Auf & Davon
strich ihr blondes Haar über die Schulter zurück. „Wie geht es ihm?“, fragte sie mit echter Besorgnis.
„Er ist schwer verletzt“, antwortete Ty grimmig.
Ross blieb neben ihr stehen. Er sah verärgert aus. „Wir haben versucht, Sie anzurufen“, sagte er zu Henninger.
„Hier im Haus ist der Empfang beschissen“, brummte Henninger unbehaglich und starrte sein Handy an, das nie geläutet hatte.
Ty nickte den beiden zu. Plötzlich war er sich der Tatsache sehr bewusst, dass er von dem Unfall überall Blutspritzer auf seiner zerknitterten Kleidung hatte und dass er aussah wie durch die Mangel gedreht. Ihm kam es so vor, als zeugte all das überdeutlich von seinem bisherigen Versagen. Er hatte es nicht einmal geschafft, seinen Partner zu beschützen, geschweige denn, den Killer zu fangen, auf den er angesetzt worden war.
„Danke, dass Sie gekommen sind“, sagte er ruhig zu den beiden. Keine Spur von Entschuldigung oder Verlegenheit lag in seinem Tonfall. Allerdings konnte er die Ungeduld nicht verbergen, die ihn praktisch in seinen Schuhen vibrieren ließ.
Sears musterte ihn von Kopf bis Fuß, gab aber keinen Kommentar dazu ab. „Wir können ein, zwei Stunden bleiben, bevor jemand anfängt, dumme Fragen zu stellen“, sagte sie. „Also legen Sie besser langsam los, sonst machen wir das hier offiziell.“
„Ich habe unsere Aufzeichnungen zu dem Fall bei Garrett gelassen“, erklärte Ty ihr mürrisch. Der unausgesprochene Grund dafür—falls keiner von ihnen lang genug überleben sollte, um jemandem zu sagen, was sie herausgefunden hatten—entging keinem der Anwesenden. „Und hier liegt ein Stapel Personalakten. Irgendwo da drin gibt’s eine Akte mit dem Namen des Killers drauf“, fügte er hinzu und deutete auf die Akten, die Henninger auf den Couchtisch gelegt hatte.
Henninger nickte und blickte unbehaglich zwischen den anderen hin und her. „Möchten Sie ein anderes Hemd anziehen, Grady?“, fragte er schließlich mit einem vielsagenden Blick auf die Blutflecken.
Ty schaute ihn an und schüttelte dann ruhig den Kopf. „Bis wir fertig sind, wird da noch mehr davon draufkommen“, sagte er mit leiser, sanfter Stimme.
Ross und Sears tauschten einen Blick. „Zögern Sie nicht, Verstärkung zu rufen“, mahnte Sears missbilligend.
Henninger nickte und drehte sich um. Er schnappte sich eine kleine Tasche und ging dann voraus zur Tür hinaus Richtung Aufzug.
Keiner der beiden Männer sagte ein Wort, während sie die Wohnung verließen. Sie fuhren schweigend mit dem Aufzug nach unten. Henninger blickte alle paar Sekunden zu Ty, als wollte er etwas sagen. Schließlich, als der Aufzug mit einem Ruck im Untergeschoß zum Halten kam, räusperte er sich und sagte: „Bevor wir anfangen, möchte ich Sie wissen lassen, dass es mir eine Freude war, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, Special Agent Grady. Mit Ihnen beiden.“
Ty sah ihn an, als die Türen sich geräuschvoll öffneten. „Gleichfalls“, sagte er leise zu dem jungen Agenten.
Henninger warf ihm ein beinahe schüchternes Lächeln zu, während Ty aus dem Aufzug trat. Er wandte seinen Blick wieder dem dunklen Parkdeck zu und machte einen Schritt vorwärts, wurde aber jäh aufgehalten, da plötzlich eine Hand die untere Hälfte seines Gesichts bedeckte. Ty wehrte sich, als er den ekelhaft süßlichen Geruch an dem Taschentuch wahrnahm, aber er hatte schon zu viel von dem Chloroform eingeatmet. Er sank hilflos auf die Knie, unfähig, seine Waffe zu ziehen oder auch nur nach seinem Angreifer zu schlagen.
Das letzte, was er hörte, waren Schreie und Kampfgeräusche, die von sehr weit her zu kommen schienen, und das dumpfe Geräusch, mit dem sein erschlaffter Körper auf dem Zementboden aufschlug.
Kapitel 15
Z ANE lag eine Weile auf Henningers Bett und döste, bis die Schmerzen zu stark wurden und ihn unruhig werden ließen. Er öffnete mühsam die Augen und brachte eine Minute damit zu, die Flasche mit den Pillen anzuschauen, die Ty ihm dagelassen hatte. Nichts war verführerischer als eine Handvoll Schmerzmittel, wenn man einen legitimen Grund hatte, welche zu nehmen, aber er griff nicht danach. Stattdessen kämpfte er sich aus dem Bett und torkelte ins Wohnzimmer, wo er Sears und Ross vorfand. Ross tigerte auf und ab, und Sears saß ruhig da und beobachtete ihren Partner. „Hey“, krächzte er.
Die beiden schauten ihn an, als hätten sie nicht erwartet, ihn zu sehen. „Sie sollten nicht auf sein“, schimpfte Sears, stand auf und kam auf
Weitere Kostenlose Bücher