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Auf dem Weg nach Santiago

Auf dem Weg nach Santiago

Titel: Auf dem Weg nach Santiago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Noel Pierre / Gurgand Barret
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Hintern, damit
er aufhöre zu lachen. Alle beide tun, als würden sie schlafen.
    »[Der Wirt kam] mit der erwähnten
Strohfackel herauf an unser Bett heran. Er leuchtete uns ins Gesicht. Wir
spielten so gut die Schlafenden, daß er wahrscheinlich nichts zu sagen wußte,
als er zu seiner Frau hinunterkam; wir schliefen, meinte er zu ihr, und legte
sich wieder hin.
    Ungefähr eine gute Stunde später,
nachdem Wirt und Wirtin wieder eingeschlafen waren, hob auch ich wie mein
Gefährte das Bettuch und pinkelte ins Bett, so daß es wieder wie zuvor
durchtropfte auf das Bett der beiden unten. Wieder stand der Wirt auf .« Tatsächlich zündet er aufs neue seine Strohfackel an und
steigt hoch; die beiden Pilger schlafen in ihrem Bett anscheinend den Schlaf
der Gerechten. Er geht brummend wieder hinunter und legt sich schlafen. Zwei
Stunden danach stehen Jean de Tournai und Sire Guillaume beim Mondschein »ganz
einfach« auf und verschwinden durch »die Haustür«, ohne sich um die Rufe des
Wirts zu kümmern. 16 Die beiden Gesellen haben diese Nacht sicher
nicht zu teuer bezahlt.
    Jean de Tournai entdeckt in den
spanischen Wirtshäusern eine weitere Mißlichkeit: die Prostitution. Das ist ihm
seit Navarra aufgegangen; hier hat er den Eindruck, in »Bordellen« zu
übernachten. »Dort, wo die Frau den Wein an der Tür verkauft, dort sind Dirnen
im Haus. Und diese Dirnen machen sich an jeden Einkehrenden heran; sie reizen
den Mann in ihm und er die Frau in ihr. [...] Und ebenso, wenn man auf dem
Zimmer ist und die Kammer der Dirne sich etwas weiter weg befindet, ist es
üblich, daß diese Dirne und der Mann, welche miteinander schlafen wollen, sei
es bei Tag oder bei Nacht, auf dem Hin- und Rückweg mitten durchs Zimmer
gehen.« 17
    Wir wollen nicht vergessen, daß sich
Jean auf einer frommen Reise befindet; er ist auf der Hut. An einem anderen
Abend in einem anderen Wirtshaus: »Nachdem wir zu Abend gegessen, nachgerechnet
und bezahlt hatten, war sich unser Wirt sehr wohl darüber im klaren, daß wir zu
leben verstanden. Er fragte uns also, ob wir nicht auch ein wenig andere
Freuden kosten wollten. Ich antwortete nein, denn es schien mir, solche Späße
geziemten sich für Pilger nicht. Einer aber meinte: ›Das tut sicher nicht weh‹,
und sogleich holte unser Wirt seinen Tamburin und sein Flageolett und spielte
uns Lieder und Tänze nach dortigem Brauch, und wir tanzten alle .« Jean de Tournai gesteht, daß er trotz seiner Müdigkeit
und seiner Grundsätze »drauflos« tanzte, sich aber nicht zu weiteren
Unternehmungen hinreißen ließ. »Wir gingen schlafen .« 18 Er weiß zu unterscheiden.
    Wir wissen nicht, ob der englische
Anonymus in der Tugend festblieb. Auf jeden Fall wendet er im Baskenland seinen
Blick nicht ab:
     
    Les femmes sont coiffées de parures
    Qui ressemblent à des mitres
    Elles sont vêtues de manteaux rayés
    Et beaucoup sont femmes de mauvaise vie . 19
     
    Die Frauen tragen Haarschmuck,
    Der Bischofsmützen ähnelt.
    Sie sind in gestreifte Mäntel
gekleidet,
    Und viele führen schlechten
Lebenswandel.
     
    Im Baskischen ist es auch, wo sich von
Harff übersetzen läßt, wie man Mädchen zum Beischlaf bittet.
    Daß die Frauen den vier Pikarden der
Manier-Gruppe nicht gleichgültig sind, das war zu erwarten. In Cacabelos, kurz
hinter Ponferrada, »schäkerte Delorme, einer von uns, mit den jungen
Spanierinnen. Es fehlte wenig, und zwei spanische Infanterieoffiziere hätten
ihn mit ihren Säbeln niedergehauen, wenn ich ihn nicht bei ihnen entschuldigt
hätte .« Einige Zeit darauf verursacht Hermand einen
Zwischenfall. »Wir waren genötigt weiterzugehen wegen eines der Unsrigen [...];
er hatte sich mit der Dienerin des Hospitals angelegt. Sie blieb ihm nichts
schuldig. Er packte sie am Arm und warf sie die Treppe hinunter; wir hatten
gerade noch die Zeit, uns davonzumachen, sonst hätte man uns tüchtig verprügelt .« Anderswo betreten sie eine Badestube — deren angenehme
Seiten sie freilich nicht ausnutzen: »Die Person, die uns alles erklärte, war
wirklich reizend und tat es mit wahrer Lust. Es war eine junge Frau, die hier
diente, eine wahre Schönheit! Sie brachte uns das
Essen. Einer von uns ließ sich einfangen .«
    In Pons, nicht weit von Bordeaux
entfernt, stiegen sie in dem schönen Hospiz ab, das zu beiden Seiten der Straße
liegt. »Wir schliefen im Hospital, in dem eine Konkubine war. Einer von uns
verliebte sich blind in sie .« 20 Sie bleiben
zwei Tage hier; ob wegen der Dirne, ist

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