Auf dem spanischen Jakobsweg
wurden nun auch aus
Galicien vertrieben und bis zum Río Duero zurückgedrängt, so dass sich der —
obgleich noch sehr labile — Herrschaftsbereich von Alfons I. auf die Gebiete
Asturien, Galicien und León erstreckte. Der Königshof wurde bereits unter
seinem Nachfolger zunächst nach Oviedo verlegt und noch später wurden Asturien
und Galicien mit León zu einem Königreich verschmolzen und die Stadt León ab
dem Jahre 924 die Residenz der Könige.
Kastilien
war damals nur eine Grafschaft. Obwohl von energischen und nach Unabhängigkeit
strebenden Männern geführt, stand diese Grafschaft überwiegend unter dem
Einfluss der leonesischen Krone. Aber nach der Jahrtausendwende gelang es — wir
sind ihm schon in Pamplona begegnet — Sancho Garcés dem Großen von Navarra,
weite Teile Kastiliens unter seine Herrschaft zu bringen. Als er 1035 starb,
fiel die Grafschaft Kastilien an seinen Sohn Ferdinand. Hiermit aber wurden die
Umrisse eines neuen Königreichs auf der Iberischen Halbinsel sichtbar. Schon
im. Jahre 1037 schlug für Kastilien die ganz große Stunde. Der König von
Asturien und León, erst 28 Jahre alt, fiel in der Schlacht von Támara und der
Sieger aus Kastilien trat als Ferdinand T, der Große, dessen Nachfolge an. Die
300 Jahre alte Dynastie von Asturien war erloschen. Burgos war jetzt die
Hauptstadt nicht nur einer Grafschaft, sondern eines beachtlichen Königreichs.
Bis hin zu
Ferdinand III., dem Heiligen, der erst 184 Jahre später den Grundstein für die
Kathedrale in Burgos legte, in deren Schatten ich noch immer sitze und Kaffee
trinke, hatten Kastilien und seine Monarchen allerdings noch einen
dornenreichen Weg zu gehen: Im maurischen Süden Iberiens lösten kriegerische
und fanatische islamische Sekten, aus denen die Dynastien der Almoraviden und
später der Almohaden hervorgingen, die gemäßigte und weitgehend tolerante
Omayaden-Herrschaft ab und bedrohten mit neuer Kraft den christlichen Norden
des Landes. Aber auch im Innern des neuen Königreichs Kastilien-León brodelte
es, kochten die Leidenschaften hoch. Es kam zu blutigen
Nachfolgestreitigkeiten, zu Intrigen, Verrat und Mord, ja sogar zu offener
Kollaboration mit den Mauren. Später versuchte man, mit einer königlichen
Zwangsehe Kastilien-León mit dem Königreich Aragón zu vereinigen. Vergebens!
Schließlich brach sogar das Königreich Kastilien-León wieder auseinander.
So bewegt
diese Zeiten waren, so großartig waren auch die Akteure, die nach dem Jahre
1000 auf die Bühne getreten waren: Ein von früher Jugend an umtriebiger und
atemberaubend tollkühner Adelsspross, der später als „El Cid“ zum größten
spanischen Nationalhelden aufsteigen sollte. Ein großer König, Alfons VI., der
Tapfere, der nicht nur den Frauen leidenschaftlich zugetan war, sondern auch
tapfer um sein Erbe kämpfte und dabei zeitweise nicht nur mit den Mauren
konspirierte, sondern wahrscheinlich sogar seinen Bruder und Konkurrenten
ermorden ließ, andererseits aber auch mit bewundernswerter Kraft an den
Wiederaufbau des von Al Manzur verwüsteten Landes ging und die Khmiazenser
außergewöhnlich förderte. Eine ehrgeizige und ob ihres ungestümen Temperaments
allseits gefürchtete Frau, nämlich Urraca, Tochter und Erbin des tapferen
Alfons, die ihr Vater, aus Machtkalkül, in zweiter Ehe mit dem König von
Aragón, also mit Alfons dem Kämpfer, zwangsverheiratete, was bei so viel
tapferem und kämpferischem Schwung in den Adern beider Eheleute natürlich nicht
gutgehen konnte. Die ehelichen Kräche wurden allerdings standesgemäß
ausgetragen, also mit dem Schwert auf dem Schlachtfeld und das zog sich über
einen Zeitraum von etwa zwanzig Jahren hin. Vielleicht wäre mit dem Nudelholz
alles schneller gegangen, sozusagen im Handstreich, aber man wusste eben, was
man seinem Stand schuldig war. Trotz aller Querelen im Innern der christlichen
Königreiche: Im Jahre 1212 schlug König Alfons VIII. von Kastilien ungeachtet
der Verweigerungshaltung seines königlichen Verwandten auf dem leonesischen Thron
ein großes und fanatisch anstürmendes Almohaden-Heer bei Navas de Tolosa
vernichtend und drängte die Mauren damit endgültig in die Defensive.
1217 wurde
dann — nach der Lösung verwickelter dynastischer Probleme — wieder ein
Ferdinand König von Kastilien. Entscheidender aber war, dass ihm etliche Jahre später
auch die Königskrone von Leon zufiel, weil der dortige Adel dies so wollte. Als
Ferdinand IIL, der Heilige, war er fortan
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