Auf dem Weg nach Santiago
in
Roncesvalles, in San Antón bei Castrogeriz, in Rudelle bei Rocamadour,
vielleicht auch in Aubrac, in Toulouse und in Bordeaux in der Rue du Mirail.
Oft wurde das Hospiz auch außerhalb der
Mauern erbaut. Die Verehrung des heiligen Jakobus hatte sich nämlich viel zu
spät entwickelt, als daß man die ihm geweihten Kirchen innerhalb der
Stadtbefestigungen hätte errichten können, wo die Kirchen der traditionellen
Heiligen wie etwa eines Sankt Martin zwischen den dichtstehenden Häusern ja
schon sozusagen erstickten. Man mußte also jenseits der Stadttore bauen, am
Rand des Weges, auf dem die Pilger daherkamen; hinzu kamen Strohhütten,
Raststätten, Kramläden, Almosenhäuser, ein Hospiz oder ein Spital. Alles
zusammen bildete eine Sankt-Jakobs-Vorstadt, durchquert vom Pilgerweg, der
durch ein Jakobstor in die Stadt führte. Ein Vorteil für verspätete Pilger: Sie
fanden noch eine Unterkunft, auch wenn die Stadttore bereits geschlossen waren;
so etwa in Moissac, in Parthenay, in Châlons-sur-Marne.
Eine andere Besonderheit sind die in
die Stadtmauer eingelassenen Nischen, wo der zu spät kommende Wallfahrer immer
noch Brot und Wasser finden kann; oder auch Maueröffnungen, durch die man
denen, die nicht Rast machen wollen, die passada herausreicht, einen
Imbiß als Almosen. Der Pikarde Manier macht davon reichlich Gebrauch, besonders
in der Abtei von Benevivere bei Carrión, »wo man als passada Brot gibt«,
und am selben Tag noch im Kloster des Gran Caballero, desgleichen im Hospital
San Marcos in León und in San Martin del Camino; »hier bekamen wir als passada ein Pfund Brot und ein Achtel Butter«; in Astorga besteht der Imbiß in einem
Glas Weißwein und einem Pfund Brot, in Sobrado in einer Suppe und eineinhalb
Pfund Brot, im Kloster San Francisco in Oviedo in einer Suppe, einem Stück
Kabeljau und wieder Brot. 19 Laffi nimmt den Imbiß im Spital von
Villafranca-Montes de Oca ein und erklärt ausdrücklich, man bekomme hier »sehr
gut zu essen«.
Es ist schwer zu sagen, wie viele
Pilger Liebesgaben solcher Art in Anspruch nahmen — das hängt sicher von
örtlichen und zeitlichen Umständen ab. Die Verzeichnisse der Hospitäler
enthalten nur lückenhafte und schwierig auszulegende Angaben.
Man weiß, daß im Jahre 1368 das
Hospital Saint-Jacques in Paris 16 690 Pilger aufgenommen hat; hier standen
vierzig Betten zur Verfügung, und man konnte pro Nacht sechzig bis achtzig
Besucher beherbergen; jeder von ihnen bekam hier »ein Viertel Brot zu einem
Denier und einen Becher Wein, von denen drei einen Schoppen ergaben«. Im Jahre
1661 werden im Hospital Saint-James in Bordeaux 4 993 Pilger aufgenommen, aber
kein einziger von 1667 bis 1669, in den Jahren des französisch-spanischen
Krieges. 20 Zur gleichen Zeit beherbergt das Hospital Saint-Jacques
in Rodez 2 000 Pilger pro Jahr, 21 und man schätzt, daß am Ende des
15. Jahrhunderts im Hospiz von Aubrac täglich fünfzig bis hundert Pilger
übernachten. 22 Das Hospital Saint-Jacques in Saugues, neun Meilen
von Mende entfernt, verfügt über 29 Betten. 23
In Burgos gibt es im ausgehenden
Mittelalter etwa dreißig Herbergen, darunter das große Königliche Hospital, das
Hospital del Rey. Einige Weiler am camino francés besaßen zwei oder drei
Armenhäuser, und zahlreiche Ortschaften führen ihren Namen auf ein Hospiz
zurück, etwa Hospital de Órbigo, Hospital de la Cruz, Hospital bei El Cebrero,
ein anderer Ort namens Hospital bei Linares.
In der schönen Jahreszeit haben die
gesunden Pilger im allgemeinen nicht das Recht, länger als eine Nacht im Hospiz
zu verbringen. Im Winter jedoch oder auf schwierigen Wegstrecken kann die
Übernachtung auf bis zu drei Tage ausgedehnt werden. Die Pilger teilen sich
gegenseitig die guten Adressen mit, ebenso die Eigenheiten der verschiedenen Herbergen
und sogar die Speisen in diesem oder jenem Hospiz, so, wie sie in den
Gründungsurkunden festgelegt sind. In Bordeaux »können sie, wenn sie wollen,
einen Tag in der Stadt bleiben und eine Nacht im Hospital verbringen, aber
nicht mehr, dies sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg«. In Poitiers hat
das Armenhaus Saint-Hilaire im Jahre 1604 »die Aufgabe und Pflicht, die
Santiagopilger auf dem Hin- und Rückweg für eine Nacht zu beherbergen, und wenn
es sich um Kranke handelt, noch länger. [...] Sie werden gut aufgenommen und
für eine Nacht versorgt; wegen des großen Zulaufs sollen sie sich gegenseitig
Platz machen .« 24 Bei der Gründung
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