Auf dem Weg nach Santiago
des
Hospizes von Cadillac gibt der Herzog von Épernon an, es sollten »sechs Betten
eigens für bedürftige Pilger bereitgestellt sein, die zwei Nächte beherbergt
und mit Heizung und Essen versorgt werden müssen«. Das Hôtel-Dieu in Nantes
gestattet einen Aufenthalt von 24 Stunden.
Manier notiert, daß man in Burgos drei
Mahlzeiten bekommt, »die eine nach der anderen immer magerer werden. Bei der
ersten Mahlzeit, dem Mittagessen, bekamen wir Suppe und Fleisch, mehr, als wir
essen konnten, dazu ein Pfund ausgezeichnetes Weißbrot und einen Schoppen guten
Wein. [...] Wir begaben uns anschließend zur Kathedrale. [...] Dann gingen wir
zum Abendessen ins Hospital zurück. Es gab dunkleres Brot als am Mittag und für
jeden eine halbe Portion Fleisch ohne Wein, und dann ins Bett .« 25 In Paris verlassen Manier und seine Freunde das Hospital Saint-Gervais,
zweifellos wegen des großen Andrangs; sie werden aber auf Kosten des Hauses
anderswo untergebracht, zwei von ihnen im Wirtshaus zur »Fleur de Lys Double«,
Rue Jean-Painmollet, und die beiden anderen in der Rue Saint-Antoine bei einer
Privatperson. 26 In Ingrandes im Poitou schläft dieselbe Gruppe in
einer verlassenen Herberge. Sie machen dann einen großen Umweg über Madrid und
müssen Hals über Kopf das Hospiz von Villarenta verlassen, weil Manier eine
Bedienstete angerempelt hat.
Laffi und sein Gefährte, der Maler,
kümmern sich stets sehr um die Qualität der Unterkunft. In bester Erinnerung
behalten sie das Hospital San Juan de Ortega, wo »die Patres sehr reich sind
und den Pilgern große Nächstenliebe erweisen«; oder jenes in Villafranca-Montes
de Oca, wo man, wie gesagt, »sehr gut zu essen« bekommt. Der Priester aus
Bologna erwähnt das prächtige Refektorium im Kloster zu Sahagún, einer Stadt,
wo »es mindestens vier Herbergen gibt«; seine Begeisterung aber gilt dem Hospiz
von Burgos: »Den Ausmaßen nach gleicht es einer Stadt, so sehr, daß es meiner
Ansicht nach in Spanien kein ähnliches mehr gibt. Es kann zweitausend Personen
aufnehmen, und die Pilger werden hier sehr gut versorgt, denn das Essen ist
vorzüglich, und auch die Schlafmöglichkeiten sind ausgezeichnet. 27 Zweitausend Personen! Vielleicht übertreibt Laffi in seiner Begeisterung. In
Puente la Reina findet er kein Gasthaus, jedoch drei Hospitäler. In León steigt
er im Hospital San Marcos ab, »einem sehr großen und sehr reichen Haus«,
bemerkt er, fügt aber hinzu, daß man hier für jede Nacht in den Pilgerstab eine
Kerbe schneidet, »wie es noch in Burgos geschieht«. 1524 führt die Hausordnung
des Königlichen Hospitals von Santiago denselben Brauch ein, um sicherzugehen —
so wird erklärt — , daß der Aufenthalt der Pilger in
diesem Haus »nicht fünf Nächte im Winter und drei im Sommer überschreitet«. 28
Der Deutsche Herman Künig legt weniger
Wert auf die Qualität als auf die Quantität der in den Herbergen aufgetischten
Nahrung; hinsichtlich des Hospitals von Pamplona begnügt er sich mit der Bemerkung:
»Dar jnne gybt man wyn und brot .« Doch dann schreibt
er weiter: »Zu der lyncken hant ist der spital unser lieben frawen / Man gibt
da gern umb gots willen des salt sich frawen .« In
Villafranca-Montes de Oca empfiehlt er das Hospital »La Reina«: »Dar jnne gybt
man den brudern eyn gute prebend .« In Nájera stellt er
fest: »In den spitalen hastü allen dynen willen«, wie auch im Hospital del Rey
in Burgos: »Dar jnne gybt man satt zu drincken und zu essen .« 29
Die Einrichtung der Herbergen ist eher
einfach. Die Betten, falls es solche gibt, sind viel häufiger mit Stroh als mit
Federn ausgestopft, wie es die Rechnungsbücher des Hospitals von Toulouse
beweisen, in denen regelmäßig ganze Wagenladungen Stroh für die Betten der
Pilger aufgeführt werden. Es sind große und breite Betten, in denen man
gewöhnlich zu zweit schläft; oft sind es testamentarisch vermachte Geschenke
frommer Spender; sie haben entsprechend ihren Mitteln oder ihrem Bedürfnis nach
Ablässen Geld für ein Bett, für zwei oder auch für zwölf, gemäß der Zahl der
Apostel, vermacht. Johanna die Wahnsinnige, die Mutter Kaiser Karls V., schenkt
der Bruderschaft von Compostela hundert Betten »für die armen Pilger«. 30
Manier ist fast immer zufrieden mit
seinen Übernachtungen; er stellt freilich keine hohen Ansprüche. In Leon
begegnet er einem Priester, der Verwalter im Antoniushospital ist und die vier
Pikarden dorthin führt: »Er ließ uns auf Holzpritschen in
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