Auf dem Schlachtfeld der Liebe
antwortete: »Meine Frau. Zwei Wochen, nachdem ich in den Krieg gezogen war, starb sie an Malaria.«
»Oh, das tut mir leid.«
»Danke. Was steht sonst noch in diesem Brief?«
»Meine Mutter erwartet auch ein Baby«, seufzte Sydney. »In wenigen Tagen ...«
»Haben Sie etwas dagegen? Finden Sie, Ihre Mutter wäre zu alt dafür?«
»Nein, aber ich liebe sie sehr, und ich mache mir Sorgen. Zum Glück bekommt Brent Urlaub, wenn das Baby geboren wird. Jerome und ich wollen ihr ebenfalls beistehen.«
»Dann kann doch gar nichts mehr schiefgehen«, versicherte Jesse lächelnd.
Zwei Tage später saß sie wieder bei ihm im Hof, als Jerome eintraf, um sie abzuholen und ins Elternhaus zu begleiten. Teelas Niederkunft stand unmittelbar bevor.
Im ganzen Hospital herrschte helle Aufregung. Captain McKenzie war ein Südstaatenheld, für den alle Krankenschwestern schwärmten. Auf dem Weg durch die Korridore blieb er immer wieder stehen, um mit alten Freunden zu sprechen.
Sydney, die ihn so gut kannte, las in seinen Augen, wie sehr er mit den Verwundeten litt.
Als er endlich zu ihr in den Hof kam, nahm er sie in die Arme. Wann immer sie ihn sah, erinnerte er sie an ihren Vater, denn er war genauso kühn und charmant - und irgendwie unnahbar. Seit der letzten Begegnung hatte er sich verändert. Er wirkte viel ernster. Aber er lächelte sie so liebevoll an wie eh und je, und er versicherte, sie würde wundervoll aussehen.
»Du auch, großer Bruder.« Dann wandte sie sich zu ihrem Patienten. »Darf dich mit Colonel Jesse Halston von der United States Army bekannt machen? Captain Jerome McKenzie.«
»Ah, der Schrecken aller Meere«, begrüßte Jesse ihn grinsend. Jerome schüttelte ihm die Hand. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Colonel. Ich habe schon viel von Ihnen gehört. Angeblich sind Sie der einzige, der unserem Jeb Stuart das Wasser reichen kann.«
»Außer Ihrem Vetter Ian.«
Lachend setzte sich Jerome neben seine Schwester auf die Bank. »Wie schön, daß Sie noch leben! Nach der Antietam-Schlacht kursierte das Gerücht, Sie wären gefallen.«
»Offenbar ließ man mich liegen, weil man mich für tot hielt. Mein Leben verdanke ich einzig und allein Ihrem Bruder und Ihrer Schwester.«
Jesse warf Sydney einen Blick zu, der sie wieder einmal erröten ließ.
Jerome musterte die beiden aufmerksam. Dann stand er auf. »Soviel ich weiß, will man Sie gegen einen gefangenen Rebellen austauschen, Colonel. Aber ich hoffe, Sie bleiben noch eine Weile unser Gast, statt unsere Truppen zu ärgern, und werden wieder ganz gesund.«
»Alles Gute, Captain. Passen Sie auf, daß die Yankees Sie nicht aus dem Meer schießen.«
»Das ist wohl kaum zu befürchten. Nun muß ich Ihre Pflegerin leider entführen. Komm mit, Sydney.«
Auf der Kutschenfahrt zur Stadtmitte, wo sie Brent abholen würden, bemerkte Jerome: »Du solltest Mutter in den nächsten Monaten beistehen.«
»Nichts wäre mir lieber. Aber man braucht mich im Hospital. Und seit jener seltsamen Entführung ist nichts Schlimmes mehr passiert.« »Trotzdem solltest du daheim bleiben.«
»Jerome ...« Plötzlich fand sie es sehr wichtig, nach Richmond zurückzukehren. Wenn sich ihre Brüder und ihr Vater gegen sie verbündeten, war sie verloren. »Versteh doch - ich muß mich in diesem Krieg nützlich machen.«
»Aber es beunruhigt mich, wie nahe du einem Feind stehst.«
»Meinst du Jesse?«
»Allerdings.«
»Natürlich muß ich mich um ihn kümmern. Er war schwer verletzt.«
»Nach meiner Ansicht tust du mehr für ihn als nötig.«
»Jetzt reisen wir ja ab, oder?«
»Und du solltest nicht zurückkommen. Glaub mir, es ist nicht ratsam, einem Feind zu vertrauen.«
In seiner Stimme schwang eine gewisse Bitterkeit mit.
»Hm... Übrigens, wie geht's deiner Frau?« Als sie seinen kalten Blick sah, bereute sie ihren schnippischen Ton.
»Gut.«
»Tut mir leid, Jerome, es ist nur ...«
Seufzend ergriff er ihre Hand. »Diesen schrecklichen Zwiespalt wünsche ich niemandem. Wie satt ich den Krieg habe - und die Angst, ich könnte eines Tages gezwungen werden, auf Ian zu schießen ... Und nun mußte ich auch noch eine Frau heiraten, deren Vater mich töten will. Sie wohnt zwar in meiner Heimat, aber bedauerlicherweise in einem Unionshafen. Nimm dich vor Jesse Halston in acht. Wenn er auch einen ehrenwerten Eindruck macht, er ist durch und durch ein Yankee, und er wird dir sicher Kummer bereiten.«
»Keine Bange, zwischen Jesse und mir besteht keine engere Beziehung.
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