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Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Titel: Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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und Davis war da schon lange verschwunden.
    Danach fand Rita sich auf einer spirituellen Suche wieder – sie versuchte, in all dem Schmerz einen Sinn zu finden. Sie studierte die Bibel und durchforstete sie nach Hinweisen auf den Tod und das Jenseits. Sie las über Nahtoderfahrungen. Als sie das Thema ansprach, gestand eine überraschend große Anzahl ihrer Freunde eigene mystische Erlebnisse ein. Eine Freundin, eine Witwe, war einmal mit dem Gefühl aufgewacht, dass ihr Mann sich an sie kuschelte. Sie hatte sogar seinen Atem im Nacken gespürt. Es sei kein Traum gewesen, sagte sie. Der Sohneiner anderen Freundin war von einem Gerüst gefallen. Auf halbem Wege spürte er, wie etwas ihn auffing und abbremste. Ein Sturz, der tödlich hätte enden können, kostete ihn nur einen gebrochenen Arm. Ihre eigene Kusine schwor, sie habe gerade Fotoalben durchgeblättert und an ihre Großmutter gedacht, als sie aus den Augenwinkeln jemanden bemerkte. »Es war Grandma«, erklärte sie entschieden. »Da stand sie in meinem Esszimmer und hat mich beobachtet.«
    »Wie hat sie ausgesehen?«, hatte Rita fasziniert gefragt.
    Ritas Kusine hatte mit den Schultern gezuckt. »Wie Grandma eben, aber wie ein Hologramm von ihr. Es hat nur ein paar Sekunden gedauert und dann war sie weg.«
    Als Rita Glenn davon erzählte, war er skeptisch, aber Rita glaubte ihr. Ihre Kusine hatte sie noch nie belogen.
    Auf der Fahrt zum Preston Place dachte sie über all das nach und trommelte nervös mit den Fingern gegen die Fensterscheibe. Marnie, die ebenfalls tief in Gedanken versunken war, starrte aus dem Fenster, aber Rita vermutete, dass sie sehr unterschiedliche Dinge im Kopf hatten. Auf der Landstraße kamen sie an anderen Häusern vorbei und schließlich fuhren sie auf einen Highway. Dort entdeckten sie das erste Zeichen von Zivilisation – eine Tankstelle mit angegliedertem Laden.
    »Ist das die Werkstatt, wo unser Wagen steht?«, fragte Marnie.
    »Was?« Mike warf ihr einen Blick zu. »Oh, nein, das ist nur eine Tankstelle. Jasons Betrieb liegt westlich von hier. Wenn Sie ihn sehen, werden Sie ihn sofort als Autowerkstatt erkennen. Jason macht nur Reparaturen und wechselt Reifen.«
    Den Rest des Wegs legten sie schweigend zurück. Als sie auf den asphaltierten Parkplatz einbogen, verließ Rita der Mut.An diesem Gebäude war nichts Besonderes. Es war umgebaut worden und wahrscheinlich einmal eine kleine Lagerhalle gewesen. Niemand hatte viel unternommen, um diese Tatsache zu verhüllen. Die Vordertür war von einer kleinen, gestreiften Markise überdacht. Darüber war der Name P RESTON P LACE auf ein großes Holzschild gemalt. Neben der Tür hing noch ein weiteres Schild: S ELBSTGEBACKENE P IES . Warum war sie hierher geführt worden? Es war nicht einmal die Art von Restaurant, die Melinda gefallen hätte.
    Als sie vor dem Restaurant hielten, sah Rita, wie Beth das Schild im Fenster umdrehte, so dass nun das Wort ›geöffnet‹ nach draußen blickte. Beth machte mit einem Lächeln die Tür auf. »Willkommen«, sagte sie und führte sie hinein.
    Das Restaurant war leer, abgesehen von Jazzy, die eine weiße Schürze trug und einen Stapel Speisekarten gegen die Brust drückte. Sie eilte zu ihnen. »Schaut mal, Leute, ich arbeite jetzt richtig hier!«
    Normalerweise hätte Rita etwas geantwortet, aber sie war zu sehr damit beschäftigt, in diesem Restaurant nach etwas Bedeutungsvollem zu suchen. Sie durchforschte den Raum mit den Augen, fand aber nichts von Belang. Alles in allem wirkte das Restaurant gemütlich und sauber, aber auch etwas abgenutzt und alt. Der Holzboden war ausgetreten. Licht spendeten Glühbirnen, die unter kegelförmigen Metalllampenschirmen hingen. In einem Kühlschrank mit Glastür sah man mindestens ein Dutzend verschiedene Pies. Im ganzen Raum standen Tische mit karierten Wachstischdecken und gläsernen Windlichtern in einer Art Drahtummantelung. An der einen Wand befanden sich drei einzelne Sitzgruppen, deren Holz zu nichts anderem im Raum passte. Es war, als hätten Beth undMike die Sitzgruppen bei der Auflösung eines anderen Restaurants erstanden. Manche Leute mochten die Ausstattung als interessante Kombination empfinden, aber Rita kam sie eher wie ein Sammelsurium von Stilen vor.
    Carson kam mit einem Tablett voller Pies durch eine Schwingtür. »Hallo allerseits«, sagte er fröhlich, öffnete die Glastür zum Kühlschrank und schob die neuen Prachtstücke hinein. Jazzy wandte ihm den Kopf zu und die beiden

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