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Auf dem spanischen Jakobsweg

Auf dem spanischen Jakobsweg

Titel: Auf dem spanischen Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Dannhäuser
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herumgetrieben, Paolo, wir haben dich nicht in
der Herberge gesehen, hast wohl eine Freundin in Estella, und „was, solche
Weinquellen gibt es bei euch in Finnland nicht?“
    „Nein,
nein“, da müssen sie lachen, die beiden Nordmänner, „aber wir haben viel
Wasser, sehr viel Wasser.“
     
     

Der Traum an
der Maurenquelle
     
    Etwas
beschwingt geht es weiter, erst im Pulk, der sich aber schnell entzerrt, bevor
er sich ganz auflöst. Schließlich bin ich wieder allein auf dem Camino.
    Das Land ist
hier völlig ausgedorrt, die Felder sind abgeerntet, die unterschiedlichsten
Gelb- und Brauntöne beherrschen die Landschaft. Am Wegesrand stehen nur noch
ein paar Disteln. Links erhebt sich der Montejurra, im Dunst der Ferne
erscheint langsam und schemenhaft der fast 900 Meter hohe Monjardín mit seiner
Burganlage. Ich wandere durch ein einsames und stilles Land. Die langgezogenen,
oft rotbraunen Feldwege verlieren sich in einer Weite, die ich mit meinen
Schritten nicht einzuholen vermag. Die Endlosigkeit vor mir zeigt sich meinem
Auge wie ein in Stille und Schönheit erstarrtes Gemälde, in dem das Geräusch
des Sandes, der unter meinen Schuhen knirscht, fast störend wirkt.

    Aber wenn
man ein wenig in die Geschichte dieser Landschaft hineinhorcht, dann hallt sie
wider von Hufschlag und Pferdeschnauben, von hitzigen Anfeuerungsrufen, vom
Klirren der Schwerter und vom Stöhnen der Verwundeten und tödlich Getroffenen.
Denn auch diese jetzt so friedlichen und stillen Landstriche waren damals
zwischen Mauren und Christen leidenschaftlich umkämpft.
    Sancho
Garces I. von Navarra hatte schon zu Beginn des 10. Jahrhunderts das nahe
gelegene Kastell auf dem Montejurra den Mauren wieder entrissen, aber auch
hierdurch konnte er sie nicht endgültig vertreiben. Lange Zeit noch mussten
sich die Jakobspilger nicht nur vor Räubern und anderen Schnapphähnen in Acht
nehmen, sondern auch vor den Kriegern des Propheten auf ihren schnellen
Pferden.
    Im Jahre 711
waren diese, erstmals in größerer Zahl, von Nordafrika auf die Iberische
Halbinsel übergesetzt. Eigentlich wollte ihr Anführer, der Berber Tarik, nur
einen Ausflug unternehmen, um Beute zu machen. Da erkannte er aber schnell,
dass die dortige Herrschaft der Westgoten auf tönernen Füßen stand. Ihr
rücksichtsloser Feudalismus und ihre ständigen Intrigen untereinander hatten
sie bei ihren Untertanen so in Misskredit gebracht, dass es zu ihrem Untergang
nur noch eines beherzten Todesstoßes bedurfte. Den versetzte Tarik dem letzten
Westgotenkönig Roderich. Schon der Vorgesetzte Tariks, Musa ben Nasair,
eroberte in nur knapp drei Jahren den größten Teil der Iberischen Halbinsel.
Demütig legte er diese Landgewinne und ungeheure Raubschätze seinem Kalifen von
Damaskus zu Füßen, aber der Kalif war zu dem Zeitpunkt schon vom Tode
gezeichnet und sein Bruder bereits als Nachfolger designiert. Vor ihm stand
Musa ben Nasair kurze Zeit später mit leeren Händen. Er war ein paar Tage zu
früh nach Damaskus gekommen, hatte nichts mehr, um das Herz des neuen Kalifen
zu erfreuen. Damit fiel er in Ungnade und wurde von dem neuen Herrscher in die
Armut verstoßen.
    Die Mauren
aber hatten erst richtig Appetit bekommen: So tauchten die schnellen Reiter des
Propheten im Jahre 732 mit einem großen Heer östlich der Pyrenäen, im
Herrschaftsbereich der Franken, auf. Schon vorher waren sie mehrfach in
Südwestfrankreich eingefallen und hatten auch einige Gebiete besetzt. Man war
also gewarnt, man kannte sich bereits. Bei den Franken handelte es sich
allerdings um anderes Kaliber als bei den kraftlos gewordenen Westgoten.
Jedenfalls nahmen sie diese Herausforderung an, und der Großvater Karls des
Großen, Karl Martell, stoppte die Eindringlinge auf dem Schlachtfeld zwischen
Tours und Poitiers. Noch bevor es hier zu einer wirklich großen Schlacht kommen
konnte, fiel der Anführer der Muslime, Al-Gafiqi, ein Jemenit, im Vorgeplänkel
und das maurische Heer zog fluchtartig ab. Ohne aber schon alle Gebiete
nördlich der Pyrenäen zu räumen.
    Fast wie zum
Trotz und ungeachtet ihrer ständigen internen Fehden, nicht zuletzt zwischen Berbern
und Arabern, brachten es die Mauren nach dieser Niederlage zu erstaunlichen, ja
atemberaubenden Leistungen in den von ihnen besetzten Gebieten der Iberischen
Halbinsel. Cordoba, Sitz der herrschenden Omayaden-Dynastie, wurde schon im
Jahre 756 unabhängiges Emirat, im Jahre 929 sogar Kalifat. Innerhalb dieser
politischen Formen entstand eine

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