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Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Titel: Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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lächelten sich an, als hätten sie ein Geheimnis, das nur sie beide kannten.
    »Gib mir eine dieser Speisekarten«, forderte Laverne Jazzy auf. »Ich bin kurz vorm Verhungern.«
    »Nein, nein, nein«, sagte Jazzy und zog die Karten weg. »Ihr bekommt sie erst zu sehen, wenn ihr ganz offiziell euren Platz zugewiesen bekommen habt.«
    »Du siehst so aus, als würdest du richtig hier arbeiten«, meinte Marnie. »Du passt hier gut rein.« Und das stimmte. Das Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst, das T-Shirt in die Hose gesteckt und die Schürze fachmännisch um die Taille gebunden. Sie hielt die Speisekarten wie eine erfahrene Kellnerin.
    »Ich sehe nicht nur so aus, als würde ich hier arbeiten«, erklärte Jazzy. »Ich arbeite
wirklich
hier. Sherry hat sich krank gemeldet.« Sie verdrehte die Augen, als wollte sie sagen: ›Ihr wisst ja, wie unzuverlässig Sherry sein kann.‹ »Darum vertrete ich sie über Mittag. Hier geht’s lang. Ich zeige euch euren Tisch.« Sie rief Beth zu: »Ist es in Ordnung, wenn ich sie an Tisch Nummer acht setze?« Als sie das Okay erhalten hatte, manövrierte sie sie gekonnt um die Tische herum und direkt zu einer Sitzgruppe.
    Laverne ließ sich sofort auf einen Platz gleiten und Marnie folgte ihrem Beispiel auf der anderen Seite, aber Rita hielt es keinen Augenblick länger aus. Sie griff nach Jazzys Arm und fragte: »Weißt du, warum wir zum Preston Place geführt worden sind? Hast du irgendwas von meiner Tochter gehört?«
    Jazzy schüttelte den Kopf und legte die Speisekarten auf den Tisch. »Überhaupt nichts, zumindest noch nicht.« Sie ließ die Augen kurz durch den Raum schweifen. »Aber ich glaube, wir werden etwas wissen, bevor der Tag zu Ende ist. Dieses Haus hier fühlt sich genau richtig an, weißt du? Vertraut. Als wäre ich schon einmal hier gewesen.«
    So kam es Rita nicht vor. »Aber glaubst du nicht, dass du etwas wissen würdest, wenn das hier der richtige Ort wäre? Der Name passt so perfekt ...« Sie rang die Hände. »Ich dachte, du würdest sofort Bescheid wissen.«
    »Es läuft nicht immer so nach Plan«, erwiderte Jazzy. »Entspann dich einfach und lass den Dingen ihren Lauf. Wenn etwas geschehen soll, wird es auch geschehen.« Sie tätschelte Ritas Arm, was wohl beruhigend sein sollte.
    Ein Ratschlag für Esoteriker. Nicht das, was Rita jetzt brauchte. Widerstrebend setzte sie sich neben Laverne, die sich über die Speisekarte gebeugt hatte.
    »Es scheint überwiegend Sandwiches zu geben«, meinte Laverne, die mit dem Finger über die aufgeführten Speisen fuhr.
    »Es gibt auch Suppe«, wandte Marnie ein.
    Rita warf nicht einmal einen Blick auf die Speisekarte. Sie hatte gesehen, wie Marnie und Laverne sich kurz angeschaut hatten, als sie Jazzy nach Neuigkeiten gefragt hatte. Die beiden halten mich für überspannt, dachte sie. Eine gramgebeugte Mutter, die die Realität nicht akzeptieren will. Sie konnte esihnen nicht verübeln. Die ganze Sache war wirklich ziemlich verrückt. Und doch, welche Mutter würde nicht auf eine letzte Nachricht hoffen?
    Rita spürte, dass sie es plötzlich absolut satt hatte, in Gesellschaft dieser Frauen zu sein. Sinn ergab das nicht, die beiden hatten wirklich nichts getan, was ihr Gefühl rechtfertigte. Sie waren jede auf ihre eigene Art liebenswert und obwohl sie erst kurze Zeit zusammen waren, mochte sie sie gern. Sie hatte viel Verständnis für Marnies Wunsch, Troy zu sehen, und sie freute sich, dass Laverne, die bisher nur zu Hause gesessen hatte, endlich mehr von der Welt zu sehen bekam. Und Jazzy, nun, die war in ihrem Element. Schön für sie alle. Aber Rita fühlte sich aus der Bahn geworfen. Sie vermisste Glenn und ihren gemeinsamen Alltag zu Hause. Das Nachrichtenschauen am Abend. Das gemeinsame Abendessen und das Gespräch darüber, was jeder den Tag über erlebt hatte. Sie waren erst seit zwei Tagen unterwegs, aber es fühlte sich an, als wäre sie schon Jahre weg.
    Vielleicht würde sie sich nach einer ordentlichen Mahlzeit besser fühlen. Eistee klang auch nicht schlecht.
    Jazzy sah nicht nur wie eine echte Kellnerin aus – als die Mittagsgäste hereinströmten, füllte sie diese Rolle auch perfekt aus. Sie nahm die Bestellungen entgegen und servierte das Essen schnell und korrekt. Es war wirklich erstaunlich, wie sie geschäftig hin und her eilte: Sie scherzte mit einem Tisch alter Männer, füllte Kaffee nach und räumte geschickt die leeren Teller ab. Man hätte meinen können, dass sie schon seit

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