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Auf dem Weg zu Jakob

Auf dem Weg zu Jakob

Titel: Auf dem Weg zu Jakob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Adams
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gelben Pfeile durch das Gassengewirr. Geht aber trotzdem. Ich fahre ein Stück die N-120 entlang, gelange nach Las Quentanias , wo es Bäcker, Bar, Restaurant und auch Zimmer in einem relativ neu aussehenden Hotel gibt.
    Die Berge, bzw. eher Hügel, sind aus mergelhaltigem Material, jedenfalls zeigen die kahlköpfigen Erhebungen die für dieses Material typischen rundlichen Erosionsformen. Insgesamt steigt das Gelände wieder an. Ich überhole zwei Fahrradpilger. Einer tritt sich die Seele aus dem Leib, der andere hat schon aufgegeben und schiebt seinen Drahtesel. Ist man oben, glaubt man zunächst, eine Art Hochplateau erklommen zu haben, aber dann geht es doch wieder etwas runter.
    Ich biege Richtung Isar ab und erreiche kurz darauf Hornillos , eigentlich nur durch einen Hügel getrennt von Rabé, aber die Piste ist nicht für Fahrzeuge geeignet. Ich parke und spaziere durch das noch regennasse Dorf. Einige der Häuser scheinen noch aus dem Mittelalter zu stammen. Ich treffe auf einige gelbliche Katzen, die die gleiche Farbe wie die Häuser haben, harmonisch Ton in Ton, und eine ältere Frau, die gerade dabei ist, mit einem Reisigbesen Kuhfladen von der Straße zu fegen. In der Mitte des Dorfes steht eine kleine Kirche, vor der eine Säule mit einem Hahnendenkmal steht. Eigentümliches Monument - noch ein Hühnerwunder?
    Der Pilgerpfad zieht sich durchs Dorf und entschwindet wieder in der Weite der Landschaft. Ich muss jetzt wieder ganz außen herumfahren. Auf der Rückfahrt zur N-120 entdecke ich am Ortsausgang von Isar noch etwas Kurioses: lauter Türen, die in unterirdische (Kalkstein-) Höhlen führen.
    Dass diese spontane Idee, zur Burg zu laufen, ein Ausflug wird, von dem ich später noch den Rest des Jahres und darüber hinaus träumen werde, ist mir im Moment natürlich noch nicht klar.
    Die Straße führt schräg bergauf, aber nicht auf die Burg zu. Macht nichts, denke ich. Einen anderen Weg sehe ich nicht, und dieser führt wenigstens nach oben. Je höher ich komme, desto schäbiger sehen die Häuser aus, einige richtig verkommen. Das Dorf liegt mir zu Füßen, dahinter eine atemberaubend weite Felderlandschaft, der Horizont ganz weit weg. Von der Burg bin ich inzwischen ziemlich weit entfernt. Wie gerufen kommt da plötzlich ein alter Schäfer mit seiner Herde. Ja. Immer dem Weg nach. Es kommt dann eine Biegung, dann geht es wieder in die richtige Richtung.
    Die Biegung befindet sich im Windschatten. Kaum zu glauben, wie heiß es plötzlich ist, wenn die Sonne scheint. Ich muss meine Jacke ausziehen. Ein paar Minuten später habe ich sie wieder an, denn es gibt einen Schauer. Bei dem starken Wind kommt der Regen von der Seite, hört aber genauso schnell wieder auf, wie er begonnen hat. Nun scheint die Sonne. Ich bin fast froh über den Wind, da er jetzt eigentlich für eine ideale Temperatur sorgt.
     
    Es ist so unsagbar schön hier - alleine in der wunderschönen Natur voller Wildblumen. Alles blüht hier: roter Mohn, blaue Kornblumen, Margariten, irgendwas in lila, Klee in rosa und weiß, und viele lustige gelbe Blüten. Dazwischen Schmetterlinge. Und dann dieser Ausblick. Der Wind lässt die Kornfelder wie ein Meer aussehen, auf dem sich die Wellen türmen. Das Meer besteht allerdings aus lauter unterschiedlich großen Rechtecken von unterschiedlicher Schattierung, denn je nach dem, wie und wohl auch wann die Reihen gesät worden sind, gibt es Farbnuancen.
     
    Ich halte inne um den Anblick zu genießen. Wie im Bilderbuch, bloß ich bin mittendrin. Ich klettere auf einen großen Stein und sitze da und beobachte auch das Wetter, wie es immer besser wird. Die Wolken werden weißer und rasen immer schneller. Die Sonne hat Kraft, aber der Wind temperiert die klare Luft. Schräg gegenüber in der Ferne ist ein Höhenzug, in etwa ebenso hoch wie dieser Berg , aber mit einem längeren Rücken. Das ist der Mosteljares , über den der Pilgerweg hinweg führt. Ich kann den Camino sogar von hier aus erkennen. Den per Fahrrad zu erschieben ist bestimmt eine Tortur.
    Es ist jetzt nicht mehr weit zum alten Kastell, dem alten Castrum Sigerici aus dem 5. Jahrhundert, wie auch der Ort ursprünglich hieß. Es stammt noch aus der Westgotenzeit, und wurde im Jahr 882 von den Mauren zerstört, aber, wie mir der Campingplatzbesitzer später berichtet, hatten auch schon die Römer einen Ausguck hier oben.
    Ich entferne mich wieder vom Kastell und setze mich lieber noch mal auf den großen Stein und lasse die Zeit hier auf

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