Auf dem Schlachtfeld der Liebe
flußaufwärts marschieren, um einer Yankee-Attacke zu begegnen. Jerome und seine Männer schlossen sich den Reb-Guerillas an, die sich in Schützengräben auf das Gefecht vorbereiteten.
Während des restlichen Tages und der ganzen Nacht versuchten die Offiziere auf beiden Seiten, den geeigneten Zeitpunkt und die beste Position für den Angriff festzustellen. Erst im Morgengrauen kam es zu sporadischen Scharmützeln, die nicht lange dauerten. Weder die Yankees noch die Rebellen wagten einen Vorstoß oder zogen sich zurück. Jerome beobachtete seinen Vetter Julian, der mit seinen Sanitätern die Verwundeten in primitive, von Maultieren gezogene Karren brachte, und verließ seinen Posten, um ihm zu helfen. Grimmig nickte Julian ihm zu. Für eine richtige Begrüßung fehlte ihnen die Zeit.
Als alle Verletzten in den Wagen lagen, kehrte Jerome zu den Rebellen zurück, und sie warteten die weiteren
Ereignisse ab. Schließlich hißten ihre Feinde eine weiße Fahne, und eine Yankee-Stimme rief. »He, Johnny Reb!«
»Ja, Yank?« antwortete ein Soldat.
»Unser Colonel McKenzie sucht seinen Vetter, Captain
McKenzie.«
»Der ist hier.«
»Fragen Sie ihn, ob er den Colonel treffen will. Wahrscheinlich können wir ihnen ein paar Minuten Zeit geben, bevor die Schüsse wieder krachen.«
Der Konföderationssoldat wandte sich zu Jerome, der den Wortwechsel gehört hatte und aufstand.
Nun war es soweit - er würde Ian auf dem Schlachtfeld begegnen. Sein Herz schlug wie rasend.
Hastig überquerte er das Feld, das die Rebs von den Yanks trennte, und sah seinen Vetter auf sich zukommen. Ian war dünner geworden, so wie alle Soldaten, aber -inzwischen zum Colonel befördert - nach wie vor eine imposante Erscheinung. Hochgewachsen, in kerzengerader Haltung eilte er Jerome entgegen, und sie umarmten sich.
»Dein Bruder arbeitet da hinten in einem Lazarett«, erklärte Jerome und lächelte wehmütig. »Wenn er erfährt, daß du mich sehen wolltest und nicht ihn, wird er dir sehr
böse sein.«
»Natürlich vermisse ich ihn. Sag ihm das. Und Tia? Geht's ihr gut? Ich fürchte, sie ist zu leichtsinnig. Sogar in Julians Obhut.«
»Ja, es geht ihr gut. Sie wird dir ebenfalls böse sein.«
»Tut mir leid, ich muß mit dir reden.«
»Beeilen Sie sich, Gentlemen!« mahnte ein Soldat. »Viel Zeit habe ich nicht, also sag ich's ohne Umschweife. Oh, verdammt ...« Plötzlich wurde Jeromes Kinn von Ians Faust getroffen, was aus der Ferne betrachtet wie ein freundschaftlicher Hieb aussehen mochte. Auch Jerome hob instinktiv seine Faust, aber er bezähmte seinen Zorn. Wenn sie sich mitten auf dem Schlachtfeld prügelten, konnten sie beide erschossen werden. »Zum Teufel, was soll das?«
»Deinetwegen bin ich noch schmerzhafter geschlagen worden.«
»Hast du den Verstand verloren?«
»General Magee rief mich zu sich. Offenbar glaubt er, seine Tochter wäre in anderen Umständen, und daran gab er mir die Schuld. Wenn er auch nicht mehr der Jüngste ist
- sein Kinnhaken warf mich fast zu Boden.«
»Risa - in anderen Umständen?« fragte Jerome verwirrt.
»Ja. Von mir kann das Kind nicht sein. Also dachte ich, du solltest es erfahren.«
»Gleich beginnt das Feuer, Gentlemen!« rief ein Soldat.
»Danke, Ian. Jetzt müssen wir uns verabschieden.«
»Ist es dein Kind?«
»Ja. Wirst du deine Frau in St. Augustine sehen?«
»Heute abend.«
»Sag ihr, sie soll mich in den nächsten Tagen erwarten, und ich brauche einen diskreten Priester, der mit dem Süden sympathisiert.«
»Ich hatte gehofft, du würdest diesen Entschluß fassen.«
»Aber Alaina darf Risa nichts verraten.«
»Darauf werde ich meine Frau hinweisen«, versprach Ian grinsend. »Weil ich nicht weiß, wie Risa die Situation einschätzt.«
»Leider ganz falsch. Sie will einen Engländer heiraten.«
»Kommen Sie zurück, Colonel McKenzie!« schrie ein Yankee.
Jerome umarmte seinen Vetter, der ihn soeben geschlagen hatte. »Gott mit dir. Und zieh den Kopf ein.«
»Du auch.«
Dann rannten beide zu ihren Linien. Als die ersten Schüsse fielen, sprang Jerome in den Schützengraben. Automatisch begann er zu feuern, lud sein Gewehr nach und drückte erneut ab. Immer wieder. Ringsum sah er Soldaten fallen, hörte Verwundete schreien und hoffte inständig, Ian würde den Kampf überleben.
Erst in der Abenddämmerung wurde das Feuer einge
stellt. Die Yanks zogen sich nach St. Augustine zurück, die Rebs zu ihren Lagern weiter landeinwärts.
Was für ein albernes Gefecht,
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