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Auf dem spanischen Jakobsweg

Auf dem spanischen Jakobsweg

Titel: Auf dem spanischen Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Dannhäuser
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Herrscher eines großen und nunmehr
endgültig vereinigten Königreichs.
    Wie gut,
dass da schon 1221 in Burgos der Grundstein für eine Kathedrale gelegt worden
war, die der Würde und Macht eines großen Königs entsprach. Don Mauricio hatte
die richtige Nase gehabt. Allerdings war der ganze Kirchenkomplex, vor dem ich
hier sitze, noch mehr als 250 Jahre lang eine Baustelle. So fehlten zu Beginn
des 15. Jahrhunderts am Hauptportal immer noch die Türme.
    Aber 1431
fuhr wieder einer den Rhein hinauf, nämlich Alonso von Cartagena, der ein paar
Jahre später selbst Bischof von Burgos werden sollte. Bei dieser Reise ging es
allerdings nicht um eine schöne Schwäbin, Alonsos Auftrag war viel ernsterer
Natur. Er sollte nämlich dem Konzil von Basel beiwohnen. Und mit den Konzilien
war das damals so eine Sache. Nur 16 Jahre früher hatten sie, auch am Rhein,
nämlich in Konstanz, Johan Hus sogar gegen das vom Kaiser gegebene Wort als
Ketzer verbrannt. Überhaupt waren die Zeiten unruhig geworden. In Basel wollte
man nun über eine grundlegende Reichsreform reden. Dem Kaiser mochten manche
sogar einen Reichsrat zur Seite stellen, natürlich dass er dem Kaiser helfen
würde. Aber ein bisschen sollte er ihn schon auch kontrollieren. Nikolaus
Cusanus, der der große Mann des Baseler Konzils werden sollte, meinte ohnehin
schon seit einiger Zeit, dass das, was alle berührt, auch von allen gebilligt
werden müsse. Sogar anonyme Flugschriften waren damals aufgetaucht, in denen
doch tatsächlich von radikalen Veränderungen die Rede war, vom „gemeinen Mann“
und seiner Ausbeutung durch die Mächtigen, die weltlichen wie die kirchlichen.
Mein Gott, wo sollte das noch alles hinführen! Auch wenn man damals noch nicht
ahnen konnte, dass sie auf dem Konzil zu Basel sogar einen Gegenpapst wählen
würden, Gutes schwante ihm wohl nicht, dem Don Alonso von Cartagena, als er da
in der Abendsonne den Rhein hinauf gen Basel fuhr. Was Wunder, dass es ihm
nicht sonderlich pressierte. Warum sollte er nicht erst einmal in Freiburg im
Breisgau ein paar Ruhetägle einlegen? Es mussten ja nicht gleich Spätzle sein,
aber ein ordentliches Schäufele vertilgen und mit den Chorherren ein paar
Viertele Gutedel trinken, das behagte ihm schon. Mit dem großen Palaver in
Basel hätte es ja auch noch Zeit. Doch da sah er am nächsten Morgen als erstes
das Freiburger Münster, und sofort wusste er, dass sich seine Reise schon
gelohnt hatte. Ganz besonders der Turm der Kirche hatte es ihm angetan, kein
Wunder übrigens, man bezeichnet diesen noch heute als den schönsten Turm der
Christenheit. Gleich zwei solcher Türme musste sein Dom in Burgos bekommen und
noch prächtiger sollten sie sein. Da wollte er eigentlich gar nicht lange in
Basel bleiben. Einen tüchtigen Baumeister musste er, wenn das alles etwas
werden sollte, nach Burgos mitnehmen. Den fand er in der Person des Hans von
Köln, der sich später, in seiner neuen Heimat, Juan de Colonia nannte.

    Juan machte
sich aber nicht nur an den Bau der beiden Haupttürme der Kathedrale zu Burgos,
er heiratete auch gleich eine Spanierin. Diese gebar ihm den Sohn Simon, der,
„Simon de Colonia“ genannt, in die Fußstapfen seines Vaters trat, ebenfalls
Architekt wurde und am weiteren Ausbau der Kathedrale beteiligt war. Aber
einmal musste er dem Papa nicht richtig zugehört haben. Der Vierungsturm der
Kathedrale, den er 1535 vollendet hatte, brach schon vier Jahre später wieder
zusammen. Wie gut, dass auch er eine Spanierin geheiratet und diese ihm den
Sohn Francisco geschenkt hatte. Francisco de Colonia nämlich, auch einer vom
Bau, baute diesen Turm wieder auf, und so ist er noch heute zu bewundern.
    Natürlich
hat eine große Zahl hervorragender Baumeister, Franzosen und vor allem Spanier,
an der Errichtung dieser herrlichen Kathedrale entscheidend gearbeitet. Ihre
Türme aber atmen auch ein gutes Stück Genialität vom Rhein.
    Trotz
etlicher Tassen Kaffee, die ich hier vor der Kathedrale getrunken habe, bin ich
ein bisschen müde, zumindest träge geworden. Aber bevor ich zur Herberge
weiterlaufe, will ich doch noch einmal in die Kathedrale hineingehen, die von
außen so beherrschend, so überwältigend ist. Schon vor über einer Stunde,
gleich nach meiner Ankunft, war ich ins Innere dieser Kirche gegangen und hatte
mich ein bisschen umgesehen, aber gefallen hatte es mir da drinnen nicht
sonderlich. Vielleicht war ich da wegen meiner Wanderung durch Dunkelheit,
durch Regen und später wieder

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