Auf dem Weg zu Jakob
Stadtteil förmlich mit dem roten Sandsteinfelsen verwachsen zu sein scheint. Aber es ist Mittagszeit und alles ist mal wieder geschlossen. Ich beschließe später noch einmal wiederzukommen und jetzt erst mal zum Kloster von San Millán de Yuso zu fahren und dort auch das kleine Bergkloster Yuso in Augenschein zu nehmen. Mit dem Mietwagen bin ich nun flexibler.
Das Landschaftsbild, das sich mir auf der Fahrt dorthin bietet, ist schön. Ziegelrote Töne spielen mit Ockerfarben auf dem flachwelligen Gelände.
Wenn das Grün nicht von den zahlreichen Weinfeldern stammt, dann von saftig grünen Bäumen in der Flussaue. In der Ferne zeigt sich schon der gewaltige San Lorenzo mit seinen stolzen 2.232 m, dessen Hochtäler auch jetzt noch mit Schnee bedeckt sind.
Die Ortschaft San Millán de Cogolla mit dem Kloster Yuso liegt dem Berg Quasi zu Füßen. Der gewaltige Klosterkomplex San Millán de Yuso ( Seite 86) wurde im Jahr 1030 von König Don García Sanchez III, dem Sohn der Brückenstifterin Doña Major aus Puente la Reina, der auch das Kloster in Nájera bauen ließ, in Auftrag gegeben.
Von dem ursprünglichen Gebäude ist heute allerdings nicht mehr viel zu sehen, denn zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert wurden zahlreiche Modernisierungen durchgeführt. Vor mir steht ein Kloster im klassizistisch barocken Stil, das früher ein Kulturzentrum war. Hier arbeiteten eine Reihe von Mönchen, die Manuskripte kopierten, so auch das älteste bekannte Schriftstück in spanischer Sprache. In der Klosterbibliothek kann man alte Handschriften und Bücher aus dem 10. Jahrhundert bewundern. Auch sehenswert ist der mit Elfenbein verzierte Reliquienschrein von St. Millán, der, wie der Name des Klosters schon besagt, hier verehrt wird, und mehr noch, dem gewissermaßen die Existenz dieses Klosters zu verdanken ist.
Schon vor der Errichtung des Klosters Yuso gab es ein kleines Kloster etwas höher in den Bergen gelegen. In diesem Bergkloster mit dem Namen Suso lag der heilige Aemilian (= San Millán) begraben. Aemilian selbst lebte zu den Zeiten der großen Völkerwanderung (473-574). Er war ein einfacher Hirtenjunge, der von einem Eremiten jedoch einiges gelernt hatte, später dann einsam in den Bergen lebte, Wunder vollbracht und vielen Menschen geholfen haben soll. Die Westgoten, die stark zur Verbreitung des Christentums in Spanien beitrugen, waren sehr beeindruckt von Aemilians Taten, Als Aemilian starb, setzten sie ihn im Kloster Suso bei.
Als später die Mauren angriffen, wurde das kleine Kloster zerstört. Man baute es 984 wieder auf, aber kurz darauf zerstörten es die Araber unter Almansor erneut. Das kleine Kloster war also offenbar kein sicherer Ort für die Gebeine des San Millán, und so entschied man sich, sie woanders hin zu bringen. Laut Legende geschah bei dieser Aktion nun das Wunder, das zur Gründung des Klosters Yuso führte. Angeblich konnten die Träger der Überreste San Milláns sich plötzlich nicht mehr bewegen und blieben wie gelähmt an der Stelle stehen, an der heute das Kloster San Millán de Yuso zu finden ist.
Es gibt allerdings auch eine andere Version der Geschichte, wonach die Gebeine von San Millán schlicht und einfach geraubt wurden. Die Diebe wurden jedoch schnell entdeckt und mussten zur Strafe an der Stelle, an der sie gestellt wurden, ein Kloster erbauen. Waren es zunächst Benediktiner, die das Kloster betrieben, übernahmen Ende des 19. Jahrhunderts Augustiner die Anlage.
Natürlich ist auch das Kloster San Millán geschlossen. Ich will deshalb am folgenden Tag noch einmal zu den Öffnungszeiten kommen. Der große Parkplatz, der auch für viele Busse Platz hat, hätte mir eigentlich sagen sollen, dass dieses Kloster mittlerweile eine Touristenfalle ist. Mit Hunderten von anderen Menschen jeglicher Nation versuche ich am Tag drauf in das Gebäude zu gelangen. Man erhält offenbar nur Einlass, wenn man einer muttersprachigen Gruppe angehört.
Ich muss warten und werde dann einer Gruppe deutscher Bustouristen zugeordnet, die aber noch nicht groß genug ist, um eingelassen zu werden. Wir müssen warten. Das Chaos ist schließlich so groß, dass es gar nicht auffällt, dass ich mit einer italienischen Gruppe, die sofort startklar ist, losziehe. Einmal im Kloster, setze ich mich dann schnell von der Gruppe ab, wusele mich durch andere Gruppen, die stets an interessanten Punkten alles versperren und mache mich auf die Suche nach der Bibliothek. Nichts. Eine Kirche finde ich,
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