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Auf dem Weg nach Santiago

Auf dem Weg nach Santiago

Titel: Auf dem Weg nach Santiago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Noel Pierre / Gurgand Barret
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vom 11. Juli 1324 den Herbergen am Weg nach Santiago zwischen
Bordeaux und Pamplona mehrere Schenkungen. 9
    Die Hilfeleistung für die Pilger kann
auch andere Formen annehmen. Im Jahre 1270 schenkt der Ritter Renaud de Var dem
Hospital von Roncesvalles eine Jahresrente von hundert Pfund, die er aus seinem
Anteil an der Weinproduktion von Troyes weggibt; er bittet ausdrücklich, daß
die Brüder »mit christlicher Freigebigkeit den durchziehenden Pilgern Wein
[...] servieren sollen, was sie früher nicht taten, und dies auch allen Kranken
des Ortes«. 10 Ständige Einkünfte solcher Art ermöglichen es, in den
Kathedralen eine gewisse Anzahl von Mahlzeiten aufzutischen: Laffi bekommt eine
solche zu Auch und Manier zu Pamplona, wo man nach seiner Aussage zwölf Pilgern
um elf Uhr das Essen serviert. 11
    Unabhängig von den Gnaden, die den
karitativ tätigen Christen verheißen sind, begünstigt auch eine bestimmte
Anzahl von Vorrechten und Ausnahmegesetzen diese Gründungen und Schenkungen.
Zum Beispiel gewähren am 4. August 1182 König Alfons VIII. von Kastilien und seine
Gemahlin Leonore — es sind die Großeltern Ludwigs des Heiligen — der Herberge
Santa María de las Tiendas zwischen Carrión und Sahagún Steuerfreiheit. 12 Der erste Friede von Aurillac im Jahre 1280 befreit alle jene von der Steuer,
die sich dem Dienst an den Armen im Hospital Saint-Géraud widmen, an dessen
Giebel eingegraben steht: »Alle, die an dieser Tür anklopfen, sind willkommen.« 13
    Denen aber, die hierherkommen sollten,
um ein Hospiz auszuplündern oder sich unberechtigterweise aufnehmen zu lassen,
droht Martín Fernández, der Bischof von León, den Verlust aller kirchlichen
Pfründen, wenn sie Kleriker sind, und die Exkommunikation an, falls es sich um
Weltleute handelt. Im Jahre 1315 muß Alfons XI. in Burgos freilich jenen
Rittern den Zutritt zu den Herbergen untersagen, die den Armen den Platz
wegnehmen. 14
    Die meisten Pilgerspitäler in
Frankreich wurden im 11. und im 12. Jahrhundert gestiftet: in Nantes 1037, in
La-Roche-Bernard im Jahre 1099... In Paris wird das Spital
Saint-Jacques-du-Haut-Pas in der jetzigen Rue Saint-Jacques durch die
italienischen Hospitaliter von Altopascio (bei Lucca) erbaut; sie hatten
bereits an einem der gefährlichsten Orte des »fränkischen Weges« in Italien
eine Schutzhütte errichtet. Rasch entstehen gut vierzig Jakobsherbergen allein
im französischen Südwesten — ohne daß man freilich behaupten könnte, sie seien
alle einzig für die Compostelapilger gebaut worden.
    Eines der vollendetsten Beispiele
solcher Art Nächstenliebe ist immer noch das Hospiz von Aubrac, vor 1120 auf
Anregung Adalards, des Vicomte von Flandern, erbaut; er war auf seiner
Heimreise von Compostela wie durch ein Wunder einem Überfall von Räubern
entronnen. Nach seiner Wallfahrt kehrt er nach Aubrac zurück und baut auf einer
1360 Meter hoch gelegenen Einöde, dem höchsten Punkt der Hochebene, eine
Festung aus Granit und Basalt, die er Unserer Lieben Frau von den Armen weiht:
die »Dömerie«.
    Im Erdgeschoß liegen ein Waschhaus,
eine gewölbte Küche, ein großer Saal mit vierzehn Betten in zwei Reihen, der
Schlafraum der Ritter und der Ordensbrüder sowie die dem Heiligen Geist
geweihte Kapelle; oben der Schlafraum für die Edelfrauen, acht Zellen für
Schwache und Kranke sowie ein quadratisches Zimmer mit zwei Fenstern. Auf der
Ostseite des Spitals befindet sich der Pilgerfriedhof. 15
    Adalard bestimmt, daß sich zwölf
Priester, zwölf Brüder, zwölf Damen und zwölf Ritter dem Dienst an den Pilgern
widmen. Die Ritter sollen sie gegen Banditen und Wölfe verteidigen, die Damen
sollen ihnen die Füße waschen, die Brüder sollen sie bei Tisch bedienen. Die
Ordensleute von Aubrac sind Augustiner. Nach der Regel des Jean d’Estaing
sollen sie täglich dreihundert Vaterunser beten; wer sich während des
Gottesdienstes dreimal bei den Antworten vertut, muß beim Mittagessen auf den
Wein verzichten und zusätzlich dreihundert Ave Maria und dreihundert Vaterunser
beten. Sie tragen ein blaues Kreuz auf der Brust, essen an hundertsiebzig Tagen
im Jahr Fleisch — nur Hammelfleisch — , bekommen
Roggenbrot, sooft sie wollen, und trinken leicht gewässerten Wein. Die Regel
von 1162 ordnet an: »Die Ordensleute sollen darüberwachen, daß in der
Güterverteilung des Hauses die Armen stets als die Herren vorangehen, denen sie
selbst als die Diener folgen .«
    Die Dômerie von Aubrac ist ein so
großartiges Symbol,

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