Auf & Davon
mich über dich lustig gemacht hatte“, murmelte er.
Zane betrachtete ihn verwirrt. Ty wirkte fast nervös. War er womöglich verlegen? Schließlich hatte Zane ihn kalt erwischt, als er die Tür aufgemacht hatte; Ty war so wenig darauf gefasst gewesen, dass er ihm fast vor die Füße gefallen wäre. Oder hatte er Zanes höchst unangebrachte Erektion gefühlt? Zane biss die Zähne zusammen und wich einen weiteren Schritt zurück. Das war nicht gut. Er sollte die Tür wieder zumachen und eine Dusche nehmen. Duschen war immer gut zur Entspannung. Scheiße, Scheiße, Scheiße.
„Ich glaube, du hast mich wieder einen Waschlappen genannt“, murmelte er und wandte sich etwas zur Seite.
„Richtig“, schniefte Ty, machte auf dem Absatz kehrt und ging wieder zurück ins Zimmer. „Schließlich bist du hergegangen und hast dich in die Luft sprengen lassen“, rief er so beiläufig wie möglich und schnappte sich seinen Waschbeutel. Während er langsam wieder Richtung Badezimmer ging, versuchte er sich zu beruhigen.
Zane beugte sich vor, stützte sich auf das Waschbecken und umklammerte den Rand mit beiden Händen. Auf keinen Fall würde er in absehbarer Zeit gut schlafen können. Duschen. Das war’s. Eine kalte Dusche, und dann schlafen. Er fluchte im Stillen, als er Ty zurückkommen hörte. Wenn Ty jetzt seine Verletzungen behandelte, konnte er hinterher nicht mehr duschen gehen. Er ließ den Kopf hängen und versuchte, gleichmäßig zu atmen. Von Zeit zu Zeit lernte er jemanden kennen, der ihm das antun konnte, der ihn dermaßen um den Verstand bringen konnte. Gott, warum musste es ausgerechnet Ty Grady sein? Warum jetzt?
Ty blieb auf der Türschwelle stehen und betrachtete Zane für einen Moment. Er leckte sich nachdenklich die Lippen und runzelte die Stirn. Viele kleine Dinge, die er an Zane beobachtet hatte, fügten sich allmählich zu einem klaren Bild zusammen; nicht zuletzt die Tatsache, dass seine körperliche Nähe Zane in sexuelle Erregung versetzte. Er glaubte nicht, dass Zane ihm etwas vormachte. Ty wusste, dass er seine eigenen sexuellen Vorlieben nicht so offensichtlich erkennen ließ, als dass ein völlig Fremder schon nach vier Tagen herausgefunden haben könnte, dass er bisexuell war. Vielleicht kam es ihm nur wegen einer Reihe von morbiden Zufällen so vor, als könnte das bei Zane ebenfalls der Fall sein.
Oh ja, weil Zufälle so viel wahrscheinlicher waren, als dass ein ausgebildeter FBI Agent etwas herausfand…
Er würde in Zukunft einfach ein bisschen leiser treten müssen, nur für den Fall, dass Zane ihn durchschaut hatte und jetzt vorhatte, dieses Wissen gegen ihn zu verwenden. Oder er würde eben herausfinden müssen, wie viel Zane wirklich wusste. Er wollte Zane wirklich nichts gegen sich in die Hand geben, aber seine Neugier war immer schon stärker gewesen als sein Selbsterhaltungstrieb.
Ein Luftzug warnte Zane, dass Ty wieder da war, und er richtete sich auf und schaute in den Spiegel. Wortlos senkte er den Kopf wieder und schob den nassen Waschlappen über den Waschtisch zu Ty, damit dieser ihn benutzen konnte, um ihm den Rücken zu säubern. Zane fasste den festen Entschluss, an dem Fall weiterzuarbeiten, bis er vor Erschöpfung umfiel. Oder bis er sich wieder einen freien Abend abzwacken konnte. Halb wünschte er, er könnte etwas sagen, einen Witz darüber machen. Tys Körperwärme so nah zu spüren war verdammt berauschend, er wünschte, er hätte den Nerv gehabt, etwas daraus zu machen. Aber der Kampf vorhin hatte ihn so ziemlich seinen letzten Nerv gekostet.
Ty wischte ihm den Rücken mit dem Waschlappen sauber und bedeckte dann die Wunden auf Zanes Rücken großzügig und sorgfältig mit Salbe, wobei er sich die ganze Zeit auf die Lippen biss und es vermied, in den Spiegel zu schauen, um Zanes Blick nicht begegnen zu müssen. Er rang immer noch mit sich, versuchte zu entscheiden, was er sagen sollte. Weil man so etwas nicht einfach unkommentiert im Raum stehen lassen konnte.
Vielleicht war es sein unerfülltes Verlangen, vielleicht ritt ihn auch der Frust, aber Zane hatte den Eindruck, als sei Ty angespannt wie ein Flitzebogen. Herrgott. Wenigstens war er nicht wütend. Zane wusste bereits, dass Ty viel unfairer kämpfte als er.
Zane stützte sich wieder auf den Waschtisch und murmelte vor sich hin: „Dieser Fall bringt mich noch um.“ Wenn die Arbeit ihn schon nicht schaffte, dann ganz bestimmt die fatale Anziehungskraft, die sein Partner auf ihn ausübte. Unter der
Weitere Kostenlose Bücher