Auf & Davon
mir verpasst hast. Und meine Hand tut verdammt weh.“ Er konzentrierte sich krampfhaft darauf, sich einen Eisbeutel zu machen. Er zog den Plastikbeutel mit den Eiswürfeln aus dem Kübel, schüttete die Hälfte davon wieder zurück, knotete dann den Beutel zu und wickelte sich das Handtuch um die Hand.
„Heul’ noch ein bisschen, dann wird’s bestimmt besser“, schlug Ty vor.
„Leck mich doch, Arschloch“, gab Zane zurück, aber es war kein Dampf mehr dahinter. Davon hatte er in der Gasse genügend abgelassen, zumindest für den Moment. Er holte tief Luft und ging hinaus, wobei er den Beutel mit dem Eis in seiner freien Hand hielt. Dann blieb er stehen und lehnte sich mit der Schulter gegen die Wand
Ty saß am Fußende des Bettes, zog sich frische Socken an und schaute erwartungsvoll zu Zane auf. „Hast du mir auch welches mitgebracht?“, fragte er schließlich und streckte Zane seine zerschrammte, blutende Linke entgegen. Bei der Bewegung wurde die Aufschrift auf seinem T-Shirt sichtbar. In brauner Schrift stand dort auf schlichtem weißem Grund: „Sie haben das Recht zu schweigen…also SCHNAUZE HALTEN.“
Zane schaute auf Tys Handhinab undwackelte nachdenklich mit seinem schmerzenden Unterkiefer. Er hielt Ty den Eisbeutel hin, den er für sich gemacht hatte. Wenn Ty den haben wollte, würde er sich eben einen neuen machen.
„Vergiss es“, schnaubte Ty und winkte mit einem leichten Lächeln ab.
„Willst du die Hand später nochmal benutzen können?“, fragte Zane vernünftig.
„Werd’ ich sie denn brauchen, um dich nochmal zu verprügeln?“, konterte Ty.
„Wo dir das ja so gut gefallen hat“, antwortete Zane zuckersüß.
„Stimmt“, gab Ty zu und schnappte Zane den Beutel mit dem Eis aus der Hand.
Zane überließ ihm den Eisbeutel und machte kommentarlos auf dem Absatz kehrt, um ins Bad zurückzugehen und sich einen neuen zu machen. Bei einem Blick in den Spiegel stellte er fest, dass sich an seiner Kinnlade ein weiterer blauer Fleck gebildet hatte, der fast bis zu seinem Jochbein reichte. „Wichser“, brummte er, während er den Bluterguss betastete.
„Was war das?“ rief Ty von draußen aus dem Zimmer.
„Du hast mich ganz schön zugerichtet“, antwortete Zane und dachte dabei, dass er sich die nächsten paar Tage vielleicht lieber nicht rasieren sollte.
„Oh ja“, seufzte Ty zufrieden.
Zane verdrehte die Augen und ging wieder hinaus, nachdem er sich die Hand wieder eingewickelt hatte. Irgendwie hatte er das Gefühl, sich verteidigen zu müssen. „Ich hab’ aber auch ein paar gute Treffer gelandet, was?“
„Oh ja“, wiederholte Ty. Er blickte ziemlich finster drein, während er sich den Eisbeutel mit der verletzten Hand an seine geprellten Rippen drückte und so beide Stellen zugleich kühlte.
Zane beschloss, es dabei bewenden zu lassen und hielt den Mund. Langsam drehte er den Kopf, um Ty anzusehen, und diesmal sah er ihn sich wirklich an. Das herzförmige Gesicht, das sich hinter den struppigen Bartstoppeln verbarg, die vollen Lippen, die dunklen Augenbrauen, zwischen denen sich vor lauter Konzentration eine Falte gebildet hatte, und als Krönung des Ganzen, die funkelnden braun-grünen Augen, die unter Zanes prüfendem Blick ständig die Farbe zu wechseln schienen. Zane presste fast unmerklich die Lippen zusammen und blinzelte ein paar Mal, ehe er seinen Blick von Ty losriss und sich wieder den Akten zuwandte. Er wäre erschauert, hätte er sich das erlauben können. Stattdessen verspannten sich seine Schultern unter dem Versuch, sein aufwallendes Verlangen gewaltsam zu unterdrücken.
„Machst du dir wirklich Gedanken wegen der blauen Flecken?“, fragte Ty und hob den Kopf, um Zane anzusehen. „Wir könnten mit einer Nadel rein stechen, dann verblassen sie schneller“, schlug er mit gespielter Ernsthaftigkeit vor. Als Zane nichts darauf erwiderte, legte Ty den Kopf schräg und musterte ihn mit einem leichten Stirnrunzeln. Er zog eine Augenbraue hoch. „Alles okay bei dir?“, fragte er in neutralem Ton.
Zane war tief in seinen eigenen Gedanken versunken. Er blähte grüblerisch die Nüstern und stand abrupt vom Tisch auf; plötzlich fühlte er sich ruhelos und eingesperrt. Er ging zum Fenster und schob die Gardinen zur Seite, um auf die Stadt hinauszuschauen, wobei er sich immer noch das Eis an sein Handgelenk hielt.
Ty beobachtete ihn. Er versuchte immer noch, die raschen Stimmungsumschwünge seines neuen Partners nachzuvollziehen. Zane war vielleicht
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