Auf dem Weg zu Jakob
Granada, große Gebiete von den Mauren zurück zu erobern.
Unter Alfons X (1252-84), dem Sohn von Ferdinand III, auch El Sabio (der Gelehrte) genannt, wurde Kastilisch zur offiziellen Sprache erklärt. Dies war auch die Zeit, in der viele großartige Bauwerke errichtet wurden, aber es war auch eine Zeit, in der Fremden viel Intoleranz entgegenschlug und Andersgläubige geächtet waren. So ging es damals vielen luden an den Kragen und auch die Tempelritter wurden gnadenlos verfolgt.
Nachdem die Pest viele Menschen unabhängig von Herkunft oder Religion hat qualvoll sterben lassen, was das Land auch kulturell negativ beeinflusste, ging es eigentlich erst wieder nach der Eheschließung von Königin Isabella aus Kastilien und König Ferdinand aus Aragón voran, die auch als die Reyes Cathólicos (die Katholischen Könige) in die Geschichte eingegangen sind. Was auch immer sie in der Zeit von 1479 bis 1516 gemeinsam taten, auch wenn es nicht nur Gutes war, es hatte stets Hand und Fuß. Sie schafften es, die Iberische Halbinsel ganz und gar von der Maurenherrschaft zu befreien, waren aber auch sehr streng und intolerant gegenüber allem, was nicht katholisch war.
Es waren Isabella und Ferdinand, die 1492, demselben Jahr in dem die Mauren besiegt wurden, Christoph Columbus auf seine große Entdeckungsfahrt schickten - was Spanien später zur Kolonialzeit zu unvorstellbarem Reichtum verhelfen sollte. Isabella starb 1504 und Tochter Juana, die den Spitznamen „La Loca“ (die Verrückte) führte, bestieg den Thron Kastiliens, war aber absolut unfähig, sodass ihr Vater bis zu seinem Tod aushelfen musste. Hatte Juana es nicht gepackt, das Land zu regieren, so schaffte sie es, sich Philipp El Hermoso, den schönen Philipp der Habsburger, der einmal die Niederlande erben sollte, zu schnappen und zu ehelichen. Nach dem Tode Ferdinands ging der Thron direkt an Juanas 17-jährigen Sohn Carlos I, der kurz darauf auch noch von seinem Großvater väterlicherseits den Habsburger Besitz in Österreich übernahm.
Mögen die Herrschenden wohlhabend gewesen sein, die Einwohner des kleinen Ortes Redecilla sind es sicher nicht. Früher war der Ort allerdings einmal eine wichtige Pilgerstation. Sehenswert ist hier das steinerne Taufbecken, das reich verziert die Form eines Kelches hat.
Das Fahren auf der N-120 ist so nervtötend, dass ich nach einer Alternative suche. Meine Karte gibt nicht viel her, aber vielleicht existiert ja doch ein Weg von Dorf zu Dorf sozusagen? Ich biege ab Richtung Ebreus, aber ich werde nicht fündig und kehre ohne Erfolg zur Hauptstraße zurück.
Was mir sofort auffiel, ist die Größe der Felder in Kastilien. Waren Navarra und La Rioja eher von kleineren, oftmals dem Gelände angepassten Feldern geprägt, nicht selten Weinkulturen, so haben hier die meist mit Getreide bestandenen Felder plötzlich gigantische Ausmaße angenommen. Ich messe eine Feld aus, es ist tatsächlich einen ganzen Kilometer lang. Rationelle Anbaumethoden investitionsbereiter Landwirte sorgen dafür, dass hier hohe Erträge eingebracht werden.
Noch 56 km bis Burgos. Das Wetter verschlechtert sich ständig. Links von mir sehe ich Pilger durchs Feld kriechen, vorwärts gebeugt, um dem Regen zu widerstehen. Kurz hinter Castildelgado dürfen sich die Radfahrer einmal kurz in rasender Talfahrt gleich wieder auf die nächste Steigung freuen und erreichen Villamajor del Río . Links der Straße immer wieder klitschnasse Pilger.
Belorado,( Seite 94) eine alte Marktstadt, die heute eher von der Lederkonfektion lebt, ist erreicht. Der Ort mit seinem mit fränkischem und kastilischen Ortskern wirkt bei diesem Wetter allerdings wenig einladend. Bei einer kleinen Parkanlage halten sich ein paar total verregnete Fahrradpilger auf. Sie wirken alle geschlaucht. Ich wette, sie sehen nicht nur so aus, sondern sie sind es auch. Die Eglesia Santa María aus dem 16. Jahrhundert, die neben der Pilgerherberge liegt, hat einen Santiago Peregrino und die Eglesia de San Pedro aus dem 17. Jahrhundert einen Santiago Matamoros zu bieten. Die Brücke über den Río Tirón am Ortsausgang wurde übrigens von San Juan de Ortega gebaut, einem Schüler von Santo Domingo, der sein Leben auch den Pilgern verschrieben hatte.
Ein paar Kilometer weiter halte ich in Tosantos bei der Bar El Castaño -immerhin habe ich noch nicht gefrühstückt. Die freundliche Frau hinter dem Tresen rennt in ihren Hausschlappen hin und her und bedient die Kunden. Sie macht einen Kaffee
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