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Auf dem Weg nach Santiago

Auf dem Weg nach Santiago

Titel: Auf dem Weg nach Santiago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Noel Pierre / Gurgand Barret
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daß nach dir alle Völker dorthin pilgern
werden bis ans Ende der Zeiten.«
    Pernette und Karl der Große sind für
immer Gefährten des Weges. Ihnen verdanken wir es, daß wir alle ein wenig die
Vettern und Basen eines Aymeri Picaud, eines Jean de Tournai, eines Laffi,
eines Manier, eines Bonnecaze und aller dieser Hoffenden sind, die sich eines
Tages auf den Sternenweg begeben haben.
     

EPILOG
     
     
     
     
     
    J ean de Tournai ist nur zwei Tage, am 25. und am 26.Januar 1489, in Compostela geblieben. Guillaume
Manier verbrachte drei Tage ort, vom 1. bis zum 4. November 1726. Auch bei dem
kleinen Bonnecaze waren es drei Tage, »weil man die Pilger nur drei Nächte im
Hospital duldete«. 1
    Warum nur so kurze Zeit? Selten sieht
man Pilger ohne Notwendigkeit länger in Santiago bleiben; nur einige wenige
Wallfahrer verweilen hier einen Monat oder auch ein Jahr. Es ist, als lägen
Sinn und Wert der Wallfahrt mehr im Weg selbst als im Ziel; oder auch, als
werde am Grab des Apostels die langandauernde Erwartung mit einem Schlag
zunichte.
    Bonnecaze macht sich nach Leon auf.
Hier will er »sich niederlassen, um zu studieren«. Er leidet an einer
»Entzündung«; bei seiner Ankunft muß er sich ins Antoniushospital begeben. Die
Tage gehen vorüber, ohne daß sein Zustand sich bessert. Man schröpft ihn und
gibt Abführmittel — vergebens. Nach einem Monat beginnt er zu verzweifeln.
    »Die Furcht«, so schreibt er,
»verstärkte mein Übel. Der Arzt bemerkte es; er erkundigte sich nach meiner
Heimat und meiner Reise. Ich erklärte ihm mein Vorhaben. Er sagte mir, das Land
sei nicht geeignet, daß ich mich hier niederlassen könne bei meiner
schwächlichen Gesundheit. Er riet mir, nach Frankreich zurückzukehren oder in
Jaca zu bleiben, wo das Klima meinem Gesundheitszustand besser entspräche .«
    An diesem Tag sieht Bonnecaze vier der
neben ihm liegenden Kranken sterben, drei in seiner Bettreihe, einen im
gegenüberstehenden Bett. Der Gedanke, die Nacht mitten unter ihnen verbringen
zu müssen, jagt ihm Entsetzen ein: »Ich fürchtete, in jener Nacht zu sterben;
lieber wollte ich dann draußen sterben als im Spital. Nachmittags zwang ich
mich, aufzustehen und bis zum Fenster zu gehen; mein Herz tat mir weh, als ich
die frische Luft einsog. Dann bat ich den Hausmeister, mir meine Habseligkeiten
zu bringen; er wollte nicht; er meinte, ich würde sterben, wenn ich hinausginge .«
    Bonnecaze drängt so sehr, daß ihm der
Hausmeister schließlich die Kleider bringt, ein Brot von drei Pfund dazulegt
und seine Feldflasche mit Wein füllt. »Dann ging ich hinaus. Ich stützte mich
auf meinen Stab .« 2
     
    Manier, Hermand und La Couture lassen
Delorme zurück — er will nicht über Oviedo wandern — und verlassen gemeinsam
Compostela, geraten aber rasch wieder in Streit und trennen sich von neuem.
»Aus einem mir sehr wohl bekannten Grund«, sagt Manier, »ließ ich meine
Kameraden stehen und ging allein weiter .« Drei Wochen lang sehen sie sich nicht und treffen sich zufällig in
Bayonne auf der Brücke über den Adour. Sie versöhnen sich, geraten sich aber
bald wieder in die Haare und versöhnen sich wiederum. In Saintes geht Guillaume
Manier schließlich ohne jede Erklärung in Richtung Alpen, anstatt über
Poitiers, Tours, Paris und die Pikardie weiterzuwandern; er pilgert nach Rom.
Ein seltsamer Mann, dieser Schneider aus Carlepont, sehr auf den eigenen
Vorteil aus, ein schwieriger Mensch, Pilger mehr aus Abenteuerlust als aus
Berufung — und doch irgendwie anziehend für uns. Jedenfalls wissen wir nichts
weiteres mehr von ihm, außer daß er zehn Jahre später seinen Bericht verfaßt. 3
     
    Jean de Tournai kehrt über Bordeaux,
Tours und Paris nach Valenciennes zurück und ißt unterwegs »Pastetchen«. Er
nimmt die Dinge, wie sie kommen; immerhin gibt es einige Aufregungen: In
Plassac   (Departement Charente) muß er
sein karminrotes Brustkreuz abnehmen »wegen der üblen Gesellen der Gegend, die
die Engländer sehr hassen [...], denn dieses rote Kreuz ist der Schmuck der
Engländer«. In einem Wirtshaus in Orléans interessiert man sich ein wenig zu
sehr für ihn; so gibt er sich als »Eisenwarenhändler« aus — solche Krämer sind
ja nicht besonders reich...
    Die gefährliche Gegend aber liegt
zwischen Paris und Valenciennes, wo der Krieg wütet und die Flüchtlinge die
Wege verstopfen. Trotz aller Warnungen durchquert er die Schlachtfelder. Die
Schuhe zerrissen, aber hellen Blicks und reinen Herzens, ist

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