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Auf dem Weg zu Jakob

Auf dem Weg zu Jakob

Titel: Auf dem Weg zu Jakob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Adams
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begrenzt. Nachdem ein paar Hirten eine Erscheinung der Jungfrau von Puy hatten, entschied König Sancho Ramírez, im Jahr 1090 hier am Hang einen Ort zu gründen. Zunächst als Frankensiedlung namens Lizarra begonnen (heute Stadtkern um Plaza San Martin herum), entwickelte sich der Ort schnell durch die günstige Lage direkt am Pilgerweg als Handels- und Marktzentrum. Natürlich gibt es hier auch jede Menge historischer Gebäude, denn nicht umsonst steht seit 1956 der gesamte Stadtteil San Pedro de la Rúa unter Denkmalschutz. Viele Jahre lang war Estella, nicht alleine wegen des Reimes auch „La Bella“ (die Schöne) genannt, Residenzstadt der Könige von Navarra. Zu bewundern gibt's den Königspalast (ein romanischer Profanbau aus dem 12. Jahrhundert), die Paläste do Christobal und Gobernado , jede Menge Kirchen, einschließlich der Kirche San Pedro de la Rúa ( Seite 78) aus dem 12. Jahrhundert mit ihrer langen Treppe und dem Nordportal mit vielen Figuren. Ebenso faszinierend finde ich das etwas unförmige Kirchengebäude Santo Sepulcro , dessen gotisches Portal aus dem 14. Jh. im frühen Morgenlicht am schönsten wirkt. Mir ist nicht ganz klar, ob Santo Sepulcro noch genutzt wird, und wenn ja, in welcher Form. Als ich hinter das Gebäude trete, sehe ich, das der Kirchgarten Lämmern als Weide dient.
    Oberhalb von Santo Sepulcro befinden sich am Hang die Kirche Santa María Jus del Castillo , die möglicherweise am Ort einer früheren Synagoge erbaut wurde, und das frühere Kloster Santo Domingo , heute ein Altersheim. Früher standen auf der Anhöhe noch verschiedene Burgen (Belmercher, Zalatambor, Atalaya). Als sie im 16. Jahrhundert zerstört wurden, fiel dabei Material hinab in die Tiefe und beschädigte Teile des Klosters.
    In der Nähe der alten Puente de la Cárcel über den Río Ega tollen Kinder in Kanus. Ich quere den Fluss auf der Puente del Azucarero , von der das Panorama malerisch ist. Auf der Plaza de los Fueros , wo donnerstags Markt abgehalten wird, versucht jeder in einem Café auf der schattigen Seite gegenüber der gotischen Iglesia de San Juan (14. Jh.) einen Platz zu ergattern. Es ist proppevoll. So auch entlang der Calle Mayor , als die Geschäfte wieder öffnen.
    Am Fremdenverkehrsamt finde ich heraus, dass man in Estella keine Autos mieten kann. Es gäbe da vielleicht einen lokalen Anbieter oben in Arequi, aber die internationalen Firmen sind nicht vertreten. Mist, denke ich. Wie komme ich nach Logroño, der nächstgrößeren Stadt, wo es bestimmt überregionale Autovermietungen gibt? Es muss doch eine Busverbindung geben. Also mache ich mich auf und gehe zum Busbahnhof. Ja, das Fahrrad kann ich auch mitnehmen, sofern ich dem Rad ein Ticket für Übergepäck kaufe. Etwas erleichtert gehe ich jetzt für mein Abendessen einkaufen. Dann radle ich zum Campingplatz zurück und bereite mir mein Abendessen.
    Wenn man bedenkt, wie vielfältig die Spezialitäten der Region sind, bin ich ganz schön dumm, nicht irgendwo essen gegangen zu sein. Ich hätte die dünne Paprikawurst Txistorra probieren, mich an den Pimientos del Píquíllo, den roten Paprikaschoten, die im Herbst von den Mitgliedern der Landwirtschaftskooperative in Puente la Reine in speziell dafür gefertigten Öfen geröstet werden, satt essen, die Migas de Pastor, mit Knoblauch und spanischem Pfeffer in Olivenöl gebratene Brotkrumen kosten, oder Calerete bestellen können, ein geschmorter Eintopf aus Kartoffeln, Gemüse und Lammfleisch. Dazu ein schöner Clarete, ein Roséwein, als Nachtisch vielleicht noch ein paar Canutillos, mit Sahne gefüllte Keksröllchen, und abschließend zur besseren Verdauung noch ein Anisschnaps mit eingelegten Schlehen, den Pacharán.
    Kaum bin ich fertig mit meiner spartanischen Mahlzeit, da kommt doch plötzlich Anita, die Belgierin, die ich schon in Roncesvalles getroffen hatte. Sie baut ihr Zelt neben meinem auf. Noch eine Parzelle weiter stellen jetzt noch zwei ältere Herren, die auch per Rad unterwegs sind, ihre Hütte auf. Das sind Erik und Chris aus Amsterdam, wie sich später herausstellt. Auch sie sind bereits seit Holland dabei und schon die ganze Strecke hierher geradelt. Die drei haben noch nichts gegessen und gehen in die Campingplatzkneipe. Ich schließe mich ihnen an, sitze mit ihnen und trinke etwas. Die Konversation findet abwechselnd in Englisch, Deutsch oder Niederländisch/Flämisch statt. Alle drei haben schon Hunderte von Kilometern auf dem Buckel, und ich? Drei Tage lang habe

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