Auf & Davon
belasten?“
Ty schaute ihn nachdenklich an und neigte fragend den Kopf. „Wirst du denn eine Belastung für mich sein?“
„Bestimmt nicht. Ich weiß das. Aber Burns war schließlich derjenige, der mich vom aktiven Dienst abgezogen und unter Androhung von Gefängnis zur Entziehungskur geschickt hat. Seither kann er mich nicht mehr leiden. Warum also sollte er mir eine Chance geben?“, fragte Zane. Es war wohl eher eine rhetorische Frage.
„Wenn er dich wirklich nicht leiden könnte, warum hätte er dich dann erst zum Entzug schicken und dann wieder in den aktiven Dienst versetzen sollen?“, entgegnete Ty ruhig.
Darauf hatte Zane keine Antwort. Das war eine Frage, die er sich selbst wieder und wieder gestellt hatte.
Ty zuckte nur die Achseln als er sah, wie nachdenklich Zane wurde. „Eins haben wir jedenfalls gemeinsam, Garrett“, versetzte er schließlich. „Eigentlich gehört keiner von uns beiden hierher. Und von uns erwartet sowieso niemand, dass wir uns an irgendwelche Regeln halten.“
„Hast du dich überhaupt jemals an irgendwelche Regeln gehalten, Special Agent Grady?“, fragte Zane.
„Nicht, dass ich wüsste“, antwortete Ty flapsig.
Zane musterte ihn nachdenklich. „Wie alt bist du eigentlich?“
Ty hob den Kopf und warf ihm einen argwöhnischen Blick zu. „Warum?“
„Nur aus Neugier. Ich hätte dich eigentlich auf mein Alter oder darüber geschätzt, bis ich dich im Schlaf gesehen habe“, antwortete Zane.
Ty runzelte die Stirn. „Ich bin vierunddreißig“, antwortete er widerwillig.
Zane nickte langsam und widmete sich dann kommentarlos wieder seinen mittlerweile lauwarmen Pommes. Niemals hätte er Ty für so jung gehalten.
„Warum?“ hakte Ty nach.
Mit einem leichten Achselzucken schaute Zane wieder auf. „Manchmal siehst du älter aus. Mit Sicherheit benimmst du dich, als wärst du viel älter. Abgebrüht.“
Ty blinzelte ihn verblüfft an, presste die Lippen zusammen und wandte sich dann wieder seinem Essen zu. Zane beobachtete ihn, observierte ihn geradezu. Endlich hatte er einen Blick auf den ordentlichen, disziplinierten Mann erhascht, der sich hinter Tys nassforschem Gehabe verbarg. Er trug eine Maske, genau wie Zane selbst. Das war irgendwie beruhigend. So langsam wurde Zane klar, dass es Ty sogar erhebliche Energie kosten musste, sich ständig so aggressiv zu geben. Als ehemaliger Marine entsprach die ruhigere Art, die allmählich durchschimmerte, wohl viel eher seiner Natur.
„Wie alt bist du?“ stellte Ty schließlich die Gegenfrage, ohne aufzusehen.
Zane beobachtete ihn immer noch. Ein Lächeln breitete sich über sein Gesicht aus. „Soll das heißen, du hast mich noch nicht überprüft?“
Ty schaute Zane aus den Augenwinkeln an. Der Rest seines Körpers bewegte sich nicht.
Zane schüttelte den Kopf. Sein Lächeln wurde breiter. „Ich bin zweiundvierzig“, gab er zu.
„So siehst du auch aus“, sagte Ty gedehnt. Sein Grinsen war diesmal eher neckend, nicht so spöttisch wie sonst.
Zane schnaubte. „Vermutlich hab ich’s etwas zu oft etwas zu wild getrieben.“
Ty verdrehte die Augen und stocherte in seinem Essen herum. „Wo kommst du her?“, fragte er, ohne aufzublicken. „Ich meine, wo wir schon grade dabei sind uns anzufreunden und so.“
„Texas. Austin, um genau zu sein.“
„Das tut mir aber leid“, sagte Ty teilnahmsvoll. Wieder spielte das neckende Grinsen um seine Lippen.
„Wo kommst du her, Arschloch?“, erwiderte Zane.
„Bluefield, West Virginia“, antwortete Ty im breitesten Dialekt.
Zane grinste. „West Virginia“, sagte er. „Bei Gott, das passt zu dir.“
Ty schaute auf und grinste wieder, wobei er eine Fritte in den Ketchup tunkte. „‘Wild und wunderbar’“, zitierte er mit einem kaum verhaltenen Kichern.
„‘Wild und wunderbar’“ echote Zane. Er lachte leise. „Die ganze Bergsteigerei hat dich wohl fürs Marine Corps fit gemacht.“
„Ich hab’ mich eher als Höhlenforscher betätigt, aber am Ende geht’s ja doch immer um Felsen.“ Ty zuckte lächelnd die Schultern. „Ein Bergarbeitersohn hat nicht viele Alternativen bei der Berufswahl“, fügte er hinzu. „Ich konnte entweder zu denMarines gehen oder die Familientradition fortführen.“
Zane legte den Kopf schräg. „Irgendwie kann ich mir dich gar nicht als Bergmann vorstellen.“
Ty blickte erneut zu ihm auf. Seine Augen waren schmal. Es stand ihm ins Gesicht geschrieben, wie sehr Zane Feststellung ihm gegen den Strich ging. Dabei
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