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Auf dem Rücken des Tigers

Auf dem Rücken des Tigers

Titel: Auf dem Rücken des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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weil sie zumindest theoretisch gerechtfertigt war. Keine Frage: Erik paßte besser zu Aglaia als ich. Vielleicht hatte die Jungfrau aus Bamberg gar nicht ihre animalischen Fähigkeiten für mich, sondern für einen Erben des Schindewolff-Konzerns aufgespart – und ein solcher war Erik auch.
    »Gefällt dir Aglaia?« fragte ich ihn.
    »Sie ist entzückend.«
    »Man sieht's«, versetzte ich.
    Erik wollte es überhören, aber die Fairneß gehörte zu ihm wie das weiße Hemd. Er schwang sich in den Sattel und ritt – wider sich selbst – die Attacke:
    »Ihr solltet abreisen«, bat er.
    »Ist es schon soweit mit – mit euch?« spottete ich.
    »Nein«, versicherte Erik, »und ich möchte auch nicht, daß es soweit kommt.«
    »Mir zuliebe?«
    »Uns zuliebe …«
    »Und was sagt unsere liebe, zarte Aglaia dazu?«
    »Ich habe sie nicht gefragt«, antwortete Erik.
    »Soll ich deinen Brautwerber spielen?«
    »Du sollst die Klappe halten«, konterte er, »und verduften.« Sein Blick war hart, sein Mund blaß: »Mit ihr.«
    Seitdem hatte er zu tun.
    Ich war mit Aglaia allein in der Bar. Wir tanzten, lachten und tranken. Dann fuhren wir in unser Appartement hoch, begannen mit den Präliminarien wie immer schon im Lift. Ich legte meinen Arm um sie, zog sie über den Gang, und sie wehrte sich ein wenig.
    Dann plumpsten wir auf die Schlaraffia-Matratze.
    Das Radio tat uns den Gefallen, unsere Körper mit wilden Rhythmen aufzuheizen. Unsere Sinne peitschten einander. Wir wechselten vom linken Bett in das rechte, aber so viele Betten, wie wir brauchten, gab es nicht, und so landeten wir auf der nackten Matratze, auf dem Fußboden, und von da ab arbeiteten wir uns quer durch den Raum.
    »Wir sind verrückt«, sagte Aglaia, als wir erschöpft voneinander abließen.
    »Meinst du?«
    »Wir machen uns kaputt, wenn wir so weitermachen.«
    »Wir werden nicht so weitermachen«, entgegnete ich, zündete eine Zigarette an und steckte sie Aglaia in den Mund.
    »Was soll das heißen?« fragte sie.
    »Wir haben es soeben zum letztenmal miteinander getrieben«, erklärte ich.
    »Könntest du dich nicht gewählter ausdrücken?« rügte sie.
    »Dieses war unser abschließendes koitales Vergnügen.«
    »Hast du zuviel getrunken?«
    »Du kannst ihn haben«, entschied ich.
    »Wen?«
    »Erik.«
    »Du bist ein Schwein«, entgegnete Aglaia.
    »Mit Sicherheit«, schloß ich den Disput und ging unter die Brause.
    Drei Stunden später flog ich vom Rhein-Main-Flughafen aus nach New York zurück.

Unterwegs kabelte ich Wolfgang. Als er am Flugplatz stand, um mich abzuholen, statt bei seinen Patienten zu sein, wußte ich, daß etwas Entscheidendes vorgefallen sein mußte.
    »Was ist los?« fragte ich.
    »Urlaub«, versetzte er.
    »So plötzlich?«
    »Manches kommt eben unvermutet.« Wolfgang zog mich in die Bar. Wir nahmen einen Drink.
    Am Nebentisch saß eine Frau, die es nicht schwer hatte, alle Blicke auf sich zu ziehen. Auch die meinen.
    Ich bestellte noch zwei Bourbons und unterdrückte meine Ungeduld.
    »Was ist los?« begann ich wieder. »Hast du einen Unfall gebaut? Ist unsere Bude niedergebrannt, weil du im Bett geraucht hast? Hast du deinen Lieblingspatienten unter die Erde gebracht oder einen Polizisten verprügelt? Oder hast du am Ende gar eine Nackttänzerin geheiratet?«
    »Ich werde heiraten«, Wolfgang sprach mit trockenem Mund, »aber kerne Nackttänzerin.«
    »Sondern?«
    »Laura«, sagte er und stand auf. Er zog mich an den Nebentisch.
    »Das ist Christian«, stellte er mich vor, »und das ist Laura.« Er wirkte erleichtert. Auf seine Weise hatte er mir beigebracht, daß aus unserer Junggesellenburg ein Brautgemach geworden war  und ich, so ich Takt hätte, in ein Hotel retirieren müßte.
    »Wir haben mit der Hochzeit nur noch auf dich gewartet«, setzte Wolfgang hinzu, »denn du sollst unser Trauzeuge sein.« Er lächelte versonnen. »Alles vorbereitet«, sagte er, »morgen in der Kathedrale, mit Kerzenlicht und Orgelklang. So, wie es sich gehört.«
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte ich und reichte Laura die Hand.
    »Thank you«, erwiderte sie.
    Sie war blond und groß, elegant und natürlich, eine Amerikanerin, nicht in Zellophan verpackt, kein Kühlschrank auf zwei Beinen, der am nächsten Tag fragen würde, wie lange die Liebesnacht noch gedauert hätte.
    »Gefällt sie dir?« fragte Wolfgang.
    »Idiot«, knurrte ich.
    »Du hast ja einen feinen Freund«, sagte Laura in ziemlich korrektem Deutsch.
    »Wieso sprechen sie so gut

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