Auf dem Schlachtfeld der Liebe
gefährlich. Auch seine Füße wurden in Ketten gelegt, damit er nicht davonlaufen konnte. Danach wirkten die Unionssoldaten immer noch nervös. Diese Narren, dachte er. Als könnte ich Stahl zerreißen ... So würdevoll wie möglich fügte er sich in sein Schicksal und versuchte, seine Wut zu bezähmen. Ein fabelhafter Rebell bin ich, dachte er höhnisch. Groß und stark - und völlig hilflos.
Ohne den geringsten Widerstand zu leisten, folgte er den Yankees und verfluchte seine schöne Ehefrau, die ihn so tückisch ans Messer geliefert hatte.
21
Eine Woche lang wurde er im Fort Marion festgehalten. Dann erinnerte sich ein älterer Unionsoffizier an die Gefangenschaft des Seminolenhäuptlings Osceola, der gemeinsam mit mehreren Häftlingen aus der Festung entkommen und in der Nacht verschwunden war. Zu diesen
Männern hatte Jerome McKenzies Vater gezählt, und die Yankees wollten eine Wiederholung jener Episode verhindern.
Auch aus anderen Gründen eignete sich das Fort Marion nicht für den Aufenthalt eines so bedeutsamen Kriegsgefangenen. Seit August wurden die Unionssoldaten von einem gewissen >Dixie< attackiert - John Jackson Dickison.
Seinen zweiten Vornamen hatte er zu Ehren Andrew Jacksons erhalten, der ein guter Freund seines Vaters war. Seine Kavallerieeinheit war in einen Artillerietrupp umgewandelt worden.
Deshalb hatte er den Dienst quittiert, um eine neue Einheit zu gründen, die seit dem 21. August 1862 gegen die Yankees kämpfte. An einem einzigen Tag konnte er mit seinen Männern fast hundert Meilen zurücklegen, überrumpelte seine Feinde mit blitzschnellen Angriffen und schlug Kompanien in Richtung Washington zurück, die doppelt so groß waren wie seine eigene. Da sich die Rebellen gewaltig ärgerten, weil die Union am 5. Oktober Jacksonville zurückerobert hatte, planten sie womöglich mit Dixies Hilfe, ihren Helden Captain McKenzie zu befreien.
Deshalb wurde er hastig nach Norden transportiert. Risa durfte ihn nicht mehr sehen. Doch sie fand es ohnehin sinnlos, die Yankees um eine Besuchserlaubnis zu bitten, weil er ihr die Schuld an seiner Verhaftung gab. Niemals würde er ihr verzeihen. Sie glaubte, ihr Vater hätte die Festnahme ihres Mannes veranlaßt, obwohl er das entschieden bestritt. Als sie am nächsten Morgen ins Offiziersquartier gestürmt war, hatte er erklärt: »Davon habe ich erst vor wenigen Minuten erfahren.«
»Vater, du willst ihn tot sehen. Oft genug hast du ihn bedroht, in der Presse, in meiner Gegenwart...«
»Weil ich wütend war, nachdem ein unverschämter Reb-Captain meine Tochter gefangengenommen hatte! Aber dann bist du mir davongelaufen, hast ihn geheiratet, und du erwartest sein Kind. Warum sollte ich seinen Tod wünschen? Übrigens ist er in der Kriegsgefangenschaft besser aufgehoben als auf dem Meer, wo er ständig die immer dichtere Blockade zu durchbrechen sucht. In seiner Zelle könnte er den Krieg sogar überleben ... Jedenfalls trage ich keine Schuld an seiner Festnahme. Ich werde mein Bestes für ihn tun und bekanntgeben, daß er mein Schwiegersohn und der Vater meines ungeborenen Enkels ist.«
»O Vater, womöglich beschließen die Yankees, ihn hinzurichten! Versprichst du mir, sein Leben zu retten?«
Traurig schüttelte er den Kopf. »So etwas kann in diesem Krieg niemand versprechen. Aber ich will ihn im Auge behalten und darauf achten, wohin man ihn bringen wird. Demnächst kehre ich nach Washington zurück. Du begleitest mich natürlich.«
»Nein, Vater.«
»Aber - Risa ...«
»Kümmern wir uns um deinen Fuß. Wenn du wieder gesund bist, darfst du abreisen, und ich werde dir bald
folgen.«
Inzwischen hatte sie einen Unionsoffizier vom beunruhigenden Zustand ihres Vaters überzeugt. Ein Soldat war in einem Boot mit weißer Flagge über den Fluß gerudert, um Julian zu holen. Wenig später lag Angus auf dem Operationstisch und beobachtete den Arzt, der die Wunde untersuchte. »Mein Junge, Sie sollten das Blau der Union tragen.«
Grinsend zuckte Julian die Achseln. Die Florida-Streitkräfte besaßen kaum noch Uniformen. Deshalb trug er Breeches aus Baumwolle und ein graues Hemd. »Manchmal glauben die Leute, Ian und ich wären Zwillinge, obwohl ich zwei Zentimeter größer bin. Darüber hat er sich in unserer Kindheit maßlos geärgert. Jetzt leugnet er's einfach.«
»Und warum flicken Sie einen alten Unionsgeneral
zusammen?«
»Weil ich ein Arzt bin und den hippokratischen Eid geschworen habe.«
»Können Sie meinen Fuß
Weitere Kostenlose Bücher