Auf dem Schlachtfeld der Liebe
retten?«
»Ich denke schon.«
»Da sehen Sie's, Sir!« wandte sich Angus an Dr. Cripped, der auf der anderen Seite des Operationstisches stand. »Dieser junge Rebell wird meinen Fuß retten!«
Thayer Cripped verdrehte die Augen und schaute Risa an, die ihm zulächelte. »Nun, mein Vater wurde nicht zum General befördert, weil er sich durch besonderes Taktgefühl oder diplomatisches Geschick ausgezeichnet hätte. Aber Julian ist ein hervorragender Arzt.«
»Gut, dann will ich was von diesem jungen Reb lernen, General Magee.«
Obwohl Angus heftig protestierte, wurde er auf Julians Anweisung hin anästhesiert. Thayer hielt ihm einen kleinen, mit Chloroform getränkten Schwamm unter die Nase, bis er einschlief.
Während Julian den Splitter aus dem Fuß entfernte, erklärte er, wie man solche Wunden - seiner Erfahrung nach - am besten behandelte. »Die Anästhesie wird erst seit etwa zwanzig Jahren eingesetzt. Leider können wir unsere Patienten meistens nur mit Whiskey betäuben -oder sie beißen auf Gewehrkugeln. Übriges, wenn man das Blut aufsaugt, sollte man bei jedem Soldaten einen neuen Schwamm benutzen. Wie ich festgestellt habe, wirkt das Wunder.«
»Bedauerlicherweise ist das wegen Materialknappheit meist nicht möglich«, erwiderte Thayer.
»Aber das Infektionsrisiko wird dadurch erheblich verringert. Da ich stets auf sauberen Schwämmen und Bandagen bestand, konnte ich schon viele Gliedmaßen retten
- und meine Patienten am Leben erhalten. Außerdem fördert frische Luft die Genesung. Mein Vetter hat mir von den Zuständen auf Schlachtfeldern wie Manassas und Sharpsburg erzählt. Dort müssen die Ärzte so schnell arbeiten, daß ihnen gar nichts anderes übrigbleibt, als Arme und Beine zu amputieren Aber ich tue mein Bestes, um das zu verhindern.«
Thayer nickte voller Bewunderung. Nach der Operation versorgte er Angus, während Julian in Risas kleinem
Haus starken Kaffee mit importiertem französischem Cognac trank.
»Nun gehörst du also zur Familie, Risa«, begann er. »Aber in den Südstaaten wird man dich verdammen. Hast du Jerome hierherbestellt, um ihn verhaften zu lassen?«
»Natürlich nicht!« beteuerte sie. »Ich wußte gar nicht, daß er in der Nähe war. Eigentlich versuchte ich, dich zu erreichen, wegen der Verletzung, die Papa erlitten hatte.«
»Interessant ... Ein junger Zivilist kam zu uns und erklärte, Mrs. McKenzie würde den Captain gern sehen. Ich bin ebenso wie Jerome ein Captain. Er war gerade mit Nachschub eingetroffen. Wir dachten, das hättest du erfahren, und du würdest ihn brauchen.«
»Nein, ich hatte keine Ahnung. Das schwöre ich dir. Die Yankees müssen von seiner Rückkehr gehört und ihm hier aufgelauert haben. Aber er wird nicht an meine Unschuld glauben.«
»Wohl kaum. Jerome in einer Zelle - genausogut könnte man einen wilden Florida-Panther einsperren. Sicher klettert er vor Wut die Wände hoch. Weißt du, wo er jetzt
ist?«
»Das wollten mir die Unionsoffiziere nicht mitteilen. Die Rebs bilden sich ein, ich hätte ihn verraten, und die Yanks fürchten vermutlich, ich würde ihm irgendwie zur Flucht verhelfen, wenn ich ihn besuche.«
»Hm ...«, murmelte Julian.
»Offenbar machst du mich auch für seine Festnahme verantwortlich«, fauchte sie. »Ich sage die Wahrheit, und falls du daran zweifelst - fahr zur Hölle!« In etwas sanfterem Ton fügte sie hinzu: »Wie auch immer, ich bin dir dankbar. Denn du hast den Fuß meines Vaters gerettet, vielleicht sogar sein Leben.«
»Behaupte ich etwa, ich würde dir nicht glauben? Und was deinen Vater betrifft, habe ich nur meine ärztliche Pflicht getan.« Seufzend stellte er seine Tasse ab. »Ich wünschte, ich könnte länger hierbleiben. Diese Stadt habe ich immer geliebt. Und seit die Yanks das Regiment in St.
Augustine führen, schmeckt der Kaffee viel besser. Aber ich darf mich nicht im feindlichen Gebiet aufhalten und muß sofort in unser Lager zurückkehren.«
»Würdest du mir noch einen Gefallen tun?«
»Welchen?« fragte er vorsichtig.
»Nichts Schlimmes. Wie gesagt, mein Mann wird mir niemals verzeihen, und ich bin ihm böse, weil er mich von vornherein verdammt. Trotzdem möchte ich seinen Wunsch erfüllen und das Baby auf Jeromes Familiensitz zur Welt bringen. Ganz egal, was wir beide jetzt empfinden, dieses Land ist das Erbe unseres Kindes.«
»Und - dein Vater?« erkundigte er sich unbehaglich.
»Ich werde ihm meinen Plan verschweigen. Wollen Jeromes Männer sein Schiff
Weitere Kostenlose Bücher