Auf dem Schlachtfeld der Liebe
führte den Besucher in sein Zelt, und sie setzten sich. »Wie ich höre, planen Sie, McClellans Army zu observieren«, begann der Major und lehnte sich zurück. »Reiner Selbstmord. Als Stuart die Kampfkraft und die Positionen der Yankees eruieren wollte, wurde er beinahe getötet.«
»Weil er von seinen Leuten begleitet wurde. Aber ich reite allein.«
»Wenn man Sie erwischt, werden Sie gehängt - wie alle Spione.«
»Das weiß ich.«
Nachdenklich betrachtete Lance den Captain und begegnete einem eiskalten Blick. »Sie haben eine Zeitlang bei den Seminolen gelebt, nicht wahr?«
»Hegen Sie rassistische Vorurteile?«
»Keineswegs.« Lächelnd schüttelte der Major den Kopf. »Aber ich habe noch nie einen Seminolen getroffen, der sich wie ein Geist in der Nacht bewegt.« Er erhob sich und legte eine Landkarte auf den Schreibtisch. »Hier sind wir stationiert. Und da hält sich, nach meinen letzten Informationen, die United States Army auf. McClellan versuchte, Richmond einzunehmen. Aber Jackson hatte sich im Valley postiert, und McClellan ist ein unentschlossener Bastard, der dauernd glaubt, wir hätten viel mehr Soldaten als in Wirklichkeit. Jetzt haben unsere Leute Pope im Visier, diesen verhaßten Hurensohn. Offensichtlich muß Richmond hier, an dieser Stelle, vor einem Angriff geschützt werden. Jackson braucht vielleicht Hilfe im Valley
- und genug Streitkräfte, um das Gemetzel aufs angestammte Yankee-Terrain zu verlagern. Nun, sehen Sie zu, was Sie herausfinden, Captain. Erstatten Sie zuerst mir Bericht, keinem anderen. Danach können Sie zu Stuart und Lee reiten. Verstanden?«
»Ja, Sir.«
»Sie bekommen das beste Pferd, das ich zur Verfügung habe.«
»Mehr verlange ich nicht.«
»Was ich Ihnen nicht geben kann, ist Zeit. Innerhalb von zehn Tagen brauche ich die Informationen. Wie wir erfahren haben, ist Ihr Schiff in zwei Wochen wieder segelfertig. Wenn ich Sie nicht rechtzeitig gehen lasse, hängen mich die Navy-Kommandanten an einem Großmast auf. Also beeilen Sie sich.«
McKenzies Lächeln erreichte die dunkelblauen Augen nicht. »So viel Zeit brauche ich gar nicht. Eine Nacht genügt mir, Major. Eine einzige Nacht.«
13
Mitte Juli, in qualvoller Hitze, behandelten Risa und das restliche Sanitätscorps nach wie vor die Soldaten, die bei den Seven-Days-Schlachten verwundet worden waren. Glücklicherweise stand genug Morphium für die Amputationen zur Verfügung, und sie besaßen auch reichlich Verbandszeug. Doc Abe, wie die Männer ihn liebevoll nannten, schnitt nur im äußersten Notfall ein Bein ab. Wenn die Knochen zersplittert waren, blieb ihm nichts anderes übrig. Schnell und effizient wurden die Verletzten auf den Schlachtfeldern behandelt und dann ins nächstgelegene Lazarett gebracht.
An diesem Tag schien die Sonne besonders heiß vom Himmel herab. Der Soldat auf dem Operationstisch, betrunken und von Drogen leicht benommen, sang fröhlich und versicherte, sein drittes Bein - das wichtigste - würde er sicher nicht verlieren.
»Still, mein Junge!« mahnte Abe. »Da steht eine Dame, die mir assistiert.«
»Verzeihen Sie, Ma'am. Das liegt sicher nur am Brandy. Aber wenn der Krieg vorbei ist und so viele junge Männer tot sind, wird mich irgendein armes Mädchen heiraten, solange ich immer noch mein mittleres Bein habe, nicht wahr?«
Unwillkürlich lächelte Risa.
»Doc, das ist keine Dame, sondern ein Engel.«
Abe bedeutete ihr, die Bandagen bereitzuhalten, dann nickte er den beiden kräftigen Sanitätern zu, die den Soldaten festhalten mußten, während das Bein abgesägt wurde.
»Seien Sie mir nicht böse, wenn ich ein bißchen schreie, Ma'am. Eigentlich bin ich kein Feigling.«
Der Arzt griff zur Knochensäge. Trotz des Alkohols und des Morphiums schrie der Soldat ohrenbetäubend. Was dann geschah, wußte Risa später nicht genau. Eben hatte sie noch neben dem Operationstisch gestanden, und im nächsten Moment verlor sie die Besinnung.
Als sie erwachte, lag sie am Ufer des breiten Bachs, der am Lazarett vorbeifloß, auf weichen Kiefernnadeln, und eine Prostituierte namens Marny Calverton wusch ihr das Gesicht mit kaltem Wasser.
Marny war eine hübsche junge Frau von kreolischer Abstammung. Zu ihren pechschwarzen Haaren und Augen bildete der Elfenbeinteint einen reizvollen Kontrast. Indem sie den Soldaten von einem Lager zum anderen folgte, überlebte sie den Krieg. Unter normalen Umständen hätte Risa niemals mit ihr gesprochen. Weder im Norden noch im Süden pflegten
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