen so warm und geborgen gefühlt hatte.
Von seinem Platz aus beobachtete Ty ihn unbewegt. Er seufzte und schaute auf die Uhr; sein Knie wippte ruhelos. „Du kannst immer noch von dem Fall zurücktreten“, sagte er leise zu Zane.
Zane schaute auf und begegnete Tys Blick. „Der Fall ist nicht das Problem. Ich bin das Problem“, murmelte er und stützte die Ellbogen auf die Knie.
„Du bist mein Problem", erinnerte ihn Ty.
„ Dein Problem?“, fragte Zane mit einem leichten Stirnrunzeln.
„Wenn du deinen Scheiß nicht auf die Reihe kriegst, dann bist du mein Problem“, stellte Ty klar. „Wir haben schon einmal festgestellt, dass das kein Job für einen alleine ist.“
Zanes Gesicht wurde ausdruckslos. Er wendete den Blick ab und starrte aus dem Fenster. „Ich kriege es auf die Reihe“, sagte er schroff. Es würde nicht schön sein, aber darum würde er sich kümmern, wenn es soweit war.
„Wovor hast du soviel Angst?“, fragte Ty plötzlich.
Ein düsterer Blick trat in Zanes dunkle Augen. Er konnte sich Tys Frage nicht einmal selbst so ganz beantworten, wie sollte er es erst Ty erklären? „Ich…“, er presste die Lippen zusammen und versuchte es mit Humor. „Davor, mich lächerlich zu machen?“
Ty dachte einen Moment lang darüber nach. „Das kauf‘ ich dir nicht ab“, antwortete er dann, legte den Kopf schief und musterte Zane aufmerksam. „Was ist es? Angst vorm Sterben? Vor dem Alleinsein? Davor, alleine zu sterben ?“, spekulierte er sarkastisch. „Das sind wenigstens legitime Gründe zum Angsthaben“, fügte er hinzu, ehe Zane antworten konnte.
„Ich habe keine Angst vorm Sterben“, murmelte Zane. Eigentlich genau das Gegenteil. Er hatte Angst davor, dass jemand anders sterben könnte. War das nicht einfach nur schnulzig und sentimental, dachte er finster. Seine Stimmung ging dabei noch tiefer in den Keller.
„Komm schon, Garrett“, murmelte Ty und neigte sich näher zu ihm. „Wenn wir es schon miteinander treiben wie die Verrückten, dann können wir auch ehrlich zueinander sein.“
Zanes Augen zuckten zu Ty und dann genauso schnell wieder weg. Als er wieder sprach, war es kaum mehr als ein Flüstern. „Weißt du noch, was ich gesagt habe? Dass ich fünf Jahre lang einen Scheiß auf alle und jeden gegeben habe, und wie sich das geändert hat?“
„Ja?“, erwiderte Ty fragend. Damals hatte er geglaubt, Zane hätte sich auf die Frau
Weitere Kostenlose Bücher