Auf dem Weg zu Jakob
Kreuzgänge, Gemäldegalerien, aber keine Bibliothek. Ich hätte wohl doch mit der Gruppe gehen sollen. Natürlich könnte ich mich einer der vielen Gruppen hier anschließen, oder zumindest jemanden fragen, aber mir ist inzwischen kalt geworden. Kalt und irgendwie feucht-klamm. Ich will wieder raus.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Ansturm auf das kleine mozarabische Bergkloster Yuso ähnlich schlimm ist und fahre hinauf. Zum Schutz vor der heißen Sonne oder schlechtem Wetter hatten die Hirten früher Höhlen in den Lehmhang gegraben. Auch Aemilian soll in so einer Schutzhöhle gelebt haben. An der Stelle, wo heute das kleine Bergkloster steht, gab es drei Aushöhlungen. In einer davon soll angeblich früher San Millán begraben gelegen haben, bevor seine Überreste nach Yuso hinuntergebracht wurden. Wie bereits erwähnt, wurde das kleine Kloster zweimal zerstört, bevor es im 11. Jahrhundert mit dem heutigen Erscheinungsbild neu erbaut wurde. Frühromanische, westgotische und arabische Elemente sind hier verschmolzen. 1997 wurde das Gebäude zum Weltkulturerbe erklärt. Umfangreiche Bauarbeiten sollen es auch weiterhin der Nachwelt erhalten und hölzerne Stützpfeiler schützen es vor dem Sturz den Hang hinunter. Es dürfen immer nur zehn Besucher gleichzeitig hinein. Es ist zwar längst nicht so voll hier oben wie in Yuso, aber es mangelt auch nicht gerade an Individualtouristen und so muss ich eine Weile warten.
Ich fahre wieder zurück und erkunde den Campingplatz Berceo hier in der Nähe in der gleichnamigen Ortschaft. Er liegt unten am Fluss, erscheint mir aber in einem ziemlich desolaten Zustand. Ich bin froh, mich für Camping El Ruedo in Nájera entschieden zu haben. Meine ursprüngliche Überlegung war, möglicherweise hier zu campen und per Rad einen Ausflug in das Tal Richtung Monte San Lorenzo, der die beiden Klöster überragt, zu machen.
In Nájera gehe ich jetzt das 1052 gegründete Kloster Santa María la Real angucken. Sancho III, seine Ehefrau Estefanía sowie seine Mutter Doña Mayor hatten das Marketing ihrer Zeit gut im Griff. Sie hatten verstanden, dass ein Wunder meist auch ein ökonomisches Wunder nach sich zog. Und so ist es nicht verwunderlich, dass sich auch um die Entstehung dieses Franziskanerklosters eine Legende rankt: Sanchez III ist auf der Jagd und plötzlich kommt eine Taube vorbei. Sofort setzt er seinen Jagdfalken auf sie an. Beide Vögel verschwinden in eine Höhle. Sancho folgt ihnen. Doch da sieht er, wie tief in der Höhle die beiden Vögel am Fuße einer in gleißendes Licht gehüllten Marienfigur friedlich nebeneinander sitzen. Sancho ist auf der Stelle klar, hier muss ein Kloster gebaut werden. Zum Andenken an diese Begebenheit hat man eine Madonna mit Kind samt Taube und Falke aus Holz gefertigt.
In der Königsgruft des Klosters befindet sich die Ruhestätte für viele Könige und Infanten. Sind die Sarkophage der Männer oft mit Löwen dekoriert, finden sich bei den Frauen nicht selten Hunde als Motiv. Hier nun treffe ich auf einen Sarkophag, an dessen Fußende sich ein marmorner Hund flöht. Die Steinmetze von damals hatten Humor!
Die ursprüngliche romanische Kirche wurde 1422 durch eine gotische ersetzt. Beeindruckend ist die Wand des Altaraufsatzes, die nur so vor Gold glänzt. Wunderschön auch sind die spätgotischen, filigranen Verzierungen an den Bögen des Kreuzgangs.
Am nächsten Tag nutze ich den kühlen Morgen für einen Fahrradausflug. Ich fahre in die roten Berge und durch die dahinter liegenden Weinfelder. Nur ein paar Landarbeiter sind schon aktiv. Auf dem Rückweg ist es auch immer noch früh genug, eine Abzweigung Richtung Höhlen einzuschlagen, um die Stadt von oben im Morgendunst zu bewundern. Es ist einer von diesen Momenten, wenn man sich wünscht, die Zeit einfrieren zu können. Aber schon bald beginnt die Sonne wieder zu brennen und der sanfte Schleier hebt sich langsam.
Am Nachmittag desselben Tages inspiziere ich noch Baños . Ich stelle mir ein altes Kurbad vor, aber was ich finde ist ein todlangweiliger, heruntergekommener Ort, in dem es für mich unverständlich viele Banken gibt. Einen Bäcker treibe ich dann auch noch auf, aber das war's auch schon.
Ich fahre zurück und weiter nach Cañas , wo sich das 1170 von Zisterziensern gegründete Kloster Santa María de Cañas befindet. Angeblich wird es heute von Nonnen betrieben, aber ich sehe niemanden. Imposant ist es in diesem ansonsten eher unscheinbarem Dorf,
Weitere Kostenlose Bücher