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Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Titel: Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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fürs Erdgeschoss drückte. Sie wechselten einen Verschwörerblick. Seit ihrer Teenagerzeit hatte Marnie sich nicht mehr so gefühlt. Damals hatten sie und ihre Freunde sich immer nachts in den Steinbruch geschlichen, um Schwimmen zu gehen. Sie erinnerte sich deutlich an das Triumphgefühl, wennsie es mit dem Handtuch unter dem Arm über den Zaun geschafft hatte.
    Als sie im Erdgeschoss ankamen und die Lifttür aufging, stand ein Arzt vor ihnen, den Blick auf seinen Piepser gerichtet. Sie gingen aneinander vorbei und er sagte kein Wort. Laverne drehte sich nach ihm um. »Geh weiter«, murmelte Marnie. »Geh einfach weiter. Wir haben es noch nicht geschafft.«
    Im Erdgeschoss war es heller und es herrschte mehr Betrieb als im dritten Stock, aber auf dem Weg zum Ausgang fragte sie keiner der Angestellten, was sie dort zu suchen hätten. Als sie hinausgingen, rief ein Mann ihnen nach: »Gute Nacht, die Damen«, und Laverne hob als Reaktion darauf kurz den Arm.
    Draußen auf dem Parkplatz klappte Marnie beinahe zusammen. Sie hatte die unerträgliche Hitze vergessen, die gegen die Brust drückte und einem das Atmen schwer machte. Selbst in der dunklen Nacht war es, als träten sie in einen Backofen. Sie strich sich das Haar aus der Stirn und blickte sich um. »Wo steht denn das Auto?« In Lavernes Gesicht trat plötzlich ein bestürzter Ausdruck, der Marnie überhaupt nicht gefiel. Sie fragte erneut: »Der Wagen ist doch hier, oder? Die Polizei hat ihn doch hergefahren?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Das hatte ich völlig vergessen – er steht immer noch an der Raststätte«, antwortete Laverne und schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Ich hatte den Autoschlüssel ja nicht und so hat der nette Beamte mich im Polizeiwagen mitgenommen.«
    Marnie stöhnte. Wer hätte gedacht, dass Autoschlüssel einem so viel Ärger machen konnten? »Und der Polizist hat sichnicht gefragt, wie du dann ohne Auto vom Krankenhaus wieder wegkommen solltest?«
    »Er hat es angesprochen, aber ich habe gesagt, er solle sich keine Sorgen machen, ich würde schon eine Lösung finden.«
    Marnie wäre am liebsten heulend auf dem Parkplatz zusammengebrochen. Ihre Beine fühlten sich an wie Wackelpudding und die Wunde in ihrer Seite, die mit zehn Stichen eines resorbierbaren Fadens genäht worden war, schmerzte jetzt empfindlich.
    »Es tut mir leid«, sagte Laverne. »Ich habe nicht nachgedacht.« Wenigstens hatte sie den Anstand, ein zerknirschtes Gesicht zu machen.
    »Und was machen wir jetzt?« Marnie ließ die Augen über den Parkplatz wandern, als könnte das Dutzend geparkter Autos ihr einen Hinweis geben. Kein Schild wies auf eine Bushaltestelle hin, aber selbst wenn es eine gegeben hätte, machten öffentliche Verkehrsmittel mit Sicherheit nicht auf dem Freeway Halt.
    »Vielleicht könnten wir ein Taxi rufen?«, schlug Laverne vor. »Lass uns mal nachsehen, was sich auf der anderen Seite des Gebäudes befindet.«
    Widerstrebend ließ Marnie sich an einer Reihe von Autos vorbei zur Ecke des Gebäudes führen. Auf der anderen Seite war noch ein Parkplatz, aber er war weniger hell beleuchtet. Sie hatte das Gefühl, dass sie sich hinter der nächsten Ecke in vollkommener Dunkelheit befinden würden. »Es hat keinen Sinn, Laverne, wir müssen wieder hineingehen.«
    »Moment mal!« Laverne hob die Hand und spähte in die Ferne. »Ich sehe da jemanden.«
    Marnie verdrehte die Augen. Ja, da kam tatsächlich ein Mann aus einem der Ausgänge. Er schleppte einen Plastiksack.Er ging rasch zum hinteren Bereich des Parkplatzes, wo zwei Müllcontainer nebeneinander standen, hob den Deckel des einen an, warf den Sack hinein und schleuderte die Faust in die Luft. Sie hörten seinen glücklichen Ausruf: »Jawoll!«
    »Haaallo«, rief Laverne zu ihm hinüber und schwenkte die Plastiktüte über dem Kopf. »Sir, können Sie uns bitte helfen?«
    Marnie gefiel die Richtung, die sie da einschlugen, ganz und gar nicht. Ihre letzte Begegnung mit einem fremden Mann war ja nun nicht gerade angenehm verlaufen. »Lass uns wieder reingehen«, sagte sie an Lavernes T-Shirt zupfend. Aber es war schon zu spät. Der junge Mann trabte freundlich auf sie zu. Als er näher kam, erkannte sie den Angestellten, der ihr das T-Shirt gegeben hatte. George.
    »Sie brauchen Hilfe?«, fragte er besorgt. Dann zuckte Wiedererkennen in seiner Miene auf, als er Marnie und das graue T-Shirt sah. »Oh, hallo.«
    »Unser Wagen steht auf einem Rastplatz an der Interstate und wir müssen

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