Auf dem spanischen Jakobsweg
seine Leute seinen
Leichnam auf sein Pferd und jagten beide, den toten Campeador und sein Pferd,
in die Schlacht. Die Mauren erkannten ihn an seiner Rüstung und an seinem
Pferd, durchbohrten ihn mit Pfeilen, er aber ritt weiter. Da ergriff seine
Feinde abergläubische Furcht und voller Entsetzen flohen sie in alle
Himmelsrichtungen. Verheiratet war er übrigens auch und zwar mit Jimena, einer
Frau aus königlichem Geblüt, Urenkelin von König Alfons V. von Asturien und
León, den man „den Edlen“ nannte.
Zu seinen
Schwiegersöhnen, Diego und Fernando, den Grafen von Carrion, vor deren Gräbern
wir hier im Kloster San Zoilo stehen: Mit denen hatte er keine rechte Freude,
die haben nämlich seine Töchter Elvira und Sol schändlich behandelt und er
behielt Recht, er wollte sie von Anfang an nicht haben. So heißt es denn auch
im „Poema del Cid“:
Wie mich die Frauen bitten, es
ist ihnen nicht von Nutzen,
die Infanten von Carrión beginnen
sie zu schlagen,
mit ihren Sattelgurten prügeln
sie mitleidlos,
sie stechen mit spitzen Sporen,
wo es am meisten schmerzt,
zerreißen ihnen die Hemden,
verwunden ihren Körper,
das schöne Blut ergießt sich
und färbt die Seidenkleider.
Es können nicht mehr sprechen
Doña Elvira und Doña Sol,
für tot werden sie gelassen im
Eichenwald zu Carpes.
Nein, ganz
tot waren sie doch nicht. Aber sehr bald ihre beiden Ehemänner. Sie mussten
sich nämlich vor den Augen des Königs ihrem Schwiegervater zum Zweikampf stellen
und wie das ausging, kann man sich schon denken. So liegen sie hier in ihrem
Grab vor unseren Füßen. Seine Töchter verheiratete El Cid anschließend
vernünftig, nämlich mit den Königen von Aragon und Navarra. Das jedoch ist nun
wirklich Legende. Nicht Legende ist, dass die tapfere Jimena, die Frau des El
Cid, auch nach dessen Tod die Stadt Valencia noch drei Jahre lang gegen die
Mauren heldenmütig verteidigt hat, dann aber, als der Kampf aussichtslos
geworden war, die Stadt niederbrennen ließ und nach Kastilien zurückkehrte.
Verband für
die Zerstörung des Jakobsweges:
Gespräch mit
seinem Präsidenten
Wir haben
heute, unser Ziel ist Sahagún, einen Fußmarsch von etwa 40 Kilometern vor uns und
so breche ich in Carrión de los Condes noch bei völliger Dunkelheit auf. Ich
muss den Fluss überqueren und komme, wie gestern schon, wieder an die Mauern
des Klosters San Zoilo. Doch hinter San Zoilo verlaufe ich mich in der
Dunkelheit und finde die gelben Markierungspfeile nicht mehr. Es ist
unangenehm, wenn man sich gleich zu Beginn einer so langen Tagesstrecke
verläuft. Vor mir, auf der rechten Seite, kann ich eine Tankstelle erkennen und
steuere sie an, um nach dem Camino zu fragen. Aber die Tankstelle ist noch
geschlossen, so stehe ich etwas unschlüssig im Dunkeln, am Rande des Areals.
Doch plötzlich taucht hinter einem Busch ein großer, schwarzer Schatten vor mir
auf und geht auf mich zu: Paolo. Ja, er hat sich auch in der Dunkelheit vertan
und wollte jetzt warten, bis es etwas heller geworden ist. Gemeinsam
beschließen wir, wieder zurück zu laufen, bis wir auf einen Markierungspfeil
stoßen. Bei diesem zweiten Anlauf gelingt es uns dann, das kleine Sträßchen,
nach den spanischen Rückkehrern aus den amerikanischen Kolonien „Carretera del
Indiano“ genannt, zu finden, auf dem der Jakobspfad verläuft.
Im zaghaft
beginnenden Morgengrauen laufen wir bereits an den Ruinen der einst berühmten
Abtei von Benevívere vorbei, ohne uns hier aufzuhalten. Im Osten leuchtet der
Himmel schon rot auf und auch auf den umliegenden Feldern will es Tag werden.
Die Sterne über uns verlieren allmählich ihr Licht. Nur noch kurze Zeit und die
Sonne wird geräuschlos und glutrot die Horizontlinie überspringen und im selben
Moment werden ihre Strahlen hier eingetroffen sein. Am Himmel sind keine Wolken
zu sehen, es hat sich gestern ausgeregnet. Heute wird es wieder ein glühend
heißer Tag werden.
In Kürze
müssten wir nach der Beschreibung meines spanischen Reiseführers — er enthält
sogar eine entsprechende Abbildung — auf einer alten Römerstraße, der Via
Traiana, die von Bordeaux nach Astorga führte, etwa zwölf Kilometer weit bis
Calzadilla de la Cueza wandern. Doch daraus wird nichts. Die Pistenbauer der
Provinz Palencia waren wieder aktiv und haben die alte Römerstraße wohl erst
vor kurzer Zeit unter einer gesichts- und geschichtslosen gelben Piste erstickt,
leider das gewohnte Bild in dieser Provinz. Nur schwer
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