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Auf dem Weg nach Santiago

Auf dem Weg nach Santiago

Titel: Auf dem Weg nach Santiago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Noel Pierre / Gurgand Barret
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davon
Zeugnis.
    Es handelt sich um ein altes
Pilgernotizbuch mit Pergamentdeckel, auf dessen Innenseite zu lesen ist:
»Gonatpan ene lagunaq parthy hebety et eta ginco jauna oyhoy utcul guitian
yrousquy« (Auf, Kameraden, gehen wir weiter! Und dich, Herr und Gott, bitte
ich, daß wir wieder glücklich zurückkommen). Auf der neunten Seite stehen drei
Worte: »Bil Amouina Hanix« (Sammelt viele Almosen); zwei Strophen umrahmen
diese Worte:
     
    Gente Honnac Guguirade
    Pellegriac
    Couin Jouaiten Beikira oray
    Saint Jaqueserat
    Othoi Eman Jçgagucie
    Cerbait Amouina
    Recompenxaturen cutie
    Celuco Ginco Jaunac.
    Esquer dereiciet Hanitx
    Cien Hontarcunaz
    Bai eta ene ducien
    Boronthate Hounaz
    Qincouac cutie phacaturen
    Bere Gracia Saintiaz
    Bay eta nic Preseniían
    Pater Avemaria Gloriaz . 38
     
    Liebe Leute
    Wir sind Pilger,
    Die jetzt nach
    Santiago ziehen.
    Ich bitte euch,
    Gebt uns ein Almosen.
    Gott der Herr im Himmel
    Wird es euch lohnen.
    Ich danke euch
    Für eure Güte
    Und auch für das Wohlwollen,
    Das ihr mir erweist.
    Gott in seiner großen Gnade
    Wird es euch vergelten
    Und auch ich jetzt durch ein
    Paternoster, ein Ave
    und ein Gloria.
     
     
    Gott wird es euch vergelten, und Sankt
Jakobus. Am anderen Ende der Bruderliebe, dort also, wo sie erwiesen wird,
rechnet der Geber damit, daß sein Almosen in dieser Welt ihm drüben ein
Guthaben für seine Seele erwirkt. »Betet für uns in Compostela !« — so vernehmen die Pilger im Vorübergehen. Das ist
übrigens der tiefere Sinn der testamentarischen Verfügungen zugunsten der
Pilger. Im Jahre 1516 hat Pierre Potier, Priester an der Kirche Sainte-Colombe
in Bordeaux, »gewollt und bestimmt, es solle aus Liebe zu Gott armen Pilgern,
die zum großen Herrn Sankt Jakob gehen oder von ihm herkommen, als Almosen
Brot, Wein und anderes im Wert bis zu fünf Bordeaux-Franken gegeben werden
[...], damit die Armen, die das genannte Almosen erhalten, zu Gott für seine
Seele und die Seelen seiner verstorbenen Eltern und Freunde beten und dazu auch
gehalten seien«. 39 1573 vererbt Francesco de Baruquis, ein Edelmann
aus Florenz, der Kaufmannsbruderschaft Notre-Dame de la Major in Avignon die
nötigen Summen, damit »jedem italienischen Pilger, der sich nach Compostela
begibt, drei oder vier Sous überreicht werden«. 40
    Eine Anzahl von Almosen wird so von
Fürsten, Bischöfen und Klöstern auf regelmäßige, ja sogar institutionalisierte
Weise gewährt — zusätzlich zu jenen Almosen, wie sie in Hospitälern und
Armenhäusern üblich sind. Eine der berühmtesten Almoseneinrichtungen ist die an
der Kathedrale zu Pamplona.
    Herman Künig berichtet von ihr im Jahre
1495: »In dstat gibt man vil brudern zu drincken und zu essen / By der heubt
kirchen des saltn nicht vergessen .« Fast zwei
Jahrhunderte später vergißt es Laffi tatsächlich nicht. »Während das Hochamt
gesungen wird«, so erzählt er, »gibt man zwölf Pilgern an der Kirchentür auf
einem Tischtuch zu essen; alle Pilger müssen zuerst zum Kücheneingang gehen, wo
ihnen der Koch einen Napf mit Fleischbrühe reicht (anstelle unseres Eintopfs,
den man hier nicht kennt); wenn dann jeder seinen Napf hat, müssen sich alle in
Reihe aufstellen und prozessionsweise mit ihrer Fleischbrühe zur Kirche ziehen.
Jeder setzt sich dort an seinen Platz am Tisch. Dann kommt ein anderer Mann mit
einem Korb voll Brot und reicht jedem Pilger ein Stück. Wieder ein anderer kommt
mit einem großen Kessel voller Fleisch und teilt jedem eine Portion zu.
Schließlich tritt noch ein anderer heran und gibt jedem eine Scheibe
Schweinefleisch, und der letzte bringt den Wein, wovon er jedem ein Glas
einschenkt. So endet die Zeremonie .« 41
    Weitere fünfzig Jahre später kommt
Manier nach Pamplona. Um elf Uhr ist er in der Kathedrale. Das Menü ist nicht
mehr dasselbe: »Es gab Suppe, Kabeljau, ein kleines Stück Weißbrot und zwei
Glas Wein, und dies drei Tage hintereinander .«
    Manier ist nicht der Mann, der eine
Geste der Nächstenliebe vorübergehen läßt, ohne die Hand hinzustrecken. Auf
seinem Umweg über Madrid begibt er sich an die richtigen Adressen: »Am 2 3.
gingen wir ins bischöfliche Palais und baten um eine Gabe, was der Bischof
gewährte: jedem eineinhalb Pfund Brot«; im Kloster zu Sobrado bekommt er Suppe
und ebenfalls eineinhalb Pfund Brot; »anschließend begaben wir uns in das
Kloster Sankt Franziskus und baten dort um Almosen«.
    Um nicht mit der Gendarmerie in
Konflikt zu kommen, erbittet er beim

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