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Auf dem spanischen Jakobsweg

Auf dem spanischen Jakobsweg

Titel: Auf dem spanischen Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Dannhäuser
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Pfaden über die Berge, über den Monte del Real,
wandern. Aber das bedeutet nicht nur einige zusätzliche Kilometer, man muss bei
dieser Route zunächst auch noch auf etwa 1000 Meter hochsteigen, dann wieder
weit hinunter ins Tal des Valcarce gehen und schließlich erneut steil bergauf
wandern, bis zum Gipfel des Cebreiro eben. Da Villafranca nur auf einer Höhe
von etwa 500 Metern liegt, ist diese Alternative mit dem Rucksack auf dem Rücken
und in der immer noch großen Hitze eine ordentliche Tour, vor der die meisten
zurückschrecken, wie sich hier in Jatos Kneipe aus den Gesprächen mit den
anderen Pilgern ergibt.
    Unser Gepäck
wollen wir auf keinen Fall auf den Gipfel transportieren lassen, wie es von den
Herbergen hier in Villafranca angeboten wird. Mit unseren Rucksäcken sind wir
zwischenzeitlich so verwachsen, dass man sie am Abend zwar gerne in eine Ecke
stellt, gleichzeitig aber auch ein eigenartiges Gefühl der Instabilität hat,
wenn man ohne diesen Bruder herumläuft.
    Wir
entscheiden uns ohne große Diskussion für die Route über die Berge. Sollten wir
den Gipfel morgen nicht schaffen, werden wir im Freien schlafen. Zwar mag es
nachts in den Bergen schon frisch werden, aber in unseren Daunenschlafsäcken
wären wir gut geschützt.
    Wir bleiben
noch eine Weile in Jatos idyllischer Kneipe sitzen, trinken noch etwas Rotwein
und unterhalten uns mit den andern Pilgern, von denen wir die meisten kennen.
Alle fühlen sich hier wohl und fänden es schade, wenn diese Herberge mit ihrer
familiären Atmosphäre, mit ihrem Geruch von Unterwegssein und Geborgenheit
zugleich, einmal einer moderneren weichen müsste.
     
     

Im Frühtau zu
Berge...
     
    Schon kurze
Zeit nach der Brücke über das Flüsschen Burbia geht es auf einem steilen, in
die Felsen gehauenen Weg aufwärts, vorbei an den letzten Häusern von
Villafranca, die hier wie Schwalbennester am Hang kleben. Noch liegt Dunkelheit
über dem Valcarce-Tal, aber ein Blick auf die darüber liegenden Berge zeigt,
dass dort oben der neue Tag bereits begonnen hat.
    Heinz hat
sich schon eine Stunde früher, noch bei völliger Dunkelheit, auf den Weg
gemacht und auch Tobias ist ihm kurze Zeit später gefolgt. Ich aber steige mit
unserem neuen Freund aus Holland in die Bergwelt hinauf, durch Heidekraut und
Ginster und gelegentlich an ein paar niedrig gewachsenen Pinien und Steineichen
vorbei.
    Unser Weg
steigt unerbittlich steil an. Aber ich habe längst den für mich richtigen
Laufrhythmus herausgefunden, vor allem für die Bergetappen. Mit langsamen
Schritten und nie ganz an die Grenze der körperlichen Belastbarkeit gehend,
steige ich ohne Pausen stetig aufwärts.
    Manche
machen auch auf solchen Etappen ordentlich Tempo, aber nach einiger Zeit sitzen
sie dann oft am Wegesrand und brauchen eine Verschnaufpause. So auch vier junge
Pilger aus Spanien, die vorhin an uns vorbeigezogen waren, aber jetzt unter
einer Steineiche sitzen und die Beine von sich strecken. Wir bleiben bei ihnen
kurz stehen und plaudern miteinander, erfahren, dass sie nur von Villafranca
nach Santiago pilgern wollen, weil sie nicht mehr Zeit zur Verfügung haben. Sie
sind erstaunt, dass wir zwei älteren Knaben diese schwere Route über die Berge
gewählt haben und sogar unsere Rucksäcke selbst hochschleppen. Dieses Lob gibt uns
natürlich noch mehr Auftrieb. Wir steigen weiter und haben nach links immer
schönere Ausblicke, hinunter, auf das Valcarce-Tal und hinüber auf die jenseits
gelegenen Bergketten. Da wissen wir, dass wir die richtige Route gewählt haben.
    Nach etwa
zwei Stunden wird das Gelände flacher und die Vegetation verändert sich. An die
Stelle der Macchia treten jetzt vor allem mächtige Esskastanienbäume mit ihren
ausladenden Kronen. Nach einer weiteren halben Stunde öffnet sich rechts von
uns ein schmales, grünes Hochtal, durch das ein baumbestandener Bach fließt.
Man sieht, dass hier Landwirtschaft betrieben wird. Am oberen Ende des Tales,
schon in der Sonne, liegt das Bergdörfchen Pradela. Eigentlich müssten wir
schon jetzt nach links in das Valcarce-Tal absteigen. Aber dann beschließen wir
doch, einen Umweg über diesen Weiler zu machen. Uns treibt ein Stückchen
Neugierde, aber auch die Vorstellung, dass wir dort hinten, am Ende der
sichtbaren Welt, vielleicht sogar einen „café grande“ bekommen könnten. Beim
Näherkommen sehen wir auf der anderen Seite des Tales einen Bauern pflügen, mit
zwei Kühen als Zugtiere. Das kenne ich zwar aus meiner

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