Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf dem Weg zu Jakob

Auf dem Weg zu Jakob

Titel: Auf dem Weg zu Jakob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Adams
Vom Netzwerk:
aber das Gebäude ist verschlossen. Neben einer angeblich sehenswerten Kirche verfügt das Kloster über ein Museum und das Grabmal von Doña Urraca López de Haro (13. Jh.).
    Von hier aus mache ich einen Abstecher nach Azofra. Wäre ich heute morgen den Weg durch die Weinfelder ganz zu Ende gefahren, wäre ich nach Azofra gelangt. Es ist sozusagen von Nájera aus die nächste Anlaufstation für die Pilger. Früher hatte es hier einmal viele Hospitäler und Gasthäuser gegeben, aber heute ist es nur ein kleines Bauerndorf mit einer kleinen Pilgerherberge und einer Dorfkirche, die über einen Santiago Peregrino verfügt.
    Irgendwo soll es hier auch noch eine alte Gerichtssäule geben, die Rollo de Azofra , aber ich kann sie nicht finden. Das Dorf verfügte über die juristische Autonomie, hier vor Ort Recht zu sprechen. Selbstverständlich waren solche Rollen auch ein Symbol des Degens der Justiz und hatten die Aufgabe, etwaige Übeltäter schon vor der Tat abzuschrecken.
    Es ist fast schon erstaunlich, wie viel man „schaffen“ kann, wenn man im Auto umherreist. Ich habe jetzt noch genug Zeit, um nach Santo Domingo de la Calzada zu fahren.
    Der Ort kann auf eine lange Pilgertradition zurückblicken. Santo Domingo (1019-1109), der Namenspatron der Stadt, wurde in den Klöstern Valvanera und San Millán ausgebildet und lebte später als Einsiedler am Río Oja. Die Römerstraßen waren seinerzeit mehr als überholungsbedürftig und einen Pilgerweg als solchen wie es ihn heute gibt, gab es damals noch nicht. Häufig traf Domingo auf herumirrende Pilger, die verzweifelt nach einer Möglichkeit suchten, den Oja zu überqueren. Besonders im Frühjahr führte der Fluss manchmal große Wassermassen. Pilger waren oft halsabschneiderischen Fährleuten ausgeliefert. Für Domingo war klar, hier muss eine Brücke gebaut werden. Natürlich reichten seine finanziellen Mittel dafür nicht, und so involvierte er König Alfons VI, der sich dann am Brücken- und Straßenbau in dieser Region beteiligte.
    1044 entstand hier eine Brücke mit 24 Bögen. Das sprach sich schnell herum und brachte immer mehr Menschen an diesen Ort. Dieser Effekt, wie schon von anderen Städten berichtet, potenzierte wiederum die Entwicklung des Ortes. Als nächstes wurde eine Herberge benötigt, die Domingo sogar selbst leitete. Es folgten ein Hospital und eine Kathedrale, in der Domingo später auch bestattet wurde. Aufgrund seiner Verdienste für die Pilger wurde er heilig gesprochen.
     
    Der Dienst am Pilger wird heute weitergeführt von der Laienbruderschaft „Confradia del Santo“. Alle zwei Monate geben sie eine Zeitschrift zur Pilgerforschung heraus. Auch verfügen sie über eine gute Jakobsbibliothek. Im Casa del Santo , der Administration der Brüderschaft, liegen Bücher mit den Eintragungen der Pilger aller Länder.
     
    Ich fahre einmal längs durch den Ort, bevor ich einen Parkplatz finde. Diverse Busse sind entlang der Hauptstraße abgestellt oder entlassen zumindest ihre Passagiere, bevor sie woanders parken fahren. Ob das wieder so eine Strapaze wird wie in dem Kloster Yuso in San Millán heute morgen? Hätte es hier kein „Hühnerwunder“ gegeben, wäre es bestimmt nur ein stinknormales Landstädtchen.
    Ich parke schließlich in einer Seitenstraße gegenüber der Kirche Convento San Francisco mit ihren Storchennestern. Ein zahnloser alter Mann nuschelt mir etwas von den Störchen vor. Ich glaube, er erzählt mir, welcher Vogel mit wem verwandt ist und wie viele Jahre welche Tiere hier schon zum Brüten kommen. Die Störche bedeuten ihm viel. Zwei Vögel legen ihren Kopf zurück und zeigen uns, wie schön sie mit ihren Schnäbeln klappern können. Irgendwann tut mir mein Nacken weh vom Hochgucken und ich überzeuge den alten Mann, dass ich mich jetzt unbedingt dem Hühnerwunder zuwenden muss.
     
    Ich betrete die Kathedrale San Salvador , die, wie auch die Kathedrale in Santiago, eine typische Pilgerkirche ist. Das dreischiffige Gebäude hat hallenartige Ausmaße. Die Pfeiler sind gebündelt und gehen in ein netzartiges Gewölbe über. Wurde mit dem Bau im Jahr 1098 begonnen, zeigen sich romanische, aber auch viele gotische Elemente. Der flämische Altaraufsatz von Meister Damian Forment (Renaissance) kam allerdings erst 1548 hinzu.
    Aber die absolute Attraktion dieser Kathedrale ist natürlich der Hühnerkäfig. Da sind doch tatsächlich zwei Vögel in einem vergoldeten Hühnerstall untergebracht. Das Federvieh wird angeblich

Weitere Kostenlose Bücher