Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)
Mann!«
Sie lächelte, überglücklich, ihn wieder bei sich zu haben. Das versetzte sie in gute Laune. Das, und der gute Nachtschlaf, machte es ihr leicht, sich in Bewegung zu setzen und sich selbst und ihren Koffer im Handumdrehen reisefertig zu machen. Troy sah fern, während sie herumwuselte. Laverne und Jazzy waren im Nachbarzimmer auf die gleiche Weise beschäftigt und sie verabredeten, dass sie zum Frühstück hinuntergehen und sich dort unterhalten würden. Zu diesem Zeitpunkt war Marnie sichvollkommen sicher, dass nichts sie dazu bewegen würde, ein Flugzeug zu besteigen. Sie hätte jeden Dollar ihrer Ersparnisse darauf verwettet und das war ein beträchtlicher Betrag, da sie ein Jahrzehnt lang den größten Teil ihres Gehalts gespart hatte.
Während des ganzen Frühstücks blieb sie eisern bei ihrer Entscheidung und dachte sogar, sie und Troy würden Jazzy und Laverne mit dem Shuttle-Bus zum Flughafen begleiten, um dort ein Auto zu mieten. Doch bevor sie auch nur ihren Kaffee ausgetrunken hatte, hatten sie sie irgendwie in die Zange genommen. Jazzy fing wieder damit an, wie sehr Marnies Persönlichkeit sich entwickelt habe. »Es ist, als ob du früher hier gestanden hättest«, meinte sie auf die Tischkante zeigend, »und jetzt du dort drüben stehen würdest.« Sie fuhr mit dem Finger bis ganz zur anderen Seite.
Während Marnie sich noch fragte, was sie damit sagen wollte, legte Laverne los, sie sei doch noch nie geflogen und könne es gar nicht erwarten. »Ich finde es unglaublich, dass wir in nur zwei Stunden ankommen werden. Stell dir das mal vor. Zwei Stunden!«
Jede der beiden bat sie, noch einmal darüber nachzudenken, und sie wurde allmählich richtig wütend, dass sie das Thema nicht fallen ließen. Gerade wollte sie sie anfahren, als Troy sagte: »Marnie, könntest du es nicht einfach mal versuchen? Es ist wirklich keine so große Sache.«
Der arme Junge begriff nicht, dass es so etwas wie ›einfach mal versuchen‹ nicht gab. Wenn das Flugzeug erstmal in der Luft war, würde sie darin festsitzen. »Es liegt ja nicht daran, dass ich nicht möchte, Troy«, erwiderte sie und fing an zu erklären, unterbrach sich aber, als sie seinen rührend ernsthaften Gesichtsausdruck bemerkte.
Troy blickte sie aufmerksam an. »Ich werde auch die ganze Zeit neben dir sitzen.« Und dann sagte er das, was sie zum Schwanken brachte. »Du kannst mich umarmen, wenn du Angst bekommst. Ich werde bei dir sein. Du weißt, dass ich dich nicht im Stich lassen werde.«
Da schwand ihre Entschlossenheit dahin und jeder am Tisch merkte es. Als Laverne ihren Plastikbeutel aus der Handtasche zog und sagte: »Ich habe genau das Richtige, um dir beim Entspannen zu helfen. Nimm eine von denen hier und es wird dir völlig egal sein, wo du bist«, wusste Marnie, dass sie verspielt hatte. Gegen ihren Willen war sie von einem Sturzbach der Überredung fortgerissen worden.
Da saß sie nun auf einem Plastiksitz im Flughafen und fächelte sich nervös mit ihrer Bordkarte Luft zu. Ach, warum hatte sie sich nur breitschlagen lassen? Und warum hatte Jazzy so energisch darauf bestanden, dass sie mitflog? Laverne und Jazzy hätten doch ohne sie fliegen können. Es war ja nun nicht so, als wäre Marnies Anwesenheit dafür notwendig. Sie spürte, wie ihre Nervosität sich noch einmal steigerte; die Sorge saß ihr wie ein Klumpen in der Kehle. Gerade als sie Angst bekam, dass ihr gleich in eine ausgewachsene Panikattacke hineinrutschen würde, tauchte Troy neben ihr auf. Er hatte sich am Zeitungsstand einen Snickers-Riegel gekauft. »Ich habe auf der Flugtafel nachgeguckt und unser Flug ist pünktlich«, sagte er fröhlich, ohne ihre Qualen zu bemerken. Gerade als sie dachte, wie ichbezogen Teenager doch waren, riss er die Verpackung auf und bot ihr ein Stück an. Als sie den Kopf schüttelte, verputzte er den Riegel mit vier Bissen.
Sie hatten ihr ganzes Gepäck aufgegeben, einschließlich Marnies Kühlbox, noch ein Grund, warum sie keinen Rückziehermehr machen konnte. Im Rückblick fragte sie sich, ob Jazzy absichtlich dafür gesorgt hatte. »Lasst uns unsere Sachen einfach komplett abgeben«, hatte sie gesagt. »Dann sparen wir uns das Theater, Taschen oben im Gepäckfach zu verstauen.« Alle, die in Marnies Nähe saßen, schienen Handkoffer, Reisetaschen und Laptops dabei zu haben. Ihre Handtasche wirkte irgendwie unzureichend.
Auf der anderen Seite des Zwischengangs saßen Laverne und Jazzy nebeneinander und blätterten in
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