Auf & Davon
zu der Kommode, wo er den Eiskübel unter ein paar Aktenstapeln ausgrub.
Ty sah ihm spöttisch grinsend dabei zu. „Wenn der Arm wieder taub wird, mach dir mal keine allzu großen Sorgen. Bisher hab ich’s nur einmal erlebt, dass einer seinen Arm auf die Art verloren hat.“
Zane zeigte ihm den Stinkefinger, griff nach der Schlüsselkarte und ging zur Tür.
„Hey!“ rief Ty ihm leicht beunruhigt nach. Als er die Füße vom Bett nahm, landeten die vorderen zwei Beine seines Stuhls mit einem Rums wieder auf dem Fußboden.
Mit der Hand schon an der Türklinke drehte Zane sich nochmal zu ihm um. „Was?“
Ty runzelte die Stirn und presste seine Lippen zu einer dünnen Linie zusammen. „Pass auf dich auf“, mahnte er leise. Zane maß ihn mit einem langen Blick, dann nickte er knapp und ging hinaus, wobei er die Tür nachdrücklich hinter sich zuzog. Ty murmelte ein paar empörte Flüche vor sich hin, während er sich in seinen Stuhl zurückfallen ließ und die Beine wieder auf das Bett schwang. Er legte die Hand über die Augen. Zane konnte sich noch so zickig aufführen, er würde nicht zulassen, dass ihm das an die Nieren ging. Er nicht.
Zane rieb sich die Augen, während er den Flur entlang zur Eismaschine ging. Die vergangene Stunde war eine einzige Achterbahn gewesen. Noch ein paar Tage wie dieser, und er würde weder Drogen noch Alkohol brauchen, um wieder abzustürzen. Mit einem bitteren Auflachen schob er den Eiskübel in die Maschine. Als er den Hebel drückte, gab das Gerät ein lautes Knirschen von sich, das beinahe seine Gedanken übertönte, und er warf instinktiv einen Blick über die Schulter. Bei dem Lärm konnte leicht jemand die Gelegenheit nutzen, sich an ihn heranzuschleichen. Aber in der kleinen Nische war außer ihm nur die Eismaschine, und die war nicht laut genug, um das zu übertönen, was ihm am ärgsten nachging, was er am dringendsten vergessen wollte: wie es sich angefühlt hatte, Tys Körper unter sich zu haben, selbst wenn es nur für ein paar Sekunden gewesen war. Er schloss die Augen und ermahnte sich wieder, es zu vergessen. Das war ein Gebiet, das unerforscht bleiben musste
Endlich einmal allein in diesem Zimmer, das eigentlich nicht seins war, nutzte Ty die Gelegenheit, um sich rasch umzuziehen. Aus verschiedenen Gründen hielt er es inzwischen nicht mehr für eine allzu gute Idee, die Nacht in diesem Zimmer zu verbringen. Aber jetzt wieder getrennt zu übernachten wäre noch dümmer, so sehr ihm das auch gegen den Strich ging. Doch der Mann, hinter dem sie her waren, machte ihn immer nervöser; keiner von ihnen sollte jetzt alleine sein.
Ty stand vom Bett auf und setzte sich in Bewegung. Er runzelte die Stirn, als er dabei an seinen neuen Partner dachte. Zane hatte in ihrem beinahe fairen Beinahe-Kampf länger durchgehalten, als Ty es ihm zugetraut hätte. Er hatte Ty nicht nur einmal, sondern zweimal zu Boden geschickt. Und das war verdammt schwer, selbst wenn Ty verletzt war und vor Lachen kaum an sich halten konnte.
Während er seine feuchte Jeans abstreifte musste Ty feststellen, dass er zum ersten Mal, seit er den Mann kennengelernt hatte, wirklich neugierig auf seinen Partner war. Außerdem rangen ihm Zanes Fähigkeiten allmählich einen widerwilligen Respekt ab—und es brauchte schon Nerven wie Drahtseile, um es in einer finsteren Seitengasse mit einem Marine aufzunehmen. Er fluchte leise vor sich hin. Er hatte gerade seine Jeans und Unterwäsche auf den Haufen mit seiner restlichen schmutzigen Kleidung geworfen, als das elektronische Türschloss klickte.
Zane kam hereinspaziert, nur um genau das vor sich zu sehen, was ihm am allerwenigsten dabei helfen würde, auf andere Gedanken zu kommen: einen schlanken, drahtigen, nackten Ty Grady, dessen Muskeln unter seiner gebräunten, narbenbedeckten Haut spielten, als er sich nach den sauberen Kleidern auf seinem Bett bückte. Zane blinzelte ein paar Mal, machte die Zimmertür hinter sich zu und ging direkt ins Bad, wo er sich ein Handtuch schnappte, um ein paar Eiswürfel darin einzuwickeln. Und wenn er etwas schneller atmete als sonst, wer würde das schon wissen außer ihm?
Ungerührt zog Ty sich frische Unterwäsche an und griff nach dem dünnen weißen T-Shirt, das er in seiner Tasche aufgestöbert hatte. „Alles klar bei dir?“ rief er.
Zane schluckte. „Ja“, antwortete er mit bemerkenswert fester Stimme. „Alles klar.“ Er schaute sich im Spiegel an. „Mal abgesehen von dem Scheiß-Veilchen, das du
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