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Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Titel: Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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Parkplatz nicht wiedererkannt. Ihre Angst vor dem Take-off war für einen Augenblick vergessen und wurde von dem entsetzlichenWissen ersetzt, dass sie neben einem Mörder saß. Sie blickte sich um, unsicher, was sie mit dieser Information anfangen sollte. Über Lautsprecher wurden sie von einer Frauenstimme aufgefordert, die Sicherheitsanweisungen aus der Tasche am Vordersitz zu nehmen und mitzulesen. Troy stupste sie an und mit einem Seitenblick sah sie, dass er ein Merkblatt in den Händen hielt. »Dad wollte immer, dass ich bei dem hier aufpasse, nur für alle Fälle«, sagte er.
    Marnie nickte. Die Worte ›für alle Fälle‹ bezogen sich auf eine Notlandung, aber keiner hatte sie je darauf vorbereitet, was sie tun sollte, wenn sie im Flugzeug neben einem Mörder festsaß. In der nächsten Viertelstunde bekam sie kaum mit, was im Rest des Flugzeugs vor sich ging: die Lautsprecherdurchsagen, der Take-off und wie Troy seine Kopfhörer aufsetzte, als das Benutzen elektronischer Geräte wieder erlaubt worden war. Sie spürte eine Gänsehaut am linken Arm, obwohl sie Davis gar nicht wirklich berührte. Die übrigen Passagiere machten es sich bequem, ohne zu ahnen, dass sich ein Mörder in ihrer Mitte befand.
Was soll ich nur tun? Was soll ich nur tun?
Die Polizei konnte sie nicht informieren. Er war ja nicht zur Fahndung ausgeschrieben. Aber sie konnte den Blick nicht von seinen Händen wenden, die locker auf den Armlehnen ruhten. Mit eben diesen Händen hatte er Ritas Tochter erwürgt.
Jemand sollte ihm diese Hände abhacken
, dachte sie und war im selben Moment entsetzt, dass ihr etwas so Abscheuliches in den Sinn gekommen war.
    Sie musste jemandem sagen, dass er hier war. Als das Zeichen für die Sicherheitsgurte erlosch und die Passagieren sich in der Kabine bewegen durften, machte sie Troy auf sich aufmerksam und sagte ihm, sie gehe zur Toilette. »EntschuldigenSie bitte«, sagte sie und verrenkte sich, um an Davis vorbeizukommen. Er versuchte nicht einmal aufzustehen, um sie vorbeizulassen, zog aber die Beine an.
    Marnie ging durch den Mittelgang zum hinteren Bereich des Flugzeugs und blieb stehen, als sie Jazzy in der Mitte einer Sitzreihe links entdeckte. »Jazzy«, zischte sie. »Ich muss mit dir reden.«
    Jazzy blickte von ihrer Zeitschrift auf. »Jetzt?«
    »Ja, jetzt.« Marnie deutete nach hinten und ging dann weiter, bis sie vor der Schlange zur Toilette stand.
    »Wie geht es dir?«, fragte Jazzy, die sich hinter sie stellte.
    Marnie sprach mit zusammengebissenen Zähnen. »Ich sitze neben Davis Diamontopoulos.« Sie wartete einen Moment, damit Jazzy das verarbeiten konnte, aber diese wirkte nicht schockiert. »Der Mann, der Ritas Tochter ermordet hat«, erklärte Marnie. Merkwürdigerweise war Jazzys einzige Reaktion ein Nicken. Irgendwie hatte Marnie mehr erwartet. »Ich glaube, wir müssen jemandem Bescheid geben.«
    »Ja, klar, sicher, wenn du meinst.« Jazzy blickte sich um. »Wen wolltest du denn informieren?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Marnie aufgebracht. »Du bist doch diejenige, die Dinge weiß. Ich frage dich, was wir tun sollen.«
    »Ich kann gleich nach der Landung Rita oder Judy anrufen«, meinte Jazzy ruhig. »Solange das Flugzeug in der Luft ist, können wir nicht viel unternehmen.«
    Das stimmte zwar, war aber nicht das, was Marnie hören wollte. Die Schlange bewegte sich ein kleines Stück vorwärts und eine ältere, grauhaarige Dame kam aus der Toilette und schob sich an ihnen vorbei. Ein blumiges Parfüm schwebtehinter ihr her. Marnie sagte: »Es gruselt mich nur furchtbar, neben ihm zu sitzen.« Unwillkürlich überlief sie ein Schauder.
    Jazzy drückte ihr beruhigend die Hand. »Möchtest du den Platz mit mir tauschen?«, fragte sie. »Mir wäre das recht.«
    »Nein, das bringt uns auch nicht weiter«, gab Marnie zurück. Nun fiel ihr ein, dass sie Troy mit Davis allein gelassen hatte, und sie drehte sich hastig um und ging zurück, ohne das Gespräch überhaupt zu Ende zu bringen. Sie schob sich an einer jungen Frau vorbei, die ein Kleinkind auf dem Arm trug, und ließ einen Mann mit einem Gehstock passieren. Das Flugzeug war erst seit Kurzem in der Luft, doch anscheinend mussten schon jetzt alle zur Toilette. Als sie zu ihrem Sitzplatz zurückkam, bemerkte sie zu ihrem Entsetzen, dass Davis einen Sitz weitergerückt war. Er saß jetzt auf Marnies Platz und unterhielt sich mit Troy.
    Sie räusperte sich. Als die beiden aufblickten, sah sie, dass Davis Troy etwas auf einem

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