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Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Titel: Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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kannst du wetten«, erwiderte sie.

31
    Rita entging nicht, dass Marnie an diesem Vormittag verstimmt war. Als sie nachhakte, antwortete Marnie: »Mir gefällt einfach die ganze Situation nicht. Ich komme besser zurecht, wenn ich weiß, was ich zu erwarten habe. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass der Wagen kaputt geht und wir im Haus von Leuten übernachten, die wir nicht einmal kennen. Ich wünschte, wir könnten einfach ins Auto steigen und sofort aufbrechen.«
    »Keine von uns wollte, dass das hier geschieht«, meinte Laverne. »Es ist eben einfach passiert.« Lavernes Versuch, Marnie aufzumuntern, schien die Dinge nur noch schlimmer zu machen. Laverne und Marnie schienen von allen am schlechtesten miteinander auszukommen, überlegte Rita. Jazzy fand Lavernes Taktlosigkeit goldig und Rita ließ sich davon nicht aus der Fassung bringen. Aber Marnie hatte keine Geduld für so was.
    »Keine von euch scheint zu verstehen, wie dringend diese Reise ist«, stieß Marnie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich muss so schnell wie möglich nach Las Vegas.«
    »Schneller wär’s gegangen, wenn du geflogen wärst, aber das wollt’st du ja nicht«, sagte Laverne. Marnie sah sie auf eineWeise an, die Melinda ›Killerblick‹ genannt hätte. Rita kam es so vor, als stünde Marnie kurz vor einer Kernschmelze.
    »Na, na«, sagte Rita. »Wir sind alle müde und dieses kleine Hindernis kostet jede von uns Nerven. Ich weiß, dass das alles schwer für dich ist, Marnie.« Sie tätschelte mütterlich Marnies Arm und das schien sie zu beruhigen. Rita breitete impulsiv die Arme aus. »Komm, lass dich mal drücken!«
    Marnie zuckte mit den Schultern und wandte sich zum Gehen, doch dann schien sie es sich anders zu überlegen und kehrte um. Sie überraschte Rita damit, dass sie ihr die Arme um den Hals warf und das Gesicht an ihre Schulter drückte.
    »Das wird schon werden«, sagte Rita. »Alles wird gut.«
    »Viel Lärm um nichts«, meinte Laverne. »Du wirst schon sehen.« Rita warf ihr einen strengen Blick zu, der aber unbemerkt blieb. Laverne war nicht der Typ für subtile Signale.
    Marnie kuschelte sich an Rita, die ihr den Rücken klopfte und beruhigende Laute von sich gab.
    »Mir fehlt einfach Troy so sehr.« Marnies Stimme bebte. Rita verstand sie nur zu gut und hätte schwören können, dass sie spürte, wie das Herz der jüngeren Frau hämmerte – oder war es ihr eigenes? Dass beiden ihr Kind fehlte, hatte eine Verbindung zwischen ihnen geschaffen, auch wenn die Umstände sehr unterschiedlich waren. »Manchmal kommt es mir so vor, als würde ich ihn nie wiedersehen.«
    »Sei nicht albern, natürlich wirst du ihn wiedersehen«, erklärte Laverne.
    »Ich bin einfach nur nicht daran gewöhnt, von ihm getrennt zu sein. Seit seinem vierten Lebensjahr habe ich fast jeden Tag mit ihm zusammen verbracht. Aber jetzt habe ich ihn schon so lange nicht mehr gesehen.«
    »Glaub mir, keine versteht besser als ich, was es bedeutet, ein Kind zu vermissen«, sagte Rita.
    Marnie zog sich unvermittelt zurück. »Es tut mir leid, ich hatte nicht nachgedacht ...«
    »Ist schon gut. Aber sieh es mal relativ. Troy ist an einem sicheren Ort und du wirst morgen dort sein«, meinte Rita. »Du wirst schon sehen. Notfalls fahre ich die Nacht durch.«
    Marnie wischte sich die Augen. »Das war schrecklich unsensibel von mir. Bitte verzeih. Es tut mir furchtbar leid.«
    Rita winkte ab. »Du hast ein Recht auf deinen Schmerz«, sagte sie. »Mach dir keine Sorgen deswegen.«
    Marnie tat es offensichtlich leid, dass sie Rita etwas vorgejammert hatte, aber keine von ihnen redete noch einmal darüber. Stattdessen verbrachten sie den Rest des Vormittags damit, das Frühstücksgeschirr wegzuräumen und ihre Sachen zu packen, um abreisebereit zu sein, sobald der Wagen fertig war.
    Als Mike eintraf, um sie abzuholen, lagen ihre gepackten Koffer zur Abfahrt bereit neben der Tür gestapelt. Mike füllte die Tür mit seiner imposanten Gestalt aus und rief mit dröhnender Stimme: »Hallo, meine Damen! Sind Sie bereit fürs Mittagessen?« Er trug ein weißes Küchen-T-Shirt und um den Hals ein lockeres Tuch. Das passte nicht ganz zu seinen khakifarbenen Shorts, den weißen Socken und den Wanderschuhen, aber es war vermutlich praktisch.
    »Ich bestimmt«, antwortete Laverne. »Ich habe einen Mordshunger.« Sie schwang sich ihre Handtasche über die Schulter und winkte Marnie und Rita. »Los geht’s, Mädels.«
    »Sollten wir vielleicht unsere Koffer

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