Auf dem Weg nach Santiago
und die Bedürftigen nicht hatten aufnehmen wollen.
Ein Weber in Nantua, einer zwischen
Genf und Lyon gelegenen Stadt, hatte einem darum bittenden Santiagopilger das
Brot verweigert; er sah plötzlich sein Tuch mitten durchgerissen zu Boden
fallen. In Villeneuve wandte sich ein armer Compostelapilger an eine Frau, die
unter heißer Asche Brot liegen hatte, und bat sie um der Liebe Gottes und des
seligen Jakobus willen um eine Gabe. Sie antwortete ihm, daß sie kein Brot
habe. Der Pilger entfernte sich mit den Worten: ›Möge Gott dir dein Brot in
Stein verwandeln!‹ Schon war der Pilger weit von dem Haus entfernt, als diese
böse Frau unter der Asche ihr Brot suchte und nichts fand als einen runden
Stein. Mit reumütigem Herzen lief sie allsogleich dem Pilger nach, konnte ihn
aber nicht mehr erreichen.
Einst kamen zwei wackere französische
Pilger ohne jede Habe aus Santiago zurück und suchten in Poitiers vom Haus des
Jean Gautier an bis Saint-Porchaire um der Liebe Gottes und des heiligen
Jakobus willen eine Unterkunft, fanden aber keine. Endlich wurden sie im
letzten Haus dieser Straße neben der Basilika Saint-Porchaire von einem armen
Mann gastlich aufgenommen. Und da geschah es: Durch göttliche Vergeltung
bewirkt, brach in dieser Nacht eine rasende Feuersbrunst aus, die im Nu den
ganzen Straßenzug in Asche legte, angefangen bei dem Haus, in welchem die
Pilger zuerst um Obdach gebeten hatten, bis zu dem, wo sie Unterkunft fanden.
Es waren ungefähr tausend Häuser. Aber ebenjenes, darin die Diener Gottes
aufgenommen worden waren, blieb durch Gottes Gnade verschont.
Darum soll jeder wissen, daß die
Santiagopilger ein Recht auf Gastfreundschaft und einen rücksichtsvollen
Empfang haben, seien sie nun reich oder arm .« 1
In den ersten Zeiten der Wallfahrt kann
man kaum mit etwas anderem rechnen als mit der Nächstenliebe der Anwohner, dem
Obdach in den Kapellen, mit strohbelegtem Boden oder der kargen Gastlichkeit
einiger Klöster. Erst nach und nach wächst jenes zum Heil des Christen so
wesentliche »Werk der Barmherzigkeit« heran: denen zu essen und zu trinken
reichen, die es brauchen, Kleidung denen geben, die keine haben, die Kranken
pflegen, die Gefangenen loskaufen, die Eingekerkerten besuchen, die Armen und
die Reisenden beherbergen, die Toten begraben.
So lassen im Jahre 542 König Childebert
und seine Gemahlin, Königin Ultrogothe, in Lyon ein Hospiz errichten. »Dem
Zweck der Gründung entsprechend soll die Pflege der Kranken sowie die Aufnahme
der Pilger stets die treue und beständige Sorge dieses Hauses bleiben. Sollte
jemals einer, welchen Standes und welchen Ranges er auch sei, unserer
gegenwärtigen Verfassung zuwiderhandeln oder irgendein Recht des genannten
Hospizes beschneiden, so daß, was Gott verhüten möge, das Haus aufhörte zu
existieren, so sei er als Mörder der Armen mit einem unwiderruflichen Bann
belegt.« 2
Noch handelt es sich nicht um den
Santiagopilger, doch dieser wird eine ganz besondere Kundschaft an Armen
ausmachen, die Nächstenliebe und Berechnung zugleich erweckt. Und die ganz
natürliche Auswertung der theologischen Grundsätze wird gerade dem Pilger als
solchem den Schutz der kirchlichen und königlichen Gesetze, die
Gastfreundschaft und den Beistand der Ritterorden und der Klöster sowie auch
die Fürsorge der Bruderschaften gewährleisten.
Wir werden aber bald sehen, daß der
Pilger trotz der »Veramtlichung« von Almosen- und Herbergswesen entlang des
Weges nach Santiago am Ende des Tages sehr oft der Ausbeutung durch die Wirte
ausgeliefert und auf allzu zufällige Gesten der Bruderliebe angewiesen ist.
Das Lied singt von Guillaume. Er hat
Escrivette geheiratet, als sie noch ein Kind war, und zieht in den Krieg, um
sie in Ruhe zur Frau heranreifen zu lassen. Erst nach sieben Jahren kommt er
zurück. Er klopft an seine Tür und ruft: »Escrivette, mach auf !« Aber die Mauren haben Escrivette entführt. Da begibt er
sich auf die Suche:
L’est au château du Maure, du Maure
Sarrasin
Comment pourrait-il faire pour y
entrer, comment?
Habillez-vous en forme de pauvre
pèlerin
Vous mendierez l’aumône tout au long du
chemin.
Ne ferez-vous l’aumône au pauvre
pèlerin?
Escrivette à la fenêtre une pièce a
jetée.
Tout en faisant l’aumône reconnaît son
mari
Servante mets la table, et du pain et
du vin.
Escrivette est partie avec le pèlerin
Et du château du Maure a pris l’or le
plus fin.
Sie ist im
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