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Auf dem spanischen Jakobsweg

Auf dem spanischen Jakobsweg

Titel: Auf dem spanischen Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Dannhäuser
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Der
Kerl würde schon parieren, mit dem könnte er etwas Vernünftiges anfangen, den
will er sich ohnehin noch nach Avignon holen, der wollte nicht nach Rom, hat
Angst vor den Italienern und dem Klima dort.
    Papst
Clemens V. ließ Jakob von Molay, den Großmeister der Templer, zum Verhör
antreten. Doch der stritt alle Vorwürfe vehement ab. Clemens wollte sich
raushalten aus der ganzen Geschichte. Die Templer waren doch in allen Ländern
Europas sehr angesehen, vor allem, da sie den Schutz der Jakobspilger in
Iberien schon seit so langer Zeit übernommen hatten. Es konnte doch nur Ärger
geben, was Philipp, dieser Bandit, da vor hatte.
    Philipp, der
König, muss wieder alles selbst in die Hand nehmen, damit die Sache zu einem
guten Ende gebracht werden kann. Immer muss er alles selbst richten, weil diese
Kerle in Rom keinen Mumm haben. Der andere Willi muss her, nicht Wilhelm von
Nogaret, sondern Bruder Wilhelm von den Dominikanern musste vor dem König
antanzen. Schließlich ist der sein Beichtvater — und zufälligerweise auch der
Großinquisitor von Frankreich. Der muss ja von Amts wegen gegen alle Ketzer
Vorgehen. Und Verlass ist auf den auch, mit dem hat er schon so manches Ding
gedreht, mit dem kann man den Teufel auf freiem Feld fangen.
    Bruder
Wilhelm, der die Augen so inbrünstig zum Himmel verdrehen konnte, erriet sofort
die Gedanken seines königlichen Beichtkindes, erriet, dass er Seine Majestät,
den alten Gauner, bedrängen sollte, sofort und unnachsichtig gegen die Ordensbrüder
vorzugehen.
    So erging am
14.9.1307 königlicher Befehl an die zuständigen Beamten in Frankreich, alle
Templer zu verhaften und ihr Vermögen vorerst zu beschlagnahmen. Bruder
Wilhelm, der Großinquisitor, wies alle seine Untersuchungsführer an, den Templern,
so sie denn reumütig waren und alles eingestanden, Verzeihung zu gewähren. Die
andern aber, die Uneinsichtigen, die müssten gefoltert werden.
    Am
13.10.1307 wurden alle Templer in Frankreich in den Kerker geworfen. Sie waren
gänzlich unvorbereitet. Der französische König aber forderte andere Herrscher
der Christenheit auf, die schändlichen Templer ebenso zu behandeln.
    Die meisten
gestanden unter der Folter — und mussten auch noch schwören, dass sie frei und
ohne Zwang ausgesagt haben. Dabei wussten sie, dass späterer Widerruf
automatisch den Scheiterhaufen bedeutete. Auch der Großmeister der Templer
„gestand“ unter infamen Erpressungsmanövern Nogarets und forderte in einem
Brief seine Brüder auf, das Gleiche zu tun. Für die Standhaften aber brannten die
Scheiterhaufen.
    Der König
war zufrieden, aber Papst Clemens fühlte sich übergangen, fürchtete wohl auch
um seinen Anteil an der Beute. Doch König und Papst einigten sich wieder, dafür
sorgte schon der König. Auch der Papst entsandte an alle Herrscher der
Christenheit am 22.11.1307 seine Bulle „Pastoralis praeeminentiae“, in der er
sie aufforderte, es so wie der französische König zu machen. Damit war der
Papst allerdings in die Falle des Königs getappt, nun konnte er nicht mehr so
leicht zurück. Clemens wurde dennoch wieder wankelmütig. Es ging nicht nur
darum, die Templer als Personen, als Einzelmenschen zu verurteilen, es ging
doch um den Orden selbst, um die ganze Organisation, hier saßen doch das Geld,
der Reichtum, die Burgen, die Ländereien, die Schätze. Um aber den Orden als
solchen zu eliminieren, sollte man vielleicht ein allgemeines Konzil abhalten.
Zum 1.10.1310 wurde folglich ein Konzil einberufen, in Vienne, in Frankreich
sollte es tagen. Inzwischen widerrufen viele Templer die ihnen unter der Folter
abgepressten Geständnisse. Wieder brennen die Schutzengel der Pilger auf den
Scheiterhaufen. Das Konzil wurde um ein Jahr vertagt, es gab Schwierigkeiten,
der Orden musste doch auch Verteidiger haben. Dazu brauchte man die Templer
selbst, wer sonst kannte ihre Rituale, wer sonst sollte sie denn verteidigen.
Doch wenn sie ihren Orden verteidigen sollten, dann müssten sie vorher ihre
Geständnisse widerrufen. Aber das hieß wiederum Scheiterhaufen. Dennoch
bezeugten viele vor einem päpstlichen Tribunal die Reinheit des Ordens.
    Auf dem im
Jahre 1311 eröffneten Konzil forderte der Papst eine Verurteilung des Ordens
ohne seine Anhörung. Einige gleichwohl zur Verteidigung ihres Ordens
angereisten Templer ließ er kurzerhand in den Kerker werfen. Doch die meisten
Kirchenmänner auf dem Konzil waren renitent, wollten den Orden anhören. Es
wurde wieder vertagt, auf den

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