Auf dem Schlachtfeld der Liebe
war es das richtige Wort zum richtigen Zeitpunkt gewesen. Stockend sprach sie ihr Ehegelübde. Ihre Hand lag in seiner, und er steckte ihr einen Ring an den Finger, der seltsamerweise genau paßte.
»Champagner?« schlug Alaina betont beiläufig vor. »Ja«, stimmte Ian zu. »Schnell... Unterzeichnen wir die Papiere.«
Mit zitternden Fingern leistete Risa ihre Unterschrift. Damit besiegelte sie, daß sie von jetzt an McKenzie hieß.
Inzwischen schenkte Alaina den Champagner ein und reichte Risa ein Glas. »So ist es am besten«, flüsterte sie ihr zu.
Risa nahm das Glas entgegen, und ihre Lippen formten das Wort Verräterin. Hilflos hob Alaina die Schultern.
Dann wurde Risa von Ian umarmt. Lächelnd schaute er in ihre Augen. »Jetzt bist du doch noch eine McKenzie geworden. Wahrscheinlich werde ich immer ein bißchen eifersüchtig sein.«
»Unsinn ...«Er war ein Lügner, der seine Frau anbetete. Wie gern hätte sie ihm erklärt, ihre Ehe würde nur auf dem Papier bestehen ...
»Bald bricht der Tag an, Jerome«, drängte Ian seinen Vetter.
»Ja, das weiß ich.«
»Nun will ich mich verabschieden«, bemerkte der
Reverend.
»Vielen Dank, Sir.« Jerome drückte ihm eine United States-Goldmünze in die Hand. »Für Ihre Gemeinde.«
»Herzlichen Dank. Und vergessen Sie nicht - ich wurde zu dieser Trauung gezwungen. Manche Yankees behandeln die Stadtbewohner, die sich mit Rebellen verbrüdern, sehr grausam.«
»Gewiß, ich werde daran denken«, versprach Jerome. Der Geistliche nickte nervös und ergriff die Flucht. Einen Arm um seine hochschwangere Frau gelegt, wandte sich Ian zu seinem Vetter. »Viel Zeit hast du nicht mehr«, mahnte er.
»Die brauche ich auch nicht.«
»Also, dann - Gott schütze euch beide.« »Uns alle - damit wir den Krieg überleben.«
Sie prosteten einander zu, leerten die Gläser, und Ian führte Alaina aus dem Haus.
Als Jerome zu Risa ging, wich sie instinktiv zurück. »Du hast nichts zu befürchten, Mrs. McKenzie.«
»Hast du mich jemals in Angst und Schrecken gesehen?«
»Nein, wie ich zugeben muß. Trotzdem wiederhole ich
- du hast nichts zu befürchten, wenn du dich stets an den Gehorsam erinnerst, den du mir soeben gelobt hast. Bleib da, wo ich dich finden kann.«
»Ich habe nicht vor, die Stadt zu verlassen.«
»Eine Zeitlang dachte ich, du solltest nach Jacksonville ziehen. Aber dort ist die Lage zu kritisch. Eventuell Charleston ...«
»Nein«, unterbrach sie ihn hastig, »das liegt zu weit unten im Süden.«
»Eben.«
»Ich kann dich nicht in einen Yankee verwandeln, und du kannst keine Rebellin aus mir machen.«
»Da hast du recht.«
»Außerdem lebt deine Verlobte in Charleston.«
»Ehemänner sind nicht verlobt.«
»Also gut - deine ehemalige Verlobte wohnt in Charleston.«
»Ja.«
»Und ich will sie nicht in Verlegenheit bringen.«
»Wie rücksichtsvoll ...«
Am liebsten hätte sie ihn geohrfeigt. Aber sie beherrschte sich. »Jedenfalls bleibe ich hier.«
»In einer Stadt, die sich in den Händen der Union befindet«, ergänzte er trocken.
»In einem der Südstaaten. In Florida.«
Jerome widersprach ihr nicht. Nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: »Mein Kind soll auf meinem Familiensitz geboren werden. Wenn es an der Zeit ist, fahren wir hin.«
»Ist das ratsam, unter diesen Umständen? Mein Vater ...«
»Dein Vater muß akzeptieren, daß du meine Frau bist«, unterbrach er sie.
»Ich habe schon länger nichts mehr von ihm gehört. Sicher macht er sich Sorgen.«
»Schreib ihm, es würde dir gutgehen und du hättest mich geheiratet. Jetzt bist du nicht mehr verpflichtet, deinem Vater zu folgen. Statt dessen wirst du deinem Ehemann gehorchen.«
»Ich werde stets meinem Herzen und meinem Verstand folgen.«
»Hoffentlich führen dich beide auf den richtigen Weg. Wenn du mich brauchst, laß mich rufen, und ich komme so schnell wie möglich zu dir. Gute Nacht, Risa. Paß auf dich auf - und auf unser Kind.« Er wandte sich ab und öffnete die Tür. Wie ein Phantom verschwand er in der Finsternis.
18
»Was gibt's Neues?«
Errötend blickte Sydney von dem Brief auf, den sie gerade las. Ihr Patient im Hospital von Richmond, der Kriegsgefangene Jesse Jon Halston, Colonel bei der United States Army, war erwacht - ein attraktiver, intelligenter Mann mit dichtem dunklem Haar und haselnußbraunen Augen.
Mehr tot als lebendig, war er nach der schrecklichen Schlacht am Antietam Creek gefangengenommen worden, denn die Konföderierten hielten ihn für
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