Auf & Davon
ihn zu. „Was brauchen Sie?“
„Einen steifen Drink“, brummte Zane und setzte sich in einen Sessel.
„Im Bett hätten Sie es aber viel bequemer“, sagte Sears beschwichtigend und warf ihrem Partner einen bedeutungsvollen Blick zu.
„Lass ihn doch hier sitzen, wenn er will“, winkte Ross ab.
„Kann ich bitte was zu trinken haben?“, bat Zane kläglich. „Egal was. Leitungswasser, irgendwas.“
Seufzend fand Sears sich damit ab, dass Zane nicht auf sie hören würde, und ging in Henningers Küche. Das Klappern ihrer Absätze auf dem Holzfußbodenhallte von den hohen Decken wider. Als sie im Kühlschrank herumzukramen begann, kam Ross näher zu Zane.
„Das Bureau hat Sie also heimlich hierher geschickt“, sagte er mit offensichtlicher Verachtung. „Warum? Dachten die etwa, wir schaffen das nicht alleine?“
Zane rollte vorsichtig das Genick. „Weil sechs FBI-Angehörige bereits tot oder verletzt sind“, berichtigte er. „Sie haben nicht zufällig 2004 in Baltimore gearbeitet, oder?“
Ross schnaubte unglücklich, schüttelte aber zur Antwort den Kopf und entfernte sich wieder. Er ging rastlos auf und ab, ganz so wie Ty das immer machte. Zane sah ihm stirnrunzelnd dabei zu, bis Sears zurückkam, ein Glas mit einer sprudelnden Flüssigkeit in der Hand. „Das war alles, was ich finden konnte, außer Wasser“, sagte sie. „Es ist Granatapfelsaft. Ich dachte mir, ein bisschen Zucker wird Ihnen guttun.“
„Danke“, murmelte Zane, nahm das Glas und trank einen großen Schluck. „Ihr zwei sollt also auf mich aufpassen.“
„Wir sitzen momentan sowieso auf der Ersatzbank“, antwortete Sears laut, ehe Ross etwas dazu sagen konnte. „Wenn wir nicht hier wären“, fuhr sie etwas sanfter fort, setzte sich Zane gegenüber auf den Couchtisch und schlug anmutig die Beine übereinander, „dann würden wir jetzt gerade in Papierkram ertrinken.“
Zane schaute mit einem breiter werdenden Grinsen zwischen den beiden hin und her. Ross zog eine Grimasse und fing wieder an, auf und ab zu gehen. „Papierkram hat was für sich“, stellte Zane fest. Dabei hellte sich sein Blick sogar etwas auf. „In letzter Zeit wünschte ich, ich hätte davon ein bisschen mehr gehabt und dafür weniger Tod und Zerstörung.“
Sears beugte sich vor und legte ihm behutsam eine Hand aufs Knie. „Sind Sie sicher, dass Sie nicht ins Krankenhaus wollen?“, fragte sie leise. „Was passiert ist, hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Wir könnten dort eine Wache aufstellen. Sie müssen doch schlimme Schmerzen haben.“
„Herrgott, Marian, lass‘ den Mann doch in Ruhe“, schnaubte Ross. „Und hör auf, mit ihm zu flirten“, fügte er übellaunig hinzu.
„Das tue ich keineswegs“, erwiderte Sears seelenruhig, ohne dabei den Blickkontakt mit Zane zu unterbrechen. „Haben Sie Schmerzmittel bekommen?“, fragte sie.
Zane blickte ihr gerade in die Augen und log sie unverfroren an, ohne dabei etwas preiszugeben. „Ja, ich habe schon welche genommen. Und mir geht’s gut, wirklich. Ich bin bloß erschöpft.“
Sears kniff ihre Augen zusammen, nahm Zanes Worte aber für bare Münze und nickte. Dann schienen ihr die Ideen auszugehen, und sie schaute ihren Partner hilfesuchend an. Ross, der immer noch rastlos hinter Zane auf und ab ging, zuckte nur mit den Schultern und machte ein paar aufgeregte Handbewegungen in Zanes Richtung.
„Sie sollten sich ausruhen“, beharrte Sears, blieb sitzen und musterte Zane weiter. Sie betrachtete ihn nicht einfach nur. Sie beobachtete ihn. Das erinnerte Zane daran, wie Ty manchmal andere Leute beobachtete. In letzter Zeit erinnerte ihn anscheinend alles an Ty. Ross kam herbei und ließ sich plump in einen der Sessel fallen.
Da er sich Sears‘ Interesses wohl bewusst war, ließ Zane seine verletzte Schulter ein wenig herabsinken und ließ es zu, dass die Erschöpfung sich auf seine Zügen malte. Unnötig, die beiden wissen zu lassen, in was für einer schlechten Verfassung er tatsächlich war…nur für den Fall. Bei Ross war er sich nicht ganz sicher. „Sie vertrauen also Henninger genug, um bereitwillig angerannt zu kommen, nur weil er sie anruft?“, fragte er. „Ich kenne den Jungen kaum.“
„Henninger ist ein besserer Agent als man es ihm allgemein zutraut“, antwortete Sears neutral. „Wenn er sagt, dass er Hilfe braucht, dann braucht er Hilfe.“
„Sie kennen den Jungen kaum, und trotzdem ist er Ihr Kontaktmann?“, fragte Ross zweifelnd.
„Das New Yorker Büro hat
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