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Auf dem Weg zu Jakob

Auf dem Weg zu Jakob

Titel: Auf dem Weg zu Jakob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Adams
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in den Verkehr und halte jetzt locker mit den Autos schritt. Wind kommt auf, wird immer heftiger. Bis zum Campingplatz sind es von hier aus wohl 3 km. Ich suche mir einen Weg durch das alte Viertel zur Fußgängerbrücke. Ich überquere dabei einen großen Platz mit einer Kathedrale und arbeite mich durch die engen Gassen. Prompt finde ich die Fußgängerbrücke, über die ich jetzt wie der Teufel düse. Mitten auf der Brücke begegnen mir Chris und Alex, beide frisch gewaschen und gestriegelt auf dem Weg in die Stadt. Ich rufe ihnen zu, dass es gleich ein heftiges Gewitter geben wird. Aber sie meinen, dass das nichts mache und gehen weiter. Kaum habe ich den Eingang des Campingplatzes erreicht, spüre ich die ersten Tropfen. Ich werfe mein Rad in die Hecke, pflücke meine Klamotten ab, schleudere meine Wanderstiefel ins Zelt und springe hinterher.
    In der nächsten Stunde tobt draußen der Weltuntergang. Blitz und Donner in einer ungekannten Sequenz! Absolute Wassermassen werden über mein Zelt ausgekippt. Dann klopft es von allen Seiten. Petrus beschießt mein Zelt mit kirschgroßen Hagelkörnern. Aber das ist nicht alles, er hat noch mehr im Programm. Kurz vor Schluss schickt er noch einen kräftigen Sturm durch die Vegetation. Ich höre Äste abrechen und auf Zelte und Wohnwagen knallen. Durch die Hecke bin ich relativ gut geschützt. Und dann, so plötzlich wie es begonnen hatte, so schnell hört es auch wieder auf. Ich öffne mein Zelt und schaue heraus. Meine Parzelle steht etwas unter Wasser. Auch unter dem Zeltboden patscht es. Drinnen ist zum Glück aber alles trocken. Auf dem Zelt liegen ein paar kleinere Zweige, und überall noch Hagelkörner, die, wie ich später in Erfahrung bringe, im Gebirge hühnereigroß gewesen sein sollen.
    Nachdem die schwarze Wolkenwand abgezogen ist, kommt auch gleich wieder die Sonne und heizt alles weg. Ich fahre erneut in die Stadt, um die Suche nach einer Autovermietung fortzusetzen. Die Touristeninformation ist inzwischen geöffnet und ich werde zu zwei Autovermietungen an der Gran Via gelotst. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, ein ganzes Fahrrad in einen kleinen 3er Peugeot zu stopfen, aber die Vermieterin ist sich ganz sicher, dass das schon passen wird. So, es ist also vollbracht. Ich habe einen Wagen gemietet, den ich bis Santiago behalten und dort abgeben kann. Ich fühle mich erleichtert, frage mich aber gleichzeitig, ob ich wirklich das richtige getan habe. Habe ich zu schnell aufgegeben? Mache ich jetzt nicht das, was ich jederzeit machen könnte? Ferien mit dem Auto? Ich wollte doch der Natur nahe sein und romantische Wege radeln. Aber waren da nicht ungeahnte Hitze, viel zu steile Hügel, und nicht wenige davon, und viel zu viel Gepäck?
    Fühlte ich mich bisher als Teil der Pilgergemeinde, so bin ich jetzt nur ein ordinärer Tourist. Vielleicht wäre es jetzt nach dem Gewitter nicht mehr so heiß? Ja, vielleicht, aber die Steigungen, sie sind noch immer da. Und was von meinem Gepäck hätte ich nach Hause schicken sollen? Klar, meine Fotoausrüstung samt der Filme wiegt einiges, aber keine Fotos machen, das kommt gar nicht in Frage. Nicht in meinem Zelt übernachten? Die Frage hatte ich mir schon gestern beantwortet. Werkzeuge zur Fahrradreparatur? Auch da habe ich ökonomisch ausgewählt. Ist leider unverzichtbar. Zu viel Garderobe? Ich meine nein. Im nachhinein frage ich mich, ob ich nicht doch eine Ersatzhose und ein T-Shirt oder Pulli zuviel dabei hatte? Im Moment aber finde ich es schwer zu entscheiden, was ich hätte weglassen sollen. Auch in der kleinen Kulturtasche glaube ich nur das Nötigste zu haben. Das Handtuch ist ein leichtgewichtiges Trekkinghandtuch. Medizin? Ich habe für alle Fälle eine kleine Auswahl an Medikamenten dabei, alles in kleine Plastiktütchen verpackt, nur mit Beipackzettel. Dann trage ich noch Besteck und einen Plastikteller mit mir herum. Hier würde ich beim nächsten Mal abspecken. Erst später auf meiner Tour entdecke ich, dass man als Einzelperson genauso billig, vielleicht sogar noch billiger essen gehen kann, als sich aus dem Supermarkt zu verpflegen, wo man meist Lebensmittel wegwirft, da man nie kleine Packungen kaufen kann.
    Das Fazit kann ich eigentlich erst nach der Tour ziehen. Das nächste Mal würde ich mich noch stärker einschränken. Eine Radlerhose und eine zivile Hose, in der ich auch radeln kann, müssen reichen. So auch nur zwei statt drei Tops, zwei statt drei T-Shirts und drei bis vier Unterhosen. Die

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